schmidt_torsten.pdf
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Wechselwirkungspotentialenergie mit den Nachbarmolekülen und der Wärmebewegung. In<br />
Flüssigkeiten liegen die Moleküle durch Abnahme ihrer Wärmebewegung in kondensierter<br />
Form vor, so daß der Abstand zwischen den Molekülen durch die wirkenden<br />
Anziehungskräfte nur in bestimmten Grenzen ohne Änderung des Aggregatzustandes<br />
veränderlich ist.<br />
Mit der Umgruppierung der Moleküle in Flüssigkeiten wird für das einzelne Molekül die<br />
momentan günstigste energetische Position eingenommen. Die Umordnung ist nur möglich,<br />
wenn es Hohlräume oder Löcher in der Molekülpackung gibt. Röntgenografisch konnten<br />
außerdem in Flüssigkeiten die Existenz einer quasikristallinen Nahordnung der Moleküle in<br />
sehr kleinen Bereichen nachgewiesen werden. Dieser Ordnungszustand existiert an einem Ort<br />
nur sehr kurzzeitig. Er zerfällt und bildet sich neu an anderen Stellen. Die Erhöhung der<br />
Temperatur führt sowohl zur Vergrößerung der Anzahl der Löcher als auch zur Verringerung<br />
der quasikristallinen Ordnungszustände. Dadurch verringert sich die Dichte der Flüssigkeit<br />
und erhöht sich die Beweglichkeit der Moleküle. Nach der Theorie von FRENKEL und EYRING<br />
müssen die Moleküle eine Potentialbarriere überwinden, wenn sie von einem gegebenen Platz<br />
in eine Leerstelle überwechseln. Dazu ist eine Aktivierungsenergie notwendig, die mit der<br />
Frenkel-Eyring-Gleichung berechnet werden kann:<br />
⎛ Ea<br />
⎞<br />
η = A ⋅ exp⎜<br />
⎟<br />
(3.1.1)<br />
⎝ RT ⎠<br />
Dasjenige dem Loch benachbarte Molekül, welches die erforderliche kinetische Energie zur<br />
Überwindung der Potentialbarriere besitzt, springt in die Leerstelle und gibt damit den<br />
eigenen Platz frei. Ohne Einwirkung äußerer Scherkräfte zeigt der Platzwechsel der Moleküle<br />
(und damit der Stofftransport) keine Vorzugsrichtung. Die Anzahl der möglichen Sprünge je<br />
Zeiteinheit ist um so größer, je mehr Löcher vorhanden sind und je geringer die Höhe der<br />
Potentialbarriere ist. Sie charakterisiert die Möglichkeit der molekularen Wärmebewegung in<br />
Flüssigkeiten und wird als Selbstdiffusion bezeichnet. Mit der Erhöhung der Temperatur<br />
wächst die Geschwindigkeit der Selbstdiffusion. Die minimale Energie, die erforderlich ist,<br />
damit Moleküle der Flüssigkeit den Platz von einer zeitlich begrenzten<br />
Gleichgewichtsposition mit dem einer anderen austauschen können, ist die<br />
Aktivierungsenergie E 1 der Selbstdiffusion. Sie hängt von der Dichte der Molekülpackung,<br />
den Molekülabmessungen und den zwischenmolekularen Kräften ab.<br />
Liegt ein äußeres Kraftfeld an, z.B. eine Scherspannung, so ist die Wahrscheinlichkeit für<br />
Sprünge der Moleküle in Wirkungsrichtung des Feldes größer, da die dazu erforderliche