Die kreative Gesellschaft des 21. Jahrhunderts - OECD Online ...
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Sozialkapitalismus und menschliche Vielfalt<br />
Am Rand der <strong>Gesellschaft</strong><br />
Ausgrenzung ist eine der größten Bedrohungen eines globalen Wirtschaftssystems,<br />
das auf Chancen und Verdienste gründen sollte. Viele Menschen in der Welt fallen derzeit<br />
durch den technologischen Fortschritt zurück. Nach British Telecom hat die Hälfte<br />
der Menschen in der Welt noch nie ein Telefongespräch geführt, und das Beispiel von<br />
Albanien, dem ärmsten Land Europas, zeigt eine dramatische Ausgrenzung. Im Jahr 1996<br />
stellten Ausländer und ausländische Unternehmen in Albanien 19 000 Patentanträge.<br />
Nur ein einziger wurde von einem Albaner eingereicht (Weltbank, 1999).<br />
Mansoob Murshed 52 behauptet, es gebe nun direktes Beweismaterial dafür, dass<br />
schädliche Nebenwirkungen der Globalisierung ihre Aussichten insgesamt untergraben.<br />
“Anders als in der Vergangenheit,” schreibt er, “nimmt man jetzt allgemein an, dass<br />
Einkommensungleichheit tatsächlich die Wachstumsaussichten beeinträchtigt.” Unter<br />
den Kosten sind auch solche interner Konflikte, welche die Investition bremsen. Ein<br />
sehr offenkundiges Beispiel ist die Fußballweltmeisterschaft. Südafrika wäre der herausragende<br />
Favorit für die Ausrichtung <strong>des</strong> Wettbewerbs im Jahr 2006, wäre da nicht die<br />
Angst wegen seiner Kriminalitätsrate. Wenn es gegen einen der anderen Bewerber verlieren<br />
sollte – Großbritannien und Deutschland – wird es auch ein Ereignis verfehlen,<br />
das nicht nur lukrativ ist, sondern auch einen hohen Prestigewert hat.<br />
Einkommensungleichheit innerhalb von und zwischen <strong>Gesellschaft</strong>en ist deutlich<br />
vorhanden, und scheint in vielen Fällen zuzunehmen. In der Mongolei teilt sich das ärmste<br />
Fünftel der Bevölkerung nur 7,3% <strong>des</strong> Gesamteinkommens dieses Lan<strong>des</strong>, während<br />
das reichste Fünftel 40,9% davon erhält. Noch ungleicher sind die Vereinigten Staaten,<br />
wo das ärmste Fünftel 4,8% unter sich teilt, und das reichste 45,2% (Weltbank, 1999).<br />
<strong>Die</strong>se Zahlen sind nur ein Anhaltspunkt für die wirklich von den “Habenichtsen” getragenen<br />
Kosten, die nicht alle einer wirtschaftlichen Erfassung zugänglich sind.<br />
Es ist, 225 Jahre nachdem Thomas Paine “African Slavery in America” veröffentlichte,<br />
erschütternd, zu lesen, dass es in der heutigen Welt an die 30 Millionen Sklaven<br />
gibt. Sklaverei ist das genaue Gegenteil von Mobilität, und nach dem “Index on<br />
Censorship” arbeiten über 27 Millionen Menschen ohne Bezahlung als Leibeigene,<br />
Haus- oder Sexsklaven, nur um der Gewalt zu entgehen:<br />
Damit wir erkennen, wer wirklich ein Sklave ist, müssen wir uns daran erinnern,<br />
dass es eine unausrottbare Ursache der Sklaverei gibt: die Gewalt. <strong>Die</strong> Herrschaft<br />
einer Person über eine andere durch Gewalt (oder ihre Androhung) ist das stetige<br />
Merkmal der Sklaverei durch die ganze Geschichte hindurch. Wenn man dies zusammen<br />
mit wirtschaftlicher Ausbeutung sieht, in der jemand keinen Lohn für seine<br />
Arbeit erhält, hat man eine gute Ausgangsdefinition für die neue Sklaverei, die 27<br />
Millionen Menschen überall in der Welt erfasst.<br />
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<strong>OECD</strong> 2000