Fachbeiträge - und Fußchirurgie
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<strong>Fachbeiträge</strong><br />
Hüftendoprothetik bei aktiven Patienten<br />
Golden Standard – Weiterentwicklungen – Modetrends<br />
von Gerhard Scheller<br />
Der nachfolgende Artikel stellt langfristig<br />
bewährte <strong>und</strong> entsprechend dem Stand<br />
der Technik konsequent weiterentwickelte<br />
Hüftprothesen vor. Darüber hinaus werden<br />
neue Implantate <strong>und</strong> aktuelle hüftchirurgische<br />
Trends angesprochen.<br />
Goldener Standard ist bei aktiven Patienten<br />
mit entsprechend guter Knochenqualität die<br />
zementfreie Implantation einer Hüftgelenksprothese.<br />
Diese besteht entweder aus einem<br />
Hüftschaft mit einer hochfesten Titanschmiedelegierung<br />
<strong>und</strong> einer hemisphärischen<br />
Press-fit Pfanne oder einer Schraubpfanne,<br />
ebenfalls aus Titan (Abb. 1).<br />
Abb. 1:<br />
Zementfreie Hüftprothese bds.<br />
bei 56-jährigem Patienten, mit CLS-Schaft <strong>und</strong><br />
MPF-Press-fit Pfanne<br />
Von diesen erfolgreichen Prothesentypen<br />
sind hohe Standzeiten <strong>und</strong> sehr gute klinische<br />
Langzeitergebnisse in zahlreichen Studien<br />
nachgewiesen.<br />
Die aufgerauten oder porös gestalteten Titanoberflächen<br />
ermöglichen eine sichere <strong>und</strong><br />
dauerhafte Verankerung der zementfreien<br />
Implantate im Knochen durch Osteointegration,<br />
d.h. ein Knochenanwachsen <strong>und</strong> Knocheneinwachsen<br />
erfolgt direkt an den bzw. in die<br />
Oberflächenstrukturen des Implantats (Abb. 2).<br />
Seit 1984 werden die in den Abb. 1 <strong>und</strong> 3<br />
gezeigten zementfreien Hüftschäfte eingesetzt<br />
<strong>und</strong> klinisch kontrolliert. Limitierend<br />
hinsichtlich ihrer Standzeiten waren bis vor<br />
wenigen Jahren die durch Polyäthylen-Abriebpartikel<br />
des Pfanneneinsatzes ausgelösten<br />
Knochenauflösungen an der Grenzfläche<br />
zwischen Implantat <strong>und</strong> Knochen <strong>und</strong> die dadurch<br />
bewirkten aseptischen Implantatlockerungen.<br />
Im Hinblick auf das Abriebverhalten stehen<br />
uns seit einigen Jahren optimierte Gleitpaarungen<br />
mit bis zu 98% reduziertem Abrieb<br />
zur Verfügung. Es gibt die Kombinationen<br />
Metall gegen hochvernetztes Polyäthylen,<br />
Metall gegen Metall, Keramik gegen hochvernetztes<br />
Polyäthylen <strong>und</strong> Keramik gegen Keramik<br />
zwischen künstlichem Hüftkopf <strong>und</strong><br />
Pfanneneinsatz in der Titanschale.<br />
Abb. 3:<br />
Zementfreie<br />
Hüftprothese mit<br />
Keramikeinsatz in der<br />
Press-fit-Pfanne <strong>und</strong><br />
mit Keramikkopf<br />
Abb. 2:<br />
Mikroskopisches<br />
Bild der direkten<br />
knöchernen Einheilung<br />
der porösen<br />
Titanoberfläche<br />
einer Hüftpfanne<br />
(schwarz: Titan;<br />
grün: vitaler<br />
Knochen)<br />
Die Metall-Metall-Paarung aus Kobalt-Chrom<br />
Legierungen halte ich zum einen wegen der<br />
Möglichkeit der Allergieauslösung, zum anderen<br />
wegen der deutlichen Belastung des<br />
Prothesenträgers mit potenziell toxischen<br />
Kobalt- <strong>und</strong> Chrom-Ionen aus den Abriebpartikeln<br />
für problematisch. Der geringste Abrieb<br />
resultiert aus der Keramik-Keramik-Gleitpaarung<br />
(Abb. 3). Soweit bekannt sind die Keramikabriebpartikel<br />
zusätzlich bioinert, d.h. sie<br />
rufen keinerlei Reaktion im Körper oder am<br />
Knochen hervor.<br />
Der im Röntgenbild (Abb. 1) gezeigte, seit 1984<br />
über 340.000mal implantierte CLS-Hüftschaft<br />
steht mit dem ursprünglichen Schenkelhalsschaftwinkel<br />
von 145 Grad, seit 1997<br />
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