PDF-Download - Bayerische Staatsoper
PDF-Download - Bayerische Staatsoper
PDF-Download - Bayerische Staatsoper
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
INGRId BEtANCouRt<br />
AufstAnd<br />
der<br />
liebe<br />
INtERVIEW<br />
BRIGIttE PAuLINo-NEto<br />
ÜBERSEtzuNG<br />
FLoRIAN HEuRICH<br />
Sechs Jahre lang lebte<br />
Ingrid Betancourt als Geisel<br />
in Händen kolumbianischer<br />
Rebellen. Sechs Jahre lang<br />
versuchte ihr Ehemann Juan<br />
Carlos Lecompte, sie zu befreien.<br />
Ein Gespräch über<br />
seine persönliche unfreiheit<br />
in Freiheit und Parallelen zu<br />
einem weltbekannten opernstoff.<br />
Max joseph Sie gelten in Kolumbien, aber<br />
auch anderen Ländern als eine Symbolfigur für den<br />
Freiheitskampf. Sind Sie so etwas wie ein Fidelio von<br />
heute?<br />
juan Carlos leCoMpte Ich finde es eine interessante<br />
Idee, eine Parallele zwischen dem, was mir passiert<br />
ist, und den Stücken der <strong>Bayerische</strong>n <strong>Staatsoper</strong> zu<br />
ziehen. Mein Engagement für die Befreiung von Geiseln in<br />
Kolumbien geschah vor allem aus Liebe. Ich würde sagen,<br />
ich habe mich total obsessiv für eine Sache eingesetzt – für<br />
die Freiheit meiner ehemaligen Frau, Ingrid Betancourt,<br />
ihrer Freundin Clara Rojas und der anderen Entführten.<br />
Viele Länder reagierten mit Anerkennung und wollten helfen.<br />
Wenn es diese Kampagne nicht gegeben hätte, sähe<br />
die Situation heute ganz anders aus, einige der Befreiten<br />
wären wahrscheinlich sogar gleich wieder entführt worden.<br />
Auch wenn es keine – wenn man das so nennen will – „berühmten“<br />
oder „wichtigen“ Geiseln mehr gibt, also Leute<br />
wie Ingrid, Clara und die Politiker, gibt es heute noch die<br />
„Ich habe mich total<br />
obsessiv eingesetzt für die<br />
Freiheit meiner ehemaligen<br />
Frau und der anderen<br />
Entführten.“<br />
4<br />
0<br />
ganzen „vergessenen“ Geiseln, die anonym bleiben. Ich treffe<br />
mich immer noch mit Müttern, deren Söhne schon seit zwölf<br />
oder dreizehn Jahren entführt sind.<br />
Mj Was haben Sie unternommen, um die Freilassung<br />
der Geiseln zu erreichen?<br />
jCl Wir kämpften gegen die Regierung, die unserer Meinung<br />
nach nicht genügend für die Entführten tat, und besetzten<br />
die Kathedrale von Bogotá auf der Plaza de Bolívar.<br />
Ein anderes Mal verbrachte ich die Nacht auf einer Polizeistation,<br />
nachdem wir eine Aktion auf den Stufen des Kon-