Die kreative Gesellschaft des 21. Jahrhunderts - OECD Online ...
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Sozialkapitalismus und menschliche Vielfalt<br />
Spannungen zwischen verschiedenen Gruppen vergrößern und zum Brennpunkt für soziale<br />
Konflikte werden, zwischen wie innerhalb von Ländern. <strong>Die</strong> Unterschiedlichkeit der<br />
Ergebnisse scheint zuzunehmen, eine ernste Bedrohung für das globale Wirtschaftssystem,<br />
das sich auf gleiche Chancen als Hauptquelle seiner Stärke zu stützen scheint.<br />
<strong>Die</strong> menschliche Entwicklung vergrößert die individuelle Freiheit, aber auch die<br />
Investition in Sozialkapital ist eine Hauptantriebskraft bei der Verbesserung der<br />
Lebensqualität. Derzeit erlebt die Welt zwei widersprüchliche Tendenzen. Einerseits<br />
gibt es zunehmende Anzeichen eines gesellschaftlichen Zusammenbruchs in vielen<br />
Ländern, der sich in einem Verlust <strong>des</strong> Vertrauens in Institutionen ausdrückt, in der<br />
Brüchigkeit moderner Familien, und in zunehmender Kriminalität. Andererseits wachsen<br />
neue gesellschaftliche Strukturen heran. <strong>Die</strong> Wissensökonomie zum Beispiel entwickelt<br />
sich auf der Grundlage reicher, hochverlässlicher Netzwerke – oft auf<br />
Entfernungen eingerichtet, die der Vorstellung von Gemeinschaft eine neue Bedeutung<br />
verleihen. Ein anderes Beispiel ist die hervortretende internationale<br />
“Bürgergesellschaft”, was ein Aktivist einer Nichtregierungsorganisation (NRO) als eine<br />
“globale Bewegung neuer Demokratie aufgebaut von der Basis her” bezeichnet. 1<br />
Es ist unwahrscheinlich, dass gesellschaftlicher Zusammenbruch durch einen<br />
Rückgriff auf traditionelle Werte erfolgreich bekämpft werden kann. Gemeinschaften<br />
brauchen ständige Erneuerung, wenn sie relevant bleiben und die Bestrebungen ihrer<br />
Mitglieder befriedigen wollen. Und häufig geben diejenigen, welche anders sind und nicht<br />
mit den gesellschaftlichen Normen übereinstimmen, zu neuen gesellschaftlichen<br />
Vereinbarungen Anlass. Es ist <strong>des</strong>halb in unserem Interesse, zu lernen, wie man aus<br />
Unterschiedlichkeit Nutzen zieht. Globalisierung bringt viele Kulturen zusammen. Sie<br />
ermutigt Menschen, innerhalb von und zwischen Ländern zu wechseln – und, noch wichtiger,<br />
sie öffnet viele Wege, auf denen Wissen und Werte von Ort zu Ort übermittelt werden<br />
können. Es ist ein gewagtes Unterfangen, die außerordentliche Welt zu begreifen,<br />
in der wir leben, und wie sie sich entwickeln mag. Aber eine Ära <strong>des</strong> Wandels sollte auch<br />
eine der Hoffnungen und Möglichkeiten sein. Wirtschaftliche Erneuerung und menschlicher<br />
Fortschritt gehen Hand in Hand. Es liegt <strong>des</strong>halb in unser aller Interesse, gesellschaftliche<br />
Innovation durch die Nutzung der Kraft menschlicher Verschiedenheit zu fördern.<br />
Sozialkapitalismus wird, dies sagen wir voraus, kein einheitliches System schaffen,<br />
sondern eine reiche “Genreserve” gesellschaftlicher Formen, die sich anpassen können<br />
an sich wandelnde Umstände, menschliche Bestrebungen, und wirtschaftliche Realitäten.<br />
2. Bevölkerungsangelegenheiten<br />
Menschen ändern sich<br />
Im Jahr 1798 wies Thomas Malthus die Vorstellung zurück, die Armut könnte durch<br />
“Verbesserungspläne” verringert werden. Er legte dar 2 , dass die “Geschlechtsleiden-<br />
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<strong>OECD</strong> 2000