Die kreative Gesellschaft des 21. Jahrhunderts - OECD Online ...
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<strong>Gesellschaft</strong>lich-wirtschaftliche Konsequenzen fortschreitender Komplexität und Wissensbildung<br />
andere Arbeitsplätze zu versetzen (<strong>OECD</strong>, 1993). Aus internationalen Vergleichen dieser<br />
Art können wir viele Lehren ziehen. Eine davon ist, dass die Logik der Globalisierung<br />
und der Lernökonomie kein allein und überall gültiges Modell für nationalen Erfolg in<br />
sich schließt.<br />
Nicht einfach der “Umfang” von Ausbildung und Lernen ist wesentlich, sondern<br />
auch ihre Qualität, Zugänglichkeit und Verbreitung. Wirkliches Wissen lässt sich nicht<br />
einfach dadurch weiter verbreiten, dass man zum Beispiel den Zugang zum Internet<br />
verbessert. Wissen und Lernen finden auf verschiedenen Ebenen statt, die sowohl ihre<br />
allgemeinen und besonderen, als auch ihre unausgesprochenen und kodifizierbaren<br />
Formen zusammenbringen. <strong>Die</strong> neuere deutsche Erfahrung betont die Wichtigkeit der<br />
weiteren Verbreitung spezifischer technischer Fertigkeiten. Viele dieser Fähigkeiten<br />
sind unausgesprochen, und erfordern Training am Arbeitsplatz. Zusätzlich ist es notwendig,<br />
flexible und übertragbare Fähigkeiten zu verbessern. Von diesen beinhalten<br />
viele ein mehr abstraktes und begriffliches Potenzial. Es nützt zum Beispiel wenig, die<br />
Arbeiterschaft einfach zum Gebrauch einer einzigen speziellen Technologie auszubilden,<br />
wenn jede solche Technologie immer wahrscheinlicher in kurzer Zeit veralten könnte.<br />
Um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein, müssen Menschen nicht<br />
nur lernen; sie müssen auch lernen, wie man lernt.<br />
Außerdem ist der Zweck von Ausbildung und Lernen nicht einfach die Verbesserung<br />
der Fähigkeiten arbeitender Menschen. In einer immer komplexeren Wirtschaft und<br />
<strong>Gesellschaft</strong> braucht man Wissen, um effektiv als Verbraucher und als Mitbürger zu handeln.<br />
Fachwissen ist notwendig, und auf höchster Ebene unvermeidlich auf Spezialisten<br />
beschränkt. Aber kein Experte ist unfehlbar. Es gibt ein unvermeidbares Problem der<br />
Überprüfung und Anerkennung. In einer demokratischen <strong>Gesellschaft</strong> muss auch der<br />
Bürger eine wichtige, wenn nicht endgültige Rolle in diesem Prozess übernehmen.<br />
Schließlich existiert die Ausbildung nicht in Abgeschiedenheit. Ohne die<br />
Befriedigung vorrangiger gesellschaftlicher, physiologischer und psychologischer<br />
Bedürfnisse, wie Nahrung, Gesundheit, Unterkunft, Erziehung, Pflege, Beziehungen<br />
untereinander, und menschliche Zuneigung, kann Bildung nicht gedeihen oder weiterkommen.<br />
<strong>Die</strong> bloße Bereitstellung von Ausbildungsmöglichkeiten ist nicht genug. <strong>Die</strong><br />
Persönlichkeit eines Individuums, einschließlich seiner Lernfähigkeit und -motivation,<br />
wird weitgehend schon in der Kindheit entwickelt. <strong>Gesellschaft</strong>liche und materielle<br />
Voraussetzungen sind entscheidend, vor allem in den frühen Lebensjahren. Vorrangig<br />
muss sichergestellt werden, dass die materiellen, sozialen und kulturellen Verhältnisse<br />
der Kinder wie der Erwachsenen dem Lernen förderlich sind. Offenkundig kann Lernen<br />
nicht wirksam stattfinden, wenn solche primären Bedürfnisse nicht befriedigt werden.<br />
Menschen lernen mit viel weniger Erfolg, wenn sie Hunger haben und unter mangelnder<br />
Selbstachtung leiden. <strong>Die</strong> Lernökonomie muss notwendig alle menschlichen<br />
Bedürfnisse angehen und befriedigen.<br />
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<strong>OECD</strong> 2000