Das Wirken der Unendlichkeit - Zum Abnehmen
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Flughafen in Burbank zu bringen. Von dort wollte er nach New York fliegen. Für ihn<br />
war das ein sehr dramatischer und verzweifelter Schritt. Er sah darin seinen<br />
Untergang, für den Rest seines Lebens in Los Angeles festzustecken. Für alle seine<br />
Freunde war das Ganze nicht mehr als ein Witz, denn er hatte schon öfter versucht,<br />
mit dem Wagen nach New York zu fahren. Aber <strong>der</strong> Wagen war jedesmal stehen<br />
geblieben. Einmal war er bis Salt Lake City gekommen, bevor er eine Panne hatte.<br />
Der Wagen brauchte einen neuen Motor. Er musste sein Auto auf <strong>der</strong> Stelle<br />
verschrotten. Meistens gaben seine Autos bereits am Stadtrand von Los Angeles den<br />
Geist auf.<br />
»Was ist mit deinen Wagen nur los, Rodrigo?« fragte ich ihn einmal teilnahmsvoll.<br />
»Ich weiß es nicht«, erwi<strong>der</strong>te er mit einer verschleierten Andeutung von<br />
Schuldgefühlen, fügte aber dann in <strong>der</strong> Art des Anthropologieprofessors in seiner<br />
Rolle als Wie<strong>der</strong>erweckungsprediger hinzu: »Vielleicht liegt es daran, daß ich Vollgas<br />
gebe, sobald ich unterwegs bin, weil ich mich frei fühle. Normalerweise öffne ich<br />
dann alle Fenster. Ich möchte den Fahrtwind im Gesicht spüren. Ich komme mir wie<br />
ein Kind auf <strong>der</strong> Suche nach etwas Neuem vor.«<br />
Er fuhr stets alte Schlitten, und mir war völlig klar, daß man mit solchen Autos nicht<br />
Vollgas fahren konnte. Er ruinierte einfach die Motoren. •«:<br />
Rodrigo kam von Salt Lake City per Anhalter nach Los Angeles zurück. Natürlich<br />
hätte er auch per Anhalter nach New York fahren können, aber auf den Gedanken<br />
kam er nicht. Rodrigo schien dasselbe Leiden zu haben wie ich – eine unbewusste<br />
Liebe zu Los Angeles, die er um alles in <strong>der</strong> Welt nicht wahrhaben wollte. Bei einem<br />
an<strong>der</strong>en Versuch war sein Wagen in bester technischer Verfassung. Er hätte die<br />
Strecke bequem schaffen können. Aber Rodrigo war nicht in <strong>der</strong> Verfassung, Los<br />
Angeles zu verlassen. Er fuhr bis San Bernadino. Dort sah er sich Die Zehn Gebote<br />
an. Dieser Film weckte in Rodrigo aus nur ihm bekannten Gründen eine so<br />
unerträgliche Sehnsucht nach Los Angeles, daß er zurückfuhr. Weinend erzählte er<br />
mir, das verdammte Los Angeles habe einen Zaun um ihn gebaut, den er nicht<br />
überwinden könne. Seine Frau freute sich darüber, daß er blieb, und seine Freundin<br />
Melissa war noch glücklicher, allerdings auch enttäuscht, weil sie ihm die<br />
Wörterbücher zurückgeben musste, die er ihr überlassen hatte.<br />
Sein letzter Versuch, mit dem Flugzeug nach New York zu kommen, war noch<br />
dramatischer, weil er sich von seinen Freunden das Geld für den Flug geliehen hatte.<br />
Er erklärte, auf diese Weise würde er bestimmt nicht zurückkommen, weil er nicht