Das Wirken der Unendlichkeit - Zum Abnehmen
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zuviel Zeit. Er überredete mich, ihm beim Streichen seiner Wohnung zu helfen. Die<br />
Malerarbeiten und das Abschleifen des Holzbodens dauerten über eine Woche. In<br />
einem Zimmer wollte er die Tapete nicht einfach überstreichen. Wir mussten uns ein<br />
Gerät leihen, um die Tapete mit Dampf zu entfernen. Natürlich hatten we<strong>der</strong> Rodrigo<br />
noch ich eine Ahnung, wie man mit dem Gerät richtig umging. Deshalb sah das<br />
Ergebnis entsprechend scheußlich aus. Wir mussten die Wände mit einer sehr feinen<br />
Mischung aus Gips und an<strong>der</strong>en Zutaten abspachteln, um sie wie<strong>der</strong> zu glätten.<br />
Nach all diesen Arbeiten hatte Rodrigo schließlich nur noch zwei Tage, um sich<br />
sechshun<strong>der</strong>t Seiten einzuprägen. Wie besessen machte er sich mit Hilfe von<br />
Amphetaminen Tag und Nacht an den Lese-Marathon. Am Tag <strong>der</strong> Prüfung erschien<br />
Rodrigo im Vorlesungssaal. Er setzte sich auf seinen Platz und bekam die<br />
Prüfungsbogen. Er blieb allerdings nicht wach, um die Bögen auszufüllen. Sein<br />
Körper sank nach vorne, und sein Kopf fiel mit einem dumpfen Schlag auf den Tisch.<br />
Die Prüfung musste für eine Weile unterbrochen werden. Die Soziologiedozentin<br />
wurde hysterisch, und auch die Studenten in <strong>der</strong> Nähe von Rodrigo gerieten in Panik.<br />
Sein Körper war steif und eiskalt. Alle im Saal befürchteten das Schlimmste. Sie<br />
glaubten, er habe einen Herzanfall und sei gestorben. Man rief Sanitäter, um ihn zu<br />
holen. Nach einer ersten Untersuchung stellten sie fest, Rodrigo schlafe tief und fest.<br />
Man brachte ihn ins Krankenhaus, wo er den Amphetamin-Rausch ausschlafen<br />
konnte.<br />
Meine Identifikation mit Rodrigo war so total, daß ich es mit <strong>der</strong> Angst zu tun bekam.<br />
Ich war in <strong>der</strong> Tat genau so wie er. Aber ich konnte die Ähnlichkeit nicht mehr<br />
ertragen. In einem Anfall von selbstmör<strong>der</strong>ischem Nihilismus – zumindest sah ich es<br />
so -, mietete ich ein Zimmer in einem schäbigen Hotel in Hollywood. Die Teppiche<br />
waren grün und hatten große Zigarettenbrandstellen, die offenbar gerade noch<br />
gelöscht worden waren, bevor ein richtiges Feuer ausbrach. An den<br />
schmutziggrünen Wänden hingen verblichene grüne Vorhänge. Die blinkende<br />
Hotelreklame leuchtete die ganze Nacht durch das Fenster.<br />
Ich tat also genau das, was Don Juan von mir verlangt hatte, aber auf Umwegen. Ich<br />
tat es nicht, um Don Juans For<strong>der</strong>ungen zu erfüllen o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Absicht, unsere<br />
Meinungsverschiedenheiten beizulegen. Ich blieb monatelang in diesem<br />
Hotelzimmer, bis meine Person starb, so wie es Don Juan mir erklärt hatte. Ich blieb<br />
dort, bis es mir wirklich gleichgültig war, ob ich allein o<strong>der</strong> mit Leuten zusammen war.<br />
Als ich aus dem Hotel auszog, nahm ich für mich allein eine Wohnung in <strong>der</strong> Nähe