Das Wirken der Unendlichkeit - Zum Abnehmen
Das Wirken der Unendlichkeit - Zum Abnehmen
Das Wirken der Unendlichkeit - Zum Abnehmen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Besuch bei ihm hinausgezögert. In Wirklichkeit hast du damit gewartet, dich bei ihm<br />
zu bedanken. Jetzt sitzt dir ein Geist auf den Schultern. Du wirst ihm nie das<br />
zurückzahlen können, was du ihm schuldest.«<br />
Ich begriff die Tragweite seiner Worte. Ich hatte mein Tun noch nie unter einem<br />
solchen Aspekt betrachtet.<br />
Genau gesagt, ich hatte mich nie bei jemandem bedankt. Don Juan ließ nicht locker.<br />
»Dein Freund wusste, daß er sterben würde«, sagte er. »Er hat dir einen<br />
Abschiedsbrief geschrieben, um zu erfahren, wie es dir geht. Vielleicht kreiste sein<br />
letzter Gedanke um dich, ohne daß es ihm o<strong>der</strong> dir bewusst war.« <strong>Das</strong> Gewicht von<br />
Don Juans Worten war zu schwer für meine Schultern. Ich brach zusammen. Ich<br />
hatte das Gefühl, mich hinlegen zu müssen. Mir wurde schwindlig. Vielleicht lag es<br />
an <strong>der</strong> Umgebung. Ich hatte den schweren Fehler begangen, am späten Nachmittag<br />
bei Don Juan anzukommen. Die untergehende Sonne schien erstaunlich golden zu<br />
sein. <strong>Das</strong> Licht brach sich auf den kahlen Bergen im Osten von Don Juans Haus in<br />
Gold- und Violettönen. Nicht eine einzige Wolke stand am Himmel. Nichts schien sich<br />
zu regen. Die ganze Welt schien sich zu verstecken, aber ihre Gegenwart war<br />
überwältigend. Die Stille <strong>der</strong> Wüste von Sonora war wie ein Dolch, <strong>der</strong> bis zum Mark<br />
meiner Knochen vorstieß. Ich wollte fliehen, ich wollte in meinen Wagen steigen und<br />
davonfahren. Ich wollte in die Stadt, um mich im Straßenlärm zu verlieren.<br />
»Du bekommst gerade eine Kostprobe <strong>der</strong> <strong>Unendlichkeit</strong>«, sagte Don Juan ernst und<br />
entschieden. »Ich weiß es, denn ich habe mich in deiner Lage befunden. Du<br />
möchtest davonlaufen, um dich in etwas Menschliches, Warmes, Wi<strong>der</strong>sprüchliches,<br />
in eine Dummheit zu flüchten. Du möchtest den Tod deines Freundes vergessen.<br />
Aber die <strong>Unendlichkeit</strong> hin<strong>der</strong>t dich daran.« Seine Stimme wurde freundlicher. »Die<br />
<strong>Unendlichkeit</strong> hat dich in ihrem unbarmherzigen Griff.« »Was kann ich jetzt tun, Don<br />
Juan?« fragte ich. »Du kannst nur eins tun«, antwortete er. »Du kannst die<br />
Erinnerung an deinen Freund für den Rest deines Lebens und vielleicht sogar<br />
darüber hinaus lebendig halten.<br />
Die Zauberer drücken auf diese Weise ihren Dank aus, den sie nicht mehr<br />
artikulieren können. Vielleicht findest du das töricht, aber es ist das Beste, was<br />
Zauberer tun können.«<br />
Zweifellos lag es an meiner Nie<strong>der</strong>geschlagenheit, daß ich glaubte, <strong>der</strong> üblicherweise<br />
heitere Don Juan sei ebenso traurig wie ich. Ich verwarf den Gedanken sofort, denn<br />
das war nicht möglich.