Das Wirken der Unendlichkeit - Zum Abnehmen
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wohnte in <strong>der</strong>selben Straße wie er ein gewisser Mr. Marsh. Ihm gehörten die<br />
Fabriken, die 1-A Qualitätsmatratzen für die gesamte USA herstellten. Dieser Mann<br />
war über alle Maßen reich. Roys Frustration kannte keine Grenzen. Sein Ehrgeiz,<br />
den Mann zu übertreffen, war so groß, daß schließlich seine Gesundheit darunter litt.<br />
Eines Tages starb er an einem Aneurysma im Gehirn. Sein Tod führte zu meinem<br />
dritten Besuch in einem Leichenschauhaus. Roys Frau bat mich, seinen besten<br />
Freund, dafür zu sorgen, daß <strong>der</strong> Tote angemessen aufgebahrt wurde. Ich ging zu<br />
dem Bestattungsunternehmen. Dort führte mich ein Angestellter in die inneren<br />
Räume. Als ich eintrat, war <strong>der</strong> Leichenbestatter – <strong>der</strong> Tote lag auf einem hohen<br />
Tisch mit einer Marmorplatte – gerade dabei, gewaltsam die Mundwinkel zu heben,<br />
die bereits erstarrt waren. Dazu benutzte er den Zeigefinger und den kleinen Finger<br />
<strong>der</strong> rechten Hand, während er den Mittelfinger gegen die Handfläche drückte. Ein<br />
groteskes Lächeln erschien auf dem Gesicht des toten Roy. Der Leichenbestatter<br />
drehte sich halb zu mir um und sagte unterwürfig: »Ich hoffe, so ist es Ihnen recht,<br />
mein Herr.«<br />
Seine Frau – niemand wird je erfahren, ob sie ihn mochte o<strong>der</strong> nicht – wollte ihn mit<br />
allem Prunk begraben, den sein Leben ihrer Meinung nach verdiente. Sie hatte den<br />
teuersten Sarg gewählt, eine Son<strong>der</strong>anfertigung, die wie eine Telefonzelle aussah.<br />
Die Idee dazu stammte aus einem Film. Roy sollte begraben werden, als sitze er am<br />
Telefon und mache wie immer ein gutes Geschäft.<br />
Ich blieb nicht zu <strong>der</strong> Beerdigung. Eine schreckliche Wut hatte mich erfasst, eine<br />
Mischung aus Ohnmacht und Zorn – eine Art Zorn, <strong>der</strong> sich auf niemanden<br />
projizieren ließ.<br />
»Du bist eindeutig heute in einer morbiden Stimmung«, sagte Don Juan lachend.<br />
»Aber trotz allem, o<strong>der</strong> vielleicht gerade deswegen, bist du dem Ziel recht nahe. Du<br />
hast es fast erreicht.«<br />
Ich hörte nie auf, mich darüber zu wun<strong>der</strong>n, wie sich meine Stimmung jedesmal<br />
än<strong>der</strong>te, wenn ich Don Juan besuchte. Ich kam stets schlechtgelaunt, mürrisch und<br />
voller Überheblichkeit und Zweifel zu ihm. Nach einer Weile verän<strong>der</strong>te sich meine<br />
Stimmung auf wun<strong>der</strong>same Weise. Ich wurde schrittweise freundlicher, bis ich<br />
ausgeglichener denn je war. Meine neue Stimmung blieb jedoch in meinen alten<br />
Wortschatz eingebettet. Üblicherweise redete ich wie ein total unzufriedener Mensch,<br />
<strong>der</strong> sich zwar nicht lauthals beklagt, dessen endlose Klagen aber in je<strong>der</strong> Wendung<br />
des Gesprächs mitschwingen. »Kannst du mir ein Beispiel für ein denkwürdiges