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Robert Ritter: Ein Menschenschlag.Erbärztliche und - sifaz

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schien jedoch nur dann gegeben, wenn sich die Forschung von<br />

vornherein in dem Umfang organisieren ließ, der durch das<br />

ständige Umherziehen der Vagab<strong>und</strong>en bestimmt war.<br />

Die großen Schwierigkeiten lagen darin, daß keine Anhaltspunkte<br />

darüber zu gewinnen waren, in welchen Orten <strong>und</strong> zu<br />

welcher Zeit die einzelnen Vaganten geboren waren, wann <strong>und</strong> wo<br />

sie eine Ehe geschlossen, <strong>und</strong> wann <strong>und</strong> wo sie gestorben waren.<br />

Zur Klärung ihrer Abstammungs- <strong>und</strong> Verwandtschaftsverhältnisse,<br />

die ja die erste Voraussetzung für jede weitere Erbforschung<br />

bildete, ließ sich, wie sich das schon anfangs gezeigt hatte, die<br />

übliche, von einem einzelnen Probanden ausgehende genealogische<br />

Methode nicht anwenden.<br />

Es gab daher keine andere Wahl, als die sämtlichen Pfarrbücher<br />

eines mehr oder weniger umschriebenen Bezirks erst einmal<br />

versuchsweise zu durchforschen, um festzustellen, ob sich auf diese<br />

Weise Zusammenhänge zwischen den überall vereinzelt eingetragenen<br />

Vaganten auffinden ließen. Die ganze Vagab<strong>und</strong>enforschung<br />

war damit zuerst ausschließlich auf Zufallsf<strong>und</strong>e angewiesen, <strong>und</strong><br />

selbst, wenn man alte Vagantenpaare fand, so blieb es doch völlig<br />

ungewiß, wo ihre Nachkommen verblieben waren. In keinem<br />

Kirchenbuch durfte man jemals Angaben darüber erwarten, in<br />

welche Gegenden sich die alten Gauner zu schlagen gedachten.<br />

Man mußte aus diesen Gründen von vornherein auch darauf verzichten,<br />

jemals mit Statistiken zu arbeiten, da keiner der F<strong>und</strong>e<br />

berechenbar bzw. rechnerisch verwertbar war. Wie sollte man<br />

davon reden können, wieviel Kinder ein Vagab<strong>und</strong>enpaar hatte,<br />

da dieses doch ein jedes Kind an einem anderen — unbekannten<br />

— Ort geboren hatte. Auch durfte man nicht damit rechnen, zu<br />

erfahren, wie viele von diesen Kindern am Leben blieben, da ja<br />

ein jedes an einem fremden Ort sterben mußte, — oft unbekannt —,<br />

so daß die Totenbücher nur verzeichnen konnten: „persona vagab<strong>und</strong>a,<br />

duodecim annorum", oder „Maria Anna; mendicata vaga ;<br />

cognomen nescitur", oder etwa : „<strong>Ein</strong> Bettelweib, begraben abends<br />

spät, sine lux et sine crux an einem besonderen Ort."<br />

Wenn man das gesteckte Ziel erreichen wollte, so durfte man<br />

sich durch Lücken <strong>und</strong> Unvollkommenheiten dieser Art ebensowenig<br />

schrecken lassen wie durch die Notwendigkeit, Millionen nichtssagender<br />

Namen in H<strong>und</strong>erten von Pfarrbüchern zu überprüfen, um<br />

als Vorarbeit die Abstammungsverhältnisse der hie <strong>und</strong> da vereinzelt<br />

vorkommenden „vagi" zu klären Diese Arbeit ließ tatsächlich nur<br />

3 <strong>Ritter</strong>, <strong>Ein</strong> <strong>Menschenschlag</strong>

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