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12|13 Forschung & Lehre

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<strong>12|13</strong> <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> FORSCHUNG 1017<br />

Hund und<br />

Mensch<br />

Europäische Jäger und<br />

Sammler haben als erste<br />

Menschen der Welt Hunde<br />

gehalten. Das belegt eine genetische<br />

Studie. Sie beendet<br />

die Diskussion um den Ursprung<br />

des Hundes, der lange<br />

Zeit in Ostasien vermutet<br />

wurde. Forscher von der finnischen<br />

Universität Turku<br />

verglichen das Erbgut moderner<br />

Hunde und Wölfe mit<br />

jenem von prähistorischen<br />

Tieren aus verschiedenen<br />

Erdteilen. Demnach stammen<br />

alle heute lebenden<br />

Hunde von europäischen<br />

Vorfahren ab. Eine Beziehung<br />

zu Wölfen außerhalb<br />

Europas sei hingegen nur<br />

entfernt vorhanden. Zudem<br />

untersuchten die Wissenschaftler<br />

den Zeitpunkt der<br />

Domestizierung. Demnach<br />

begann sie vor etwa 19 000<br />

bis 32 000 Jahren – zu einer<br />

Zeit, als Europa von Jägern<br />

und Sammlern bevölkert<br />

war. Vermutlich folgten die<br />

Wölfe den jagenden Menschen<br />

auf der Suche nach<br />

Aas und Nahrungsresten und<br />

gaben so den Anstoß zum<br />

späteren Zusammenleben.<br />

Damit widerspreche es der<br />

bisherigen Annahme, dass<br />

die Landwirtschaft Wölfe in<br />

die Dörfer lockte und dies<br />

zur anschließenden Domestizierung<br />

führte. Den Hund<br />

als Haustier hätte es gegeben,<br />

lange bevor zum Beispiel<br />

Ziegen, Schafe oder<br />

Rinder domestiziert wurden.<br />

Für ihre Studie analysierten<br />

die Forscher das Erbgut von<br />

18 prähistorischen Tieren,<br />

das von 77 modernen Hunden<br />

und das von 49 Wölfen.<br />

Dabei nutzten sie die DNA<br />

aus den Mitochondrien, die<br />

nur über die weibliche Linie<br />

weitergegeben wird und daher<br />

die Verwandtschaftsbeziehungen<br />

sehr genau abbildet<br />

(Olaf Thalmann et al.,<br />

DOI: 10. 1126/science.1243<br />

650; dpa, 18.11.13).<br />

Foto: picture-alliance<br />

Zecken<br />

Zecken bohren sich mit<br />

Bewegungen ähnlich denen<br />

von Brustschwimmern in<br />

die Haut von Menschen, um<br />

sich dort festzusaugen. Zuerst<br />

ritzen die Blutsauger mit<br />

ihren Kieferklauen die Haut<br />

an. Dann bohren sie ihren<br />

Unterkiefer mit den Widerhaken<br />

in Mensch oder Tier,<br />

um ihn dort fest zu verankern.<br />

Forscher der Charité<br />

und der Harvard Universität<br />

haben diesen Prozess mit<br />

Die Mikroskopaufnahme zeigt die Mundwerkzeuge eines Gemeinen<br />

Holzbocks.<br />

Transport auf künstlichen Eisbahnen<br />

Die Erbauer des Kaiserpalastes<br />

in China haben<br />

nach einer Studie riesige<br />

Steine per Schlitten auf<br />

künstlichen Eisbahnen transportiert.<br />

Allerdings waren in<br />

China, als die Verbotene<br />

Stadt vor etwa 600 Jahren in<br />

Peking errichtet wurde, Gefährte<br />

mit Speichenrädern<br />

schon seit 3 000 Jahren bekannt.<br />

Chinesische Ingenieure<br />

fanden nun heraus, welche<br />

Vorteile der Schlittentransport<br />

brachte. In einem Dokument<br />

aus der Bauphase fanden<br />

die Forscher einen Bericht<br />

über den Transport eines<br />

123 Tonnen schweren<br />

Steins. Mit einer besonderen<br />

Technik bewältigten die Arbeiter<br />

die 70 Kilometer lange<br />

Strecke vom Steinbruch bis<br />

nach Peking: Sie schütteten<br />

Wasser auf den eisigen Untergrund<br />

und ließen den<br />

Schlitten darüber gleiten. Um<br />

genügend Wasser zu haben,<br />

gruben sie alle 500 Meter einen<br />

Brunnen. Die Forscher<br />

Film- und Mikroskopaufnahmen<br />

beim Gemeinen Holzbock<br />

(Ixodes ricinus) genau<br />

untersucht. Der Vorgang<br />

dauere mehrere Minuten.<br />

Manchmal geht es auch<br />

schneller, schreiben die Wissenschaftler,<br />

wenn die Zecke<br />

ganz sicher sei, dass sie den<br />

richtigen Wirt gefunden habe.<br />

Dann verankere sich das<br />

Tier dort für etwa eine Woche,<br />

um Blut zu saugen –<br />

wenn es nicht vorher entdeckt<br />

und entfernt werde.<br />

Anders als oft vermutet sei es<br />

nicht gefährlich, wenn beim<br />

Entfernen einer Zecke ein<br />

Stück in der Haut steckenbleibe.<br />

Da breche das Hypostom<br />

ab, der mit Widerhaken<br />

versehene Unterkiefer. Davon<br />

gehe keine Gefahr aus,<br />

weil sich darin keine Erreger<br />

befänden (Dania Richter et<br />

al., DOI: 10.1098/rspb.2013.<br />

1758; dpa, 4.11.13).<br />

verglichen nun verschiedene<br />

Möglichkeiten, die aus der<br />

Antike bekannt sind, um einen<br />

123 Tonnen schweren<br />

Stein zu transportieren.<br />

Dann ermittelten sie anhand<br />

des jeweiligen Reibungskoeffizienten<br />

den geschätzten Bedarf<br />

an Männern, die den<br />

Schlitten zogen: Für einen<br />

Schlitten auf trockenem Untergrund<br />

wären es 1 537<br />

Männer gewesen, für einen<br />

Schlitten auf einem Wasserfilm<br />

mit einem Holzuntergrund<br />

immer noch 358 Männer.<br />

In einer ähnlichen Größenordnung<br />

liegt der Transport<br />

auf hartem Eis. Erst das<br />

ständige Bewässern des Eises<br />

führt zu einem Gleitfilm, der<br />

vermutlich nur 46 Männer<br />

für den Transport erforderlich<br />

machte. Eine große Rolle<br />

bei der Entscheidung für diese<br />

Transportmethode spielte<br />

den Experten zufolge auch<br />

die Witterung: Damals lag in<br />

Peking die Durchschnittstemperatur<br />

im Januar bei etwa<br />

minus 3,7 Grad. Bei dieser<br />

Temperatur gefriert Wasser<br />

nicht vollständig innerhalb<br />

von zwei Minuten. Diese<br />

Zeit reichte, um den<br />

Schlitten über die gerade bewässerte<br />

Stelle zu ziehen und<br />

auf dem Wasserfilm gleiten<br />

zu lassen. Weitere Gründe<br />

seien gewesen, dass laut einer<br />

Quelle die Obergrenze für einen<br />

Wagentransport damals<br />

bei etwa 95 Tonnen gelegen<br />

habe. Die Eisfläche sei zudem<br />

viel glatter als der holprige<br />

Transport auf einem Wagen,<br />

bei dem der Stein beschädigt<br />

werden konnte.<br />

Schließlich lasse sich der<br />

Schlitten auf Eis auch leichter<br />

lenken als auf rollenden<br />

Holzstämmen (Jiang Li et al.,<br />

DOI: 10.1073/pnas.1309319<br />

110; dpa 11.11.13).<br />

Vera Müller

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