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Die kreative Gesellschaft des 21. Jahrhunderts - OECD Online ...

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<strong>Die</strong> <strong>kreative</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>des</strong> <strong>21.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong>.<br />

<strong>Die</strong> Nationalstaaten sind nicht länger neue Stars auf der Bühne. Sie stellen den sterbenden<br />

Schwan dar - manchmal mit sehr wenig Anmut, aber es gibt keine andere Rolle im<br />

historischen Drehbuch. Ökonomie, Handel, Politik, Sicherheit und gesellschaftliches<br />

Gefüge - all die Elemente, die den Inhalt ausmachen, funktionieren international und<br />

halten sich nicht an Grenzen. Jede Art eines gesetzlichen Rahmens der Kontrolle dieser<br />

aktuellen Themen wird sich als inhaltsleer erweisen, weil die Substanz sich jedem<br />

nationalen Gesetzesrahmen entzieht. <strong>Die</strong> Schlussfolgerung daraus ist ganz einfach: die<br />

Verteidigung nationaler Interessen muss sich von innerhalb <strong>des</strong> Nationalstaats auf die<br />

internationale Ebene heben, und das erfordert die Teilnahme an internationalen<br />

Bemühungen zur Ausgestaltung der Bedingungen, die dem Nationalstaat Möglichkeiten<br />

einräumen, die gewünschte <strong>Gesellschaft</strong> und ihre Strukturen zu schaffen und zu finanzieren.<br />

<strong>Die</strong>s erklärt das Auftreten einer internationalen Institution nach der anderen, und<br />

warum Souveränität übertragen wird, so dass Nationalstaaten Entscheidungen nicht<br />

mehr gesondert, sondern gemeinsam treffen. Ein oft gehegtes Missverständnis ist, dass<br />

Nationalstaaten ihre Souveränität diesen internationalen Institutionen überlassen. In<br />

Wahrheit beschließen die Nationalstaaten, den Entscheidungsprozess gemeinsam zu<br />

gestalten. Sie tun das nicht, weil sie es schätzen, sondern weil sie es müssen. <strong>Die</strong><br />

Alternative ist “deklaratorische” Entscheidungsfindung - Beschlüsse, die auf dem Papier<br />

gut aussehen, aber keine Wirkung haben.<br />

Innerhalb der Nationalstaaten erfreuen sich die Regionen der neugeschaffenen Freiheit<br />

vom kulturellen Imperialismus, den künstliche Nationalstaaten jahrzehntelang oder<br />

sogar über Jahrhunderte ausübten. <strong>Die</strong> Regionen werden in dem Sinne international,<br />

dass sie sich dem Internationalismus und den internationalen Einrichtungen als Ersatz<br />

für den Nationalstaat immer mehr verbunden fühlen. Bürger in Europa fühlen sich<br />

mehr als Regionalbürger, als europäische Bürger, denn als Bürger eines Nationalstaats.<br />

Sie versuchen, ihre wirtschaftlichen und sozialen Probleme im Zusammenhang mit<br />

dem Internationalismus, anstatt durch den Nationalstaat, zu lösen. <strong>Die</strong> Region ist zu<br />

einem neuen Mitspieler geworden, der versucht, zugleich seine Mitwirkung bei der wirtschaftlichen<br />

Internationalisierung und seine lokale kulturelle Identität einzubringen.<br />

Als wenn das noch nicht genug wäre, treten auch grenzübergreifende Regionen als<br />

Mitstreiter im Mächtespiel auf. In Europa kann man solche Regionen beiderseits <strong>des</strong><br />

Rheins, der Alpen, der Pyrenäen, im Dreieck Wien-Budapest-Prag, und im Baltikum<br />

ausmachen. Es gibt mehr gemeinsames Interesse zwischen Bürgern in Dänemark,<br />

Südschweden und Norddeutschland, als zwischen denen in nördlichen Teilen<br />

Deutschlands und Bayern, oder zwischen Bürgern in Skåne und in Norbotten.<br />

136<br />

<strong>Die</strong> Unternehmen werden immer größer, und verkörpern große wirtschaftliche und auf<br />

Information gründende Macht, zum Nachteil <strong>des</strong> Nationalstaats. Der Nationalstaat findet<br />

es immer schwieriger, seine Bürger mit Sozialdiensten zu versorgen (Wohlfahrt,<br />

Ausbildung und Unterhaltung): das übernehmen Privatfirmen. <strong>Die</strong> Firmenangestellten<br />

erscheinen nicht länger als Angestellte, sondern werden zu “Bürgern” <strong>des</strong> Unternehmens.<br />

<strong>OECD</strong> 2000

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