Die kreative Gesellschaft des 21. Jahrhunderts - OECD Online ...
Die kreative Gesellschaft des 21. Jahrhunderts - OECD Online ...
Die kreative Gesellschaft des 21. Jahrhunderts - OECD Online ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Soziale Diversität und die <strong>kreative</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>des</strong> <strong>21.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong><br />
Schaffung der Sach- und Humankapitalinfrastrukturen zu lernen, die ihrerseits für die<br />
Verbreitung der Nutzeffekte <strong>des</strong> technologischen, wirtschaftlichen und sozialen Wandels<br />
unerlässlich sind.<br />
Was die negativen Aspekte betrifft, so könnten in den ersten Jahrzehnten <strong>des</strong> <strong>21.</strong><br />
<strong>Jahrhunderts</strong> die unterschiedliche Kapazität bzw. Bereitschaft zu Veränderungen sowie<br />
der zeitliche Ablauf und das Tempo <strong>des</strong> Wandels selbst ernsthafte Konflikte auslösen.<br />
In Phasen tiefgreifender Transformationen ist es bisher stets zu Explosionen gekommen,<br />
wenn der Wandel mit einer Polarisierung und einem Verlust an gemeinsamen Interessen<br />
einherging. Ein gutes Beispiel für diese Art komplexer Spannungen, die sich in den<br />
kommenden Jahrzehnten wahrscheinlich bemerkbar machen werden, waren die<br />
Reaktionen anlässlich der Ministertagung der Welthandelsorganisation, die Ende 1999<br />
in Seattle stattfand. <strong>Die</strong> Friktionen waren zumin<strong>des</strong>t in vier Bereichen extrem stark.<br />
Das erste und möglicherweise folgenschwerste Problem betraf die Spaltung zwischen<br />
der überwiegenden Zahl der Regierungen der <strong>OECD</strong>-Länder auf der einen und einer großen<br />
Anzahl von Regierungen der Entwicklungsländer auf der anderen Seite. Ein zweiter,<br />
gesonderter Komplex von Problemen hing mit den Konflikten zusammen, zu denen<br />
es zwischen Interessengruppen aus <strong>OECD</strong>-Ländern und Regierungen der<br />
Entwicklungsländer kam. In Seattle gab es beispielsweise einen klaren Konflikt zwischen<br />
den Nachhutgefechten der Bauern und Industriearbeiter aus den<br />
Industrieländern, die ihre Interessen zu verteidigen suchen, und dem neuen<br />
Selbstbewusstsein der Regierungen der Entwicklungsländer, die um die Chance kämpfen,<br />
ihr eigenes Agrar- und Industriepotential durch Exporte zu erschließen.<br />
<strong>Die</strong>se Konflikte können auf einen dritten Bereich übergreifen, wo die unterschiedlichen<br />
Standpunkte der wichtigsten Akteure, wie der Vereinigten Staaten und der<br />
Europäischen Union, über hormonell behandeltes Rindfleisch, über Bananen oder auch<br />
über die Erweiterung der Tagesordnung um neue Verhandlungspunkte die Fortschritte<br />
effektiv zum Stillstand bringen können. Zusätzlich kompliziert werden kann das Bild<br />
noch durch einen vierten Katalog von Konflikten, die durch die innerhalb der Länder<br />
stattfindenden Transformationsprozesse hervorgerufen werden. Ein anschauliches<br />
Beispiel für diese Art von Auseinandersetzungen auf der Konferenz von Seattle war der<br />
Zusammenschluss einer Gruppe von Umweltschützern mit einer Gruppe von<br />
Landwirten, die gemeinsam Front gegen Handelsregeln machten, die u.U. Durchbrüche<br />
auf dem Gebiet der Biotechnologie begünstigen könnten. In diesem Bereich verursachen<br />
die großen Transformationen, die innerhalb einer bestimmten <strong>Gesellschaft</strong> oder<br />
Gruppe stattfinden, Konflikte zwischen denen, die die in der Vergangenheit gültigen<br />
Bestimmungen und Bezugspunkte zu verteidigen suchen, und denen, die sich darum<br />
bemühen, ihr Leben zukunftsorientiert zu gestalten. <strong>Die</strong>se Art der Spaltung, die bereits<br />
heute für einen Teil der protektionistischen und xenophoben Reaktionen verantwortlich<br />
gemacht werden kann, könnte die politische Stabilität, die globale Zusammenarbeit<br />
und das Potential für Veränderungen zur Verbesserung der Produktivität und Steigerung<br />
<strong>des</strong> Wohlergehens in vielen Teilen der Welt ernsthaft untergraben.<br />
23<br />
<strong>OECD</strong> 2000