Die kreative Gesellschaft des 21. Jahrhunderts - OECD Online ...
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<strong>Gesellschaft</strong>lich-wirtschaftliche Konsequenzen fortschreitender Komplexität und Wissensbildung<br />
über seine oder ihre Spezialität weiß, als sonst irgend jemand in der Organisation”.<br />
<strong>Die</strong>s schafft ein Aufsichtsproblem. Wenn der Beschäftige hochspezifische und ihm<br />
eigene Fähigkeiten hat, die in einer komplexen Wirtschaft gebraucht werden, dann<br />
hängt der Grad angemessener Aufsicht und Kontrolle dieses Mitarbeiters auch davon<br />
ab, dass der Beaufsichtigende im Besitz relevanter Fähigkeiten ist. In einer zunehmenden<br />
Anzahl von Fällen fehlen diese Kapazitäten. Enge und hochauswertende Aufsicht,<br />
innerhalb einer Befehlshierarchie, wird weniger durchführbar sein, einfach <strong>des</strong>halb,<br />
weil die zur Aufsicht Ernannten nicht wissen, wie sie ihre Aufgabe am Besten wahrnehmen<br />
können — oder sogar den genauen Zweck der Aufgaben <strong>des</strong> Facharbeiters<br />
nicht kennen — und der Beschäftigte das besser weiß.<br />
Der Wechsel von physischer zu Geistesarbeit vergrößert das Problem. Obwohl<br />
Geschäftsleiter die Befähigungen besonderer Art nicht vollständig kannten, die eine<br />
an Tätigkeit orientierte Arbeit erfordert, konnten sie wenigstens die physische Tätigkeit<br />
und ihr Ergebnis beobachten, und halbwegs fachgerechte Urteile über die Effizienz und<br />
Eignung <strong>des</strong> Arbeitnehmers fällen. Im Gegensatz dazu ist bei geistiger Arbeit eine sinnvolle<br />
Aufsicht weniger durchführbar. Wir können körperliche Arbeit beobachten, aber es<br />
ist nicht möglich, zu erkennen, was in jemandens Kopf vorgeht (Zuboff, 1988).<br />
Zugegebenermaßen machen Entwicklungen in der Informationstechnologie eine ausgeklügelte<br />
Überwachung der Beschäftigten möglich. Aber eine solche Beobachtung<br />
würde hauptsächlich Arbeitsplätze und Tätigkeiten der betreffenden Personen betreffen.<br />
Videokameras können nicht die Kopfarbeit aufzeichnen. Computer können viele<br />
Einzelheiten wissensintensiver Arbeit nicht auswerten. Wenn Geschäftsleiter nicht<br />
erfahren können, was ihre Beschäftigten wissen, können das auch keine video- oder<br />
computergestützten Überwachungssysteme. Darüber hinaus untergräbt das Überwachungssystem<br />
wohl die Vertrauens- und Zusammenarbeitskultur, welche für die volle<br />
Entwicklung der Lernökonomie notwendig ist. In dem Maß, in dem Arbeit komplexer<br />
und wissensintensiver wird, vergrößern sich auch diese Probleme.<br />
In einigen Fällen wird von Wissensarbeitern erwartet, dass sie von den Arbeitgebern<br />
gesetzte Ertrags- oder andere Zielvorgaben erreichen. Zugegebenermaßen können diese<br />
Vorgaben den Wissensarbeiter einer strengen Disziplin unterwerfen. Es wird jedoch<br />
angenommen, dass die Erfüllung dieser besonderen Zielsetzungen der beste Weg ist,<br />
die Arbeit zu leisten. In einigen Fällen kann dagegen eine Minderleistung zum jetzigen<br />
Zeitpunkt zu einer späteren außergewöhnlichen Leistung führen. <strong>Die</strong>se Auferlegung<br />
besonderer Zielvorgaben schließt solche alternativen Strategien für den Wissensarbeiter<br />
aus. Jedenfalls verzichtet die Geschäftsleitung auf direkte Aufsicht über Art und<br />
Vorgehensweise bei der Arbeit.<br />
Mit zunehmender Komplexität wird detaillierte Anleitung, was und wie es zu tun ist,<br />
weniger durchführbar und produktiv. Wenn man keine Einschätzer mit ähnlicher<br />
Erfahrung findet, bleibt die Möglichkeit zur Bewertung der Fähigkeiten und Leistung <strong>des</strong><br />
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<strong>OECD</strong> 2000