Die kreative Gesellschaft des 21. Jahrhunderts - OECD Online ...
Die kreative Gesellschaft des 21. Jahrhunderts - OECD Online ...
Die kreative Gesellschaft des 21. Jahrhunderts - OECD Online ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Gesellschaft</strong>lich-wirtschaftliche Konsequenzen fortschreitender Komplexität und Wissensbildung<br />
<strong>Die</strong>se fünf Annahmen fügen der ersten einige wesentliche Bestandteile bei, einschließlich<br />
<strong>des</strong> Wissenswachstums. Ohne Zweifel ist Wissen nicht dasselbe wie<br />
Sinneseindrücke oder Information; daher würde eine allgemeine Verfügbarkeit von<br />
Information nicht notwendig eine ähnliche Verteilung <strong>des</strong> Wissens bedeuten. Unser<br />
Verstand mag Sinneseindrücke empfangen, aber Sinneseindrücke sind nicht dasselbe<br />
wie Information oder Wissen. Information besteht aus Daten, die interpretiert worden sind,<br />
und denen irgendein Sinn beigelegt wurde. Wissen ist das Ergebnis von<br />
Informationsverarbeitung. Wissen ist nicht irgend etwas “außerhalb Liegen<strong>des</strong>”, das nur<br />
“eingeschätzt” oder “entdeckt” werden muss. Viele der dabei ablaufenden kognitiven<br />
Vorgänge sind stillschweigend und unzugänglich. Vieles Wissen ist eingebettet in gesellschaftliche<br />
oder andere Zusammenhänge. <strong>Die</strong> Nutzung und Verbreitung von Wissen hängt<br />
stark nicht nur von Technologie, sondern auch von gesellschaftlichen Institutionen ab.<br />
Zunehmende Komplexität in einem offenen und dynamischen System bringt den<br />
Bedarf an steigender organisationeller und individueller Flexibilität und<br />
Anpassungsfähigkeit mit sich. Insoweit als Komplexität wächst, und die<br />
Befähigungsanforderungen steigen, brauchen Beschäftigte intensiveres Training. Neue<br />
Spezialgebiete kommen auf, um mit den sich vermehrenden Aspekten <strong>des</strong> zunehmend<br />
komplexen gesellschaftlich-wirtschaftlichen Systems zurecht zu kommen. Aber es wird<br />
für einen Arbeiter schwieriger und aufwendiger, ohne weiteres von einem Spezialgebiet<br />
auf ein anderes umzusteigen. Arbeiter mit fortgeschrittenen und übertragbaren<br />
Fertigkeiten, und mit verbesserten Fähigkeiten zum Lernen und schnellen Anpassen, stehen<br />
immer höher im Kurs. Wir haben hier ein Szenario verbesserter Fähigkeiten und<br />
wachsender Wissensintensität.<br />
<strong>Die</strong> zunehmende Nutzung von Information ist zum Teil ein Ergebnis wachsender<br />
Komplexität innerhalb eines integrierten Systems, und der Fortschritte in Informations- und<br />
Kommunikationstechnologie. <strong>Die</strong> Unsicherheit nimmt zu, weil quantifizierbare Voraussagen<br />
zukünftiger Ereignisse in einer immer komplexeren und integrierteren Welt immer schwieriger<br />
werden (Beck, 1992). Demokratische Einrichtungen haben ebenfalls Schwierigkeiten<br />
im Umgang mit der Komplexität, die weitere Unsicherheit mit sich bringt (Zolo, 1992).<br />
Regierungen müssen sich immer mehr auf fachwissenschaftlichen Rat verlassen, und<br />
Fehlurteile stoßen auf politischen Widerstand und Zynismus. Das Tempo wissenschaftlichen<br />
und technologischen Fortschritts wird schneller, bringt aber neben seinen Vorteilen auch<br />
wachsende Unsicherheit. Einschlägige Beispiele sind die Kernenergie und die Gentechnik.<br />
Sie haben neue landwirtschaftliche Produkte oder Energiequellen geschaffen. Aber sie<br />
haben auch zahlreiche neue Besorgnisse und Unsicherheiten mit sich gebracht. Ähnlich<br />
stehen die Verbraucher vor dem Problem der Beurteilung und Nutzung einer wachsenden<br />
Anzahl zunehmend komplexer Güter und <strong>Die</strong>nstleistungen. Man beruhigt uns mit dem<br />
Versprechen künftigen Wissens, aber dies vertreibt die Unsicherheit nicht.<br />
Entsprechend wird wachsende Komplexität mit größerer “Wissensintensität” in<br />
gesellschaftlich-wirtschaftlichen Systemen in Verbindung gebracht. <strong>Die</strong> zunehmende<br />
105<br />
<strong>OECD</strong> 2000