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Das Wirken der Unendlichkeit - Zum Abnehmen

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Mädchen, das genau wie meine Tante aussah. Die Ähnlichkeit war so groß, daß<br />

meine Tante das Kind legal adoptiert hatte.<br />

Die vier waren die ruhigsten Menschen, die ich jemals getroffen hatte. Sie führten ein<br />

sehr beschauliches Leben, das nur von den Exzentritäten meiner Tante unterbrochen<br />

wurde. Sie entschied etwa aus einer Laune heraus zu verreisen o<strong>der</strong><br />

vielversprechende neue Kampfhähne zu kaufen und auszubilden. Sie veranstaltete<br />

tatsächlich Hahnenkämpfe, bei denen es um sehr hohe Summen ging. Sie kümmerte<br />

sich mit liebevoller Fürsorge um ihre Hähne – manchmal den ganzen Tag lang.<br />

Dabei trug sie dicke Le<strong>der</strong>handschuhe und Le<strong>der</strong>gamaschen, damit die Kampfhähne<br />

sie nicht mit ihren Stahlsporen verletzen konnten.<br />

Ich verbrachte zwei wun<strong>der</strong>bare Monate im Haus meiner Tante. Nachmittags<br />

unterrichtete sie mich in Musik und erzählte mir endlose Geschichten über die<br />

Vorfahren <strong>der</strong> Familie. Meine Lebensumstände waren ideal, denn ich konnte mit<br />

meinen Freunden ausgehen und musste niemandem sagen, wann ich zurückkam.<br />

Manchmal lag ich nachts stundenlang bei geöffnetem Fenster wach im Bett, und <strong>der</strong><br />

Duft <strong>der</strong> Orangenblüten erfüllte das Zimmer. Dann hörte ich immer jemanden durch<br />

einen langen Gang gehen, <strong>der</strong> sich an <strong>der</strong> Nordseite des Hauses befand und alle<br />

Innenhöfe miteinan<strong>der</strong> verband. Er hatte wun<strong>der</strong>schöne Mauerbögen und einen<br />

Fußboden mit Kacheln. Vier sehr schwache Glühbirnen tauchten den Flur in ein<br />

trübes Licht. Sie wurden jeden Abend um sechs ein- und morgens um sechs<br />

ausgeschaltet. Ich fragte meine Tante, ob ihr Butler nachts durch das Haus gehe und<br />

vor meinem Fenster stehen bleibe. Denn wer immer es war, blieb an meinem Fenster<br />

stehen, drehte sich um und ging zurück in Richtung des Haupteingangs.<br />

»Mach dir wegen solcher Lappalien keine Sorgen, mein Schatz«, sagte meine Tante<br />

lächelnd. »Wahrscheinlich ist es mein Butler auf seinem Rundgang. <strong>Das</strong> ist ganz<br />

normal! Hast du etwa Angst?«<br />

»Nein, ich habe keine Angst«, erwi<strong>der</strong>te ich. »Ich bin einfach neugierig, weil dein<br />

Butler jeden Abend zu meinem Zimmer kommt. Manchmal wecken mich seine<br />

Schritte sogar auf.«<br />

Sie tat meine Fragen mit <strong>der</strong> vernünftigen Erklärung ab, <strong>der</strong> Butler sei beim Militär<br />

gewesen und gewohnt, als Posten seine Runden zu machen. Ich gab mich damit<br />

zufrieden.<br />

Eines Tages erwähnte ich dem Butler gegenüber, seine Schritte seien einfach zu<br />

laut. Er möge doch auf seiner Runde an meinem Fenster etwas leiser auftreten,

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