PDF-Download - Bayerische Staatsoper
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M J Die Figur der Rusalka hat in Osteuropa eine lange literarische<br />
Tradition. Meistens sind die Wasserjungfrauen als<br />
Verführerinnen eine Gefahr für die Männer. In Dvořáks<br />
Oper ist Rusalka vor allem traurig und einsam, eher Opfer<br />
als Täter. Wie gefährlich ist Rusalka in Ihren Augen?<br />
K O Rusalka ist mit Sicherheit gefährlich. Für den<br />
Prinzen gibt es kein Happy End, auch Rusalka wird<br />
nicht glücklich. Dabei ist sie absolut sicher, dass ihre<br />
Liebe so stark ist, dass alles gut werden wird. Sie<br />
glaubt den Drohungen Ježibabas nicht, dass sie den<br />
Prinzen töten muss, um weiterleben zu können. Diep<br />
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ein Engagement so kurz vor dem vereinbarten Auftritt<br />
absagst. Wobei ich denke, dass es einfach im Leben<br />
Situationen gibt, die wie ein Geschenk von Gott<br />
oder wem auch immer kommen und in denen das<br />
Gefühl entscheiden muss. Ich bin ein risikofreudiger<br />
Mensch, ich hatte noch nie einen Plan für mein Leben<br />
oder meine Karriere. Und so habe ich sofort Ja zu<br />
diesem Angebot gesagt. Es ist fantastische Musik, ein<br />
großartiges Stück.<br />
M J Hat auch die Tatsache eine Rolle gespielt, dass Sie hier<br />
beim Entstehen einer neuen Produktion mitwirken und eng<br />
mit dem Regisseur und dem Dirigenten zusammenarbeiten?<br />
Im Gegensatz zu „La bohème“ können Sie ja nun Ihren eigenen<br />
Zugang zu dieser Rolle finden und die Rolle mitgestalten.<br />
Was bedeutet es für Sie, gemeinsam mit dem Regisseur<br />
und dem Dirigenten etwas Neues zu entwickeln?<br />
K O Dass es eine Neuproduktion ist, hat sicherlich<br />
eine Rolle gespielt. Es ist einfach etwas anderes,<br />
wenn man am Entstehungsprozess beteiligt ist. Man<br />
hat viel mehr Möglichkeiten, in eine Rolle hineinzuwachsen,<br />
sie wirklich zu verstehen. Der Regisseur ist<br />
dabei für mich sehr wichtig, denn ich liebe als Sängerin<br />
die Schauspielerei auf der Bühne. Einen solchen<br />
Probenprozess mit dem Dirigenten und dem Regisseur<br />
zu erleben, ist für jeden Künstler etwas ganz Besonderes.<br />
Vor allem, weil man viel lernt. Und ich kann<br />
und will noch sehr viel lernen. Ich hatte sofort ein<br />
gutes Verhältnis zu Martin Kušej und ich bin sehr<br />
glücklich, mit ihm arbeiten zu dürfen. Auch der Dirigent<br />
Tomáš Hanus ist großartig, ein wunderbarer<br />
Musiker, der genau weiß, was er will. Von beiden kann<br />
ich eine Menge lernen – das ist auch ein Grund, warum<br />
diese Probenzeit für mich eine wunderbare Zeit ist.<br />
M J Vor der Arbeit mit Martin Kušej haben Sie zwei Produktionen<br />
mit Dmitri Tcherniakov erarbeitet, der im März<br />
an der <strong>Bayerische</strong>n <strong>Staatsoper</strong> „Dialogues des Carmélites“<br />
inszeniert hat: Prokofjews „Der Spieler“ in Berlin und „Don<br />
Giovanni“ in Aix-en-Provence. Sowohl Kušej als auch Tcherniakov<br />
sind für ihre radikalen und ungewöhnlichen Interpretationen<br />
bekannt. Wie bringen Sie Ihre Sichtweise mit der<br />
des Regisseurs zusammen?<br />
K O Zu Beginn der Proben kenne ich das Stück und<br />
die Musik. Donna Elvira ist eine eifersüchtige Frau.<br />
Tcherniakov wollte diese Eifersucht aber nicht zeigen.<br />
Es war für mich zunächst schwierig, eine Frau zu<br />
spielen, die Don Giovanni nur bewundert und ihm<br />
alles gleich vergibt.<br />
Rusalka ist mit ihren Gedanken und ihrem Herzen<br />
eine Frau, die wirklich lieben möchte, auch wenn sie<br />
nicht genau weiß, was das bedeutet. Sie hat diese<br />
Obsession für den Prinzen, aber sie ist auch besessen<br />
von der Idee, außerhalb ihrer schrecklichen Welt zu<br />
leben. Sie möchte eine ganz normale Frau sein, doch<br />
dafür fehlen ihr die Möglichkeiten. Rusalka lebt in<br />
einer anderen Welt, daran kann sie nichts ändern.<br />
Aber sie ist eine starke Persönlichkeit. Martin Kušej<br />
und ich haben die gleiche Sichtweise auf diese Rolle.<br />
Doch wir sind ja noch mitten im Probenprozess, ich<br />
weiß nicht, was noch passieren wird ...<br />
„Rusalka ist mit ihren Gedanken<br />
und ihrem Herzen eine Frau, die<br />
wirklich lieben möchte, auch<br />
wenn sie nicht genau weiß, was<br />
das bedeutet.“