Die kreative Gesellschaft des 21. Jahrhunderts - OECD Online ...
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<strong>Die</strong> Aussichten für eine gesellschaftliche Erneuerung<br />
Arbeitslosenversicherung waren darauf ausgerichtet, Perioden relativ kurzer<br />
Arbeitslosigkeit zu decken, nicht weitläufige strukturelle Arbeitslosigkeit, und sicher<br />
auch nicht, große Zahlen von Menschen zu unterstützen, die in ihren frühen Fünfzigern<br />
für immer aufhörten, zu arbeiten. Das Altern berührt nicht nur die Pensionierungskosten,<br />
sondern auch die Gesundheitsfürsorge. In Großbritannien zum Beispiel kostet es zwanzig<br />
mal soviel, einen Fünfundachtzigjährigen zu pflegen, als jemanden mittleren Alters.<br />
<strong>Die</strong>se Tendenzen sind an sich nicht bedrohlich. Längere Lebenserwartung ist in<br />
vieler Hinsicht ein großer Segen, der jeder <strong>Gesellschaft</strong> wertvolle zusätzliche Ressourcen<br />
beschert: ein Arbeitskräftereservoir, eine Quelle freiwilliger Hilfe und Versorgung. In<br />
manchen Ländern ist das Risiko einer demografischen Zeitbombe gering. Überall ist es<br />
wahrscheinlich, dass jede neue Generation mehr behinderungsfreie Jahre nach der<br />
Pensionierung erleben wird, und künftig jede davon mehr bereit sein wird, neue<br />
Fähigkeiten zu erwerben. Manche – besonders die Wohlhabenden – könnten ziemlich<br />
bald von dramatischen Erhöhungen der Lebenserwartung profitieren, falls die<br />
Aussichten auf neue medizinische Fortschritte in der Verhinderung <strong>des</strong> Alterns sich<br />
bewahrheiten.<br />
Jedoch bleiben trotz dieser optimistischen Möglichkeiten noch schwierige<br />
Entscheidungen zu treffen, wie man sich diesen neuen Lebensmustern anpassen kann.<br />
Das erste und am meisten ins Auge fallende Problem, dem viele <strong>Gesellschaft</strong>en<br />
gegenüberstehen, ist, wie man längere Altersperioden ebenso wie andere Zeiträume <strong>des</strong><br />
Nichtarbeitens finanzieren kann, zum Beispiel für eine Vollzeit- oder Teilzeitelternrolle, oder<br />
den Erwerb neuer Fähigkeiten. <strong>Die</strong> meisten Wohlfahrtssysteme entwickelten sich um eine<br />
festgelegte Reihe von Anrechten und mit dem Alter verbundene Erwartungen, mit<br />
Schulbildung bis zu 16 oder 18 Jahren, staatlichen Pensionen ab 60 oder 65, und so weiter.<br />
<strong>Die</strong> meisten Versicherungssysteme verbinden einige altersbedingte Anrechte mit<br />
Bedürftigkeitsansprüchen: Deutschland hat als erstes Land eine zusätzliche Pflegeabgabe<br />
eingeführt, und Japan errichtet nun ein weitreichen<strong>des</strong> Versicherungssystem zur<br />
Finanzierung langfristiger Pflege, bei dem Ansprüche an eine Bedarfsschätzung gebunden<br />
sind. Viele stehen vor dem Problem, dass Regierungen unrealistische Versprechungen darüber<br />
gemacht haben, was sie leisten können. In Frankreich, Deutschland, Japan und<br />
Schweden werden die Staatspensionen bis 2050 15-20% <strong>des</strong> BIP verschlingen, verglichen<br />
mit 8% in den Vereinigten Staaten und 4% in Großbritannien.<br />
Obwohl man Schritte unternommen hat, um das Pensionsalter hinauszuschieben,<br />
ist es langsamer gestiegen, als die Lebenserwartung. Darüber hinaus stehen alle auf<br />
Alterversicherung gründende Systeme vor der Frage, ob sie sich auf die richtigen Risiken<br />
eingestellt haben, und wie sie Probleme ethischer Risiken vermeiden wollen.<br />
Manche radikalere Denker haben vorgeschlagen, ganz von altersbedingten<br />
Anrechten abzurücken, zugunsten von bedarfsorientierten Ansprüchen, weil das Alter<br />
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<strong>OECD</strong> 2000