06.11.2013 Aufrufe

Das Wirken der Unendlichkeit - Zum Abnehmen

Das Wirken der Unendlichkeit - Zum Abnehmen

Das Wirken der Unendlichkeit - Zum Abnehmen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Jahre lang wusste ich nicht, was ich für mein Album wählen sollte. Ich glaubte, ich<br />

hätte keine Erfahrungen, aus denen ich eine Auswahl hätte treffen können. Es war<br />

geradezu so, als hätte ich nie etwas erlebt.<br />

Natürlich hatte ich schon alles mögliche erlebt, aber in dem Bemühen, mein Bild von<br />

mir zu verteidigen, fehlte mir die Zeit o<strong>der</strong> die Bereitschaft, etwas Geeignetes zu<br />

sehen.«<br />

»Don Juan, kannst du mir etwas genauer sagen, was an meinen Geschichten falsch<br />

ist? Mir ist bewusst, daß sie nichts wert sind, aber mein ganzes Leben ist so.«<br />

»Ich wie<strong>der</strong>hole noch einmal«, erwi<strong>der</strong>te er, »die Geschichten im Album eines<br />

Kriegers sind nicht persönlich. Mit deiner Geschichte von dem Tag, als du zum<br />

Studium an <strong>der</strong> Universität zugelassen wurdest, machst du nur geltend, daß du <strong>der</strong><br />

Mittelpunkt von allem bist. Du fühlst, o<strong>der</strong> du fühlst nicht. Du erkennst, o<strong>der</strong> du<br />

erkennst nicht. Verstehst du, was ich meine? Die ganze Geschichte dreht sich nur<br />

um dich, um deine Person.« »Aber wie könnte es an<strong>der</strong>s sein, Don Juan?« fragte<br />

ich.<br />

»In deiner an<strong>der</strong>en Geschichte berührst du beinahe das, was ich von dir möchte,<br />

aber du verdrehst es wie<strong>der</strong> in etwas höchst Persönliches. Ich weiß, du könntest<br />

mehr Einzelheiten hinzufügen, aber alle Details wären nur eine Vergrößerung deiner<br />

Person, weiter nichts.« »Ich verstehe dich wirklich nicht, Don Juan«, wi<strong>der</strong>sprach ich.<br />

»Jede Geschichte, die durch die Augen eines Zeugen berichtet wird, hat prinzipiell<br />

etwas Persönliches.«<br />

»Ja, ja, natürlich«, sagte er lächelnd und freute sich wie üblich über meine<br />

Verwirrung. »Aber dann gehören sie nicht in das Album eines Kriegers. Es sind<br />

Geschichten für einen an<strong>der</strong>en Zweck. Die denkwürdigen Ereignisse, die wir suchen,<br />

besitzen den dunklen Anflug des Unpersönlichen. Dieser Anflug durchdringt sie. Ich<br />

weiß nicht, wie ich es sonst erklären könnte.« Damals glaubte ich, einen Augenblick<br />

<strong>der</strong> Erleuchtung zu haben und zu verstehen, was er mit dem >dunklen Anflug des<br />

Unpersönlichen< meinte. Ich dachte, er wollte eine Schauergeschichte. <strong>Das</strong><br />

bedeutete Dunkelheit für mich. Und so erzählte ich ihm eine Geschichte aus meiner<br />

Kindheit.<br />

Einer meiner älteren Vettern studierte Medizin. Er machte sein Praktikum, und eines<br />

Tages nahm er mich in das Leichenschauhaus mit. Er versicherte mir, ein junger<br />

Mann sei es sich schuldig, Tote anzusehen, denn <strong>der</strong> Anblick habe einen<br />

erzieherischen Wert, da <strong>der</strong> Tod die Vergänglichkeit des Lebens beweise. Mein

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!