Das Wirken der Unendlichkeit - Zum Abnehmen
Das Wirken der Unendlichkeit - Zum Abnehmen
Das Wirken der Unendlichkeit - Zum Abnehmen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
her zu gehen, wenn du etwas berichten willst.« Wir saßen wie üblich tagsüber unter<br />
dem Vordach des Hauses. Ich hatte es mir zur Gewohnheit gemacht, jedesmal an<br />
<strong>der</strong>selben Stelle zu sitzen und mich mit dem Rücken an die Hauswand zu lehnen.<br />
Don Juan saß an verschiedenen Plätzen unter dem Vordach, aber nie an <strong>der</strong>selben<br />
Stelle.<br />
Wir machten uns in <strong>der</strong> schlechtesten Zeit des Tages, nämlich mittags, auf den Weg.<br />
Er überließ mir wie immer, wenn wir in <strong>der</strong> Hitze liefen, einen alten Strohhut. Lange<br />
gingen wir in völligem Schweigen nebeneinan<strong>der</strong> her. Ich gab mir große Mühe, mich<br />
an alle Einzelheiten <strong>der</strong> Geschichte zu erinnern. Es war bereits Nachmittag, als wir<br />
uns schließlich im Schatten einiger hoher Büsche setzten und ich ihm die ganze<br />
Geschichte erzählte. Als ich vor Jahren in einer Kunstschule in Italien Bildhauerei<br />
studierte, hatte ich einen guten Freund, einen Schotten. Er studierte Kunst, um<br />
Kunstkritiker zu werden. Am deutlichsten erinnerte ich mich an seine überspannte<br />
Vorstellung von sich selbst. Er hielt sich für den sittenlosesten und sinnlichsten<br />
Allround-Gelehrten und Künstler seiner Zeit. Und das hatte auch mit <strong>der</strong> Geschichte<br />
zu tun, die ich Don Juan erzählte. Er hielt sich für einen Alleskönner. Sittenlos war er,<br />
aber die Sinnlichkeit stand in völligem Gegensatz zu seinem verknöcherten,<br />
nüchternen und ernsthaften Wesen. Er war ein begeisterter Anhänger des englischen<br />
Philosophen Bertrand Russell und träumte davon, die Grundsätze des logischen<br />
Positivismus auf die Kunstkritik anzuwenden. Ein Allround-Wissenschaftler und<br />
Künstler zu sein, war vielleicht seine kühnste Idee, denn er war ein Bummelant und<br />
hielt absolut nichts von Arbeit.<br />
Aber seine dubiose Spezialität hatte nichts mit Kunstkritik zu tun, son<strong>der</strong>n beruhte<br />
auf <strong>der</strong> persönlichen Kenntnis aller Prostituierten <strong>der</strong> lokalen Bordelle, von denen es<br />
viele gab. Die farbigen und ausführlichen Berichte, mit denen er mich bedachte, um<br />
mich, wie er sagte, über die wun<strong>der</strong>vollen Dinge, die er in <strong>der</strong> Welt seiner Wahl<br />
vollbrachte, auf dem laufenden zu halten, waren amüsant. Es überraschte mich<br />
daher nicht, daß er eines Tages aufgeregt und beinahe außer Atem in meiner<br />
Wohnung erschien. Er hatte offenbar etwas ganz Außerordentliches erlebt, das er<br />
mir nicht vorenthalten wollte. »Carlos, das musst du mit eigenen Augen sehen!« rief<br />
er begeistert in dem Oxford-Englisch, das er mir gegenüber immer benutzte. Er ging<br />
unruhig im Zimmer auf und ab. »Es läßt sich kaum beschreiben, aber ich weiß, du<br />
wirst es zu schätzen wissen. Der Eindruck wird dich ein Leben lang nicht mehr<br />
loslassen. Ich werde dir ein wun<strong>der</strong>volles Geschenk fürs Leben machen. Begreifst du