Die kreative Gesellschaft des 21. Jahrhunderts - OECD Online ...
Die kreative Gesellschaft des 21. Jahrhunderts - OECD Online ...
Die kreative Gesellschaft des 21. Jahrhunderts - OECD Online ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Die</strong> <strong>kreative</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>des</strong> <strong>21.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong>.<br />
in verfahrensbezogenen und täglich anfallenden Fragen. In solchen Angelegenheiten ist<br />
der Arbeitnehmer auf die Organisation angewiesen, gerade wie diese auf ihn.<br />
Infolge der wachsenden Wissensintensität der Produktion wird jedoch die Grenze<br />
zwischen Planung und Ausführung zunehmend unscharf. Innerhalb der Organisation wird<br />
die Trennung der Benennung von Leitung und Arbeit immer mehr zu einem<br />
Anachronismus. Hierarchien innerhalb der Firma werden sogar noch flacher, und die<br />
Anzahl der Führungsebenen verringert sich. Manche progressive Firmen gehen noch weiter,<br />
und mögen Systeme der Mitwirkung der Arbeitnehmer entwickeln, besonders hinsichtlich<br />
der Entscheidungsfindung in verfahrensbezogenen und alltäglichen Fragen.<br />
Trotz neuerer Tendenzen zu ihrer Abschaffung gibt es auch im Szenario <strong>des</strong><br />
Wissenswachstums eine Möglichkeit <strong>des</strong> Wachstums von Rechten auf Lebensarbeitszeit,<br />
als Teil eines Pakets von Maßnahmen, die darauf abzielen, Hingabe und Engagement der<br />
Beschäftigten sicherzustellen. Formen der Anstellung auf Lebenszeit sind in einigen japanischen<br />
Großunternehmen eingerichtet worden. Es gibt sie auch in vielen Universitäten<br />
überall in der Welt. In manchen Bereichen erzeugen solche Einrichtungen Ängste, dass die<br />
Eliminierung der potenziellen Gefahr von Entlassungen die Arbeitsdisziplin untergraben<br />
könnte. Jedoch könnten solche Maßnahmen andererseits helfen, die Lebensgefühle in der<br />
Gemeinschaftlichkeit und Zugehörigkeit bei der Arbeit zu verstärken. Solche Gefühle erhöhen<br />
die Motivation und verbessern produktive, soziale gegenseitige Einwirkungen am<br />
Arbeitsplatz. <strong>Die</strong>se Maßnahmen mögen auch den Arbeitsplatzwechsel und den Verlust<br />
kostspielig ausgebildeter Arbeitskräfte verringern. Im Zusammenhang mit<br />
Wissenswachstum könnten diese Faktoren sogar an Bedeutung gewinnen.<br />
Mit dem Verschwinden der Grenze zwischen Leiter und Beschäftigtem wird die formale<br />
Kontrolle unterhöhlt, und eine Art quasi freiberuflicher Beschäftigung entwickelt<br />
sich. Genau genommen wird diese in vielen Fällen nicht freiberuflich sein, sondern nur<br />
einige Merkmale mit ihr gemeinsam haben. Im Besitz immaterieller Produktionsmittel<br />
— in der Form von Fachwissen —, und in Ausübung von Kontrolle in beträchtlichem<br />
Umfang, über die Vorgänge in seinem oder ihrem Arbeitsbereich, wird der oder die<br />
Beschäftigte in mancher Hinsicht jemand freiberuflich Tätigem ähneln.<br />
120<br />
Andererseits wird die beschäftigende Unternehmung Eigentum an den hergestellten<br />
Gütern und <strong>Die</strong>nstleistungen behalten, an den materiellen Produktionsmitteln,<br />
und an einigen der wesentlichen Verfahrensweisen der Anerkennung und Bestätigung<br />
von Wissen. Aus diesen Gründen wird der Arbeitnehmer weder de facto noch de jure zu<br />
einem völlig freiberuflich Tätigen. Dennoch kann sich der Besitz hochqualifizierten<br />
Fachwissens und die Kontrolle <strong>des</strong> Arbeitsprozesses durch den Beschäftigten in einem<br />
Ausmaß entwickeln, das den Arbeitnehmer praktisch zu einem autonomen Mitarbeiter<br />
macht. Heutzutage können wir Beispiele dieser quasi freiberuflichen Tätigkeit in vielen<br />
öffentlichen und privaten Universitäten finden, und sogar in manchen<br />
Forschungsabteilungen großer und wissensintensiver Unternehmen.<br />
<strong>OECD</strong> 2000