25.12.2013 Aufrufe

PDF-Download - Deutsche Geodätische Kommission

PDF-Download - Deutsche Geodätische Kommission

PDF-Download - Deutsche Geodätische Kommission

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

5.4. DISTANZ- UND ÄHNLICHKEITSMASSE BASIEREND AUF HINTERGRUNDWISSEN 47<br />

Begriffen steht, gleichsetzen wollen, nennt man auch Taxonomie. Es gibt zum Beispiel die Taxonomie der<br />

Giftplanzen oder die Taxonomie der wirbellosen Tiere. Eine solche Taxonomie kann in einer Konzepthierarchie<br />

repräsentiert werden. Eine Konzepthierarchie ist im objektorientierten Sinne eine Vererbungshierarchie, inder<br />

im allgemeinen auch Mehrfachvererbung zugelassen ist. Einige formale Ansätze modellieren Konzepthierarchien<br />

als Verbände (Hermes 1967). Dies ist immer dann möglich und angemessen, wenn alle möglichen Merkmale oder<br />

Ausprägungen der Objekte einer Konzepthierarchie bekannt sind, da man dann durch einen Teilmengenverband<br />

über der Menge dieser Merkmale eine Konzepthierarchie erzeugen kann. Dieser Ansatz funktioniert jedoch<br />

nicht, wenn man es mit Konzepten zu tun hat, die einfach nur durch ihren Bezeichner (Namen) repräsentiert<br />

werden und nicht durch ihre Merkmalsausprägung. Das ist immer der Fall, wenn die Merkmalsausprägung nicht<br />

bekannt ist oder implizit angenommen wird und deshalb nicht im Datensatz oder der Datenbank gespeichert<br />

wird. In einem Teilmengenverband kann ein solches Konzept nur als leere Menge dargestellt werden, was jedoch<br />

das kleinste Objekt in einem Teilmengenverband darstellt und kein Konzept bedeutet. Als Beispiel hierfür soll<br />

wieder die Gebäude- oder Flächennutzung in der ALK dienen, in der die Nutzungsarten nicht durch Merkmale<br />

beschrieben werden, sondern als fest definiert (dem Nutzer bekannt) angenommen werden.<br />

Wir definieren als Konzepthierarchie (siehe Abb. 5.2) also eine Vererbungshierarchie (endlicher azyklischer<br />

gerichteter Graph) mit den folgenden Eigenschaften:<br />

• Die Knoten dieses Graphen 2 repräsentieren die bekannten Konzepte und damit das vorhandene Wissen.<br />

Ein Konzept ist eine Klasse von Objekten (Instanzen), die eine logisch zusammengehörende Menge von<br />

Werten darstellt oder als eine allgemein bekannte Bedeutung zu verstehen ist.<br />

• Der Graph besitzt einen besonders ausgezeichneten Knoten, die Wurzel, denwiralsleeres Konzept (∅)<br />

bezeichnen wollen.<br />

• Die gerichteten Kanten des Graphen beschreiben eine Ist-ein-Beziehung. Das Konzept am Ende der gerichteten<br />

Kante nennt man Überkonzept. Die Klasse am Anfang der gerichteten Kante nennt man Unterkonzept.<br />

• Jedes Konzept kann eine Menge von Merkmalen besitzen. Jedes Merkmal besitzt einen Namen als Bezeichner<br />

und ist einem Konzept der Hierarchie zugeordnet. Jedes Merkmal ist durch Name und zugehöriges<br />

Konzept eindeutig definiert und kann in einem Konzept nur einmal vorkommen.<br />

• Ein Unterkonzept erbt alle Merkmale seiner Überkonzepte und kann noch weitere Merkmale definieren.<br />

Jedoch kann kein Merkmal redefiniert werden,d.h.existiert ein Merkmal x =(id x : C x )ineinem<br />

Überkonzept O, dann wird durch die Definition x =(id x : C x ) in einem Unterkonzept U von O kein neues<br />

Merkmal in U eingeführt.<br />

• Konzepte, die direkte Unterkonzepte des leeren Konzepts sind, nennt man atomare Konzepte oder Axiome,<br />

da sie von nichts abgeleitet wurden und als gegeben definiert sind. Man kann solche Konzepte auch<br />

als Grundwissen bezeichnen. Entspricht ein atomares Konzept einem Skalentyp, so nennen wir es ein<br />

Skalenkonzept.<br />

5.4.1 Distanzmaß auf Konzepthierarchien<br />

Im folgenden wollen wir nun eine Metrik definieren, um die Distanz zwischen zwei Konzepten bestimmen zu<br />

können und darauf aufbauend werden wir eine Distanzfunktion definieren, die den Unterschied zwischen Instanzen<br />

von Konzepten (Objekten) bestimmt. Ein Distanzmaß für Konzepte einer gegebenen Konzepthierarchie<br />

sollte folgende Eigenschaften aufweisen:<br />

K1: Die Ähnlichkeit (Distanz) eines Konzepts mit sich selber ist 1 (0).<br />

K2: Die Ähnlichkeit (Distanz) zweier unterschiedlicher Konzepte ist 0 (∞), wenn sie kein gemeinsames<br />

Überkonzept besitzen, d.h. das einzige gemeinsame Überkonzept ist das leere Konzept.<br />

2 Die Definition graphentheoretischer Begriffe, wie z.B. gerichtete Kante, Weg und Länge eines Weges findet man im Abschnitt<br />

6.1 des folgenden Kapitels über Nachbarschaftsgraphen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!