Das Wirken der Unendlichkeit - Zum Abnehmen
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würde sich nie erlauben, die Ergebnisse seiner Forschung zu anthropomorphisieren,<br />
es sei denn natürlich, er ist ein Dummkopf.« Mit dieser Einführung begann er einen<br />
glänzenden Vortrag über die Limitationen unseres Erkenntnissystems o<strong>der</strong> des<br />
Erkenntnissystems eines jeden Organismus. Er verhalf mir mit seinem<br />
Einführungsvortrag zu einer Fülle neuer Gedanken, die er als ganz einfach darlegte<br />
und damit praktisch anwendbar machte. Der absolut neue Gedanke für mich war<br />
jedoch, daß jedes einzelne Lebewesen auf diesem Planeten seine Welt interpretiert<br />
und dabei Daten auswertet, die von darauf spezialisierten Sinnen erfaßt werden. Er<br />
erklärte, die Menschen können sich nicht einmal vorstellen, wie es zum Beispiel in<br />
einer Welt sein muss, die, wie bei den Fle<strong>der</strong>mäusen, nur von Echoortung beherrscht<br />
wird. In einer Welt also, <strong>der</strong>en Orientierungspunkte sich das menschliche<br />
Bewusstsein nicht einmal vorstellen kann. Er zog daraus den unmißverständlichen<br />
Schluß, daß es, von diesem Standpunkt aus gesehen, unter den Lebewesen keine<br />
zwei gleichen Erkenntnissysteme geben kann.<br />
Als ich den Vorlesungssaal nach dem eineinhalbstündigen Vortrag verließ, fühlte ich<br />
mich erschlagen von Professor Lorcas Intelligenz. Von da an war ich sein<br />
überzeugter Bewun<strong>der</strong>er. Ich fand seine Vorlesungen mehr als anregend und<br />
provozierend. Es war noch nie vorgekommen, daß ich mich wie bei ihm auf<br />
Vorlesungen im voraus freute. Alle seine Überspanntheiten übersah ich angesichts<br />
seiner Faszination als Lehrer und als innovativer Denker auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />
Philosophie. «Als ich die erste Vorlesung von Professor Lorca besuchte, hatte ich<br />
seit beinahe zwei Jahren mit Don Juan Matus gearbeitet. Es war mir zu einer festen<br />
Gewohnheit geworden, da ich so sehr an Routinen gewöhnt war, Don Juan alles zu<br />
berichten, was in meinem Alltag geschah. Bei <strong>der</strong> ersten sich bietenden Gelegenheit<br />
erzählte ich ihm von Professor Lorca. Ich lobte Professor Lorca über alle Maßen und<br />
sagte Don Juan offen, Professor Lorca sei mein Vorbild. Don Juan schien meine<br />
aufrichtige Bewun<strong>der</strong>ung sehr zu beeindrucken, doch er warnte mich auf seltsame<br />
Weise.<br />
»Bewun<strong>der</strong>e niemanden aus <strong>der</strong> Ferne«, sagte er. »Diese Art Bewun<strong>der</strong>ung ist die<br />
beste Methode, Mythen zu erschaffen. Lerne ihn besser kennen. Rede mit ihm und<br />
sieh dir an, was für ein Mensch er ist. Stell ihn auf die Probe. Wenn das Verhalten<br />
deines Professors auf seiner Überzeugung beruht, daß er ein Lebewesen ist, das<br />
sterben wird, dann wird alles, was er tut, gleichgültig wie seltsam es auch sein mag,<br />
wohlüberlegt und endgültig sein. Wenn das, was er sagt, sich nur als leere Worte