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Das Wirken der Unendlichkeit - Zum Abnehmen

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entpuppt, dann taugt er nichts.«<br />

<strong>Das</strong>, was ich für Don Juans Gefühllosigkeit hielt, verletzte mich über alle Maßen. Ich<br />

fand, er sei ein wenig eifersüchtig auf meine Gefühle für Professor Lorca. Kaum hatte<br />

ich diesen Gedanken, fühlte ich mich erleichtert. Ich verstand alles.<br />

Ich wollte das Gespräch auf eine etwas an<strong>der</strong>e Weise beenden und fragte: »Sag mir,<br />

Don Juan, was ist ein Lebewesen, das sterben wird, eigentlich? Du hast schon so oft<br />

darüber gesprochen, aber du hast mir nie eine richtige Definition gegeben.«<br />

»Menschen sind Lebewesen, die sterben«, antwortete er. »Die Zauberer sind<br />

überzeugt, die einzige Möglichkeit, unsere Welt zu verstehen, und das, was wir hier<br />

tun, besteht darin, voll und ganz zu akzeptieren, daß wir Wesen sind, die sterben<br />

werden. Ohne diese grundsätzliche Akzeptanz ist unser Leben, unser Tun und<br />

unsere Welt, in <strong>der</strong> wir leben, nicht zu bewältigen.« »Aber ist die Akzeptanz an sich<br />

so weitreichend?« fragte ich im Ton des Wi<strong>der</strong>spruchs.<br />

»Darauf kannst du Gift nehmen!« erwi<strong>der</strong>te Don Juan lächelnd. »Doch die Akzeptanz<br />

allein genügt nicht. Wir müssen diese Akzeptanz verkörpern und bis ans Ende leben.<br />

Die Zauberer aller Zeiten haben gesagt, <strong>der</strong> Anblick unseres Todes ist <strong>der</strong><br />

ernüchterndste Anblick, den es gibt. Der Fehler an uns Menschen ist und ist es seit<br />

urdenklichen Zeiten gewesen, daß wir glauben, wir befänden uns im Reich <strong>der</strong><br />

Unsterblichkeit, ohne das deutlich zu sagen. Wir verhalten uns, als würden wir<br />

niemals sterben. <strong>Das</strong> ist eine infantile Anmaßung. Aber noch ver<strong>der</strong>blicher als das<br />

Gefühl <strong>der</strong> Unsterblichkeit ist das, was sich damit einstellt. Es ist das Gefühl, daß wir<br />

dieses unvorstellbare Universum mit unserem Bewusstsein erfassen können.«<br />

Ich befand mich in <strong>der</strong> hoffnungslosesten denkerischen Zwickmühle: Don Juans<br />

Weisheit auf <strong>der</strong> einen Seite und Professor Lorcas Wissen auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en. Beides<br />

war schwierig, unverständlich, allumfassend und höchst faszinierend. Es blieb mir<br />

nichts an<strong>der</strong>es übrig, als den Ereignissen ihren Lauf zu lassen und ihnen zu folgen,<br />

wohin sie mich auch führen würden. Ich hielt mich fortan an Don Juans Rat,<br />

Professor Lorca besser kennenzulernen. Ich versuchte das ganze Semester lang, in<br />

seine Nähe zu kommen und mit ihm zu sprechen. Ich erschien während <strong>der</strong><br />

Sprechstunden regelmäßig in seinem Sprechzimmer, aber er hatte scheinbar nie Zeit<br />

für mich. Aber auch wenn ich nicht mit ihm reden konnte, so bewun<strong>der</strong>te ich ihn doch<br />

rückhaltlos. Ich fand mich sogar damit ab, daß er nie mit mir reden würde. Es war mir<br />

nicht weiter wichtig. Mir ging es um seine Gedanken, die ich in seinen grandiosen<br />

Vorlesungen zu hören bekam. Ich berichtete Don Juan alle meine intellektuellen

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