Fachbeiträge - und Fußchirurgie
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<strong>Fachbeiträge</strong><br />
Minimalinvasive Chirurgie bei<br />
der Korrektur fehlgebildeter Ohrmuscheln<br />
von Rainer B. Drommer<br />
Die Korrektur fehlgebildeter Ohrmuscheln ist ein operativer<br />
Eingriff, der bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen, aber auch bei Erwachsenen<br />
vorgenommen wird.<br />
Die Zielsetzung hierbei ist eine optimale <strong>und</strong> zugleich dauerhafte<br />
Formgebung der fehlentwickelten anatomischen Knorpelstrukturen.<br />
Die Operation selbst sollte die Patienten so wenig<br />
wie möglich belasten.<br />
Am Zentrum für Plastische <strong>und</strong> Ästhetische Gesichtschirurgie<br />
haben wir hierfür vor geraumer Zeit ein spezielles Instrumentarium<br />
entwickelt. Es lässt Knorpelstrukturveränderungen zu,<br />
ohne hierbei den Knorpel selbst wesentlich von seinen bedeckenden<br />
<strong>und</strong> damit ernährenden Weichteilen freilegen zu<br />
müssen.<br />
Die Korrekturoperationen werden prinzipiell in Lokalanästhesie<br />
<strong>und</strong> ambulant ausgeführt. Eine Antibiotikagabe ist in<br />
der Regel nicht erforderlich.<br />
Abb. 1 a:<br />
Die Anthelix ist nahezu<br />
nicht vorhanden<br />
Abb. 1 b:<br />
5 Tage postoperativ,<br />
sehr gut ger<strong>und</strong>ete Anthelix<br />
Der elastische Ohrknorpel zählt physikalisch<br />
betrachtet zu den biovisko-elastischen Körpern.<br />
Derartige Strukturen haben eine stark ausgeprägte<br />
Neigung zur Kraftrückgewinnung bei<br />
Biegebelastungen.<br />
Fast immer muss bei fehlentwickelten Ohrmuscheln<br />
die Anthelix eine größere Biegung<br />
erfahren, um die oberen zwei Drittel des<br />
Ohres dem Kopf mehr annähern zu können.<br />
Unter Biegebeanspruchung erfährt die Rückseite<br />
der Anthelix eine Verkürzung ihrer<br />
Strukturen. An der Vorderseite müssen sich<br />
die Gewebestrukturen verlängern. Lediglich<br />
in der Mitte, zwischen diesen beiden Schichten,<br />
liegt eine belastungsneutrale Zone.<br />
Bei der Formung der schwach oder nur andeutungsweise<br />
ausgebildeten Anthelix muss<br />
daher die Ventralseite dieses Knorpelareales<br />
so bearbeitet werden, dass eine Verlängerung<br />
dieser Knorpelschicht spannungsfrei <strong>und</strong><br />
dauerhaft möglich wird (Abb. 1a/1b).<br />
Abb. 2:<br />
Ohrmuschelfixationen vor 8 Monaten<br />
(außerhalb unserer Einrichtung) ohne Knorpelschwächung.<br />
Die „Spezialnähte“ bohren sich<br />
langsam durch die Haut hindurch.<br />
Auf diese Erfordernisse hat Stenström schon<br />
1963 bei der Publikation seines operativen<br />
Verfahrens hingewiesen [1].<br />
Es hat immer wieder Verfahren gegeben, bei<br />
denen die Frage der Dauerelastizität des<br />
Ohrknorpels zu wenig Berücksichtigung fand.<br />
Gerade in neuerer Zeit wird eine Methode<br />
popularisiert, die lediglich eine Fadenfixation<br />
zwischen Knorpel <strong>und</strong> retroaurikulären Weichgewebestrukturen<br />
beinhaltet. Problematisch<br />
zeigen sich solche Verfahren hinsichtlich des<br />
Dauererfolges, denn der Knorpel wird immer<br />
stärker als jegliche auf ihn einwirkenden<br />
Strangulierungen sein (Abb. 2).<br />
Stenströms OP-Verfahren trug diesem Sachverhalt<br />
Rechnung. Ein Nachteil seiner Vorgehensweise<br />
bestand jedoch darin, dass die<br />
Vorderseite des Ohrknorpels großflächig freigelegt<br />
werden musste. Es handelte sich somit<br />
um einen Eingriff, der die Ernährungssituation<br />
des Knorpels erheblich gefährdete.<br />
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