12|13 Forschung & Lehre
12|13 Forschung & Lehre
12|13 Forschung & Lehre
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>12|13</strong> <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> NACHRICHTEN 973<br />
HRK kritisiert NRW-Gesetzentwurf<br />
Die Hochschulrektorenkonferenz<br />
(HRK) hat<br />
den Referentenentwurf zum<br />
Hochschulzukunftsgesetz in<br />
Nordrhein-Westfalen in einem<br />
Offenen Brief scharf kritisiert.<br />
Angesichts des Erfolges,<br />
mit dem die nordrheinwestfälischen<br />
Hochschulen<br />
ihren gesellschaftlichen Auftrag<br />
erfüllten und ihre Verantwortung<br />
wahrnähmen, sei<br />
eine derartig umfassende Gesetzesnovelle<br />
nicht erforderlich.<br />
Der vorliegende Entwurf<br />
schränke in zentralen Punkten<br />
die Wissenschaftsfreiheit<br />
und Autonomie der Hoch-<br />
Fachhochschulen sollen promovieren dürfen<br />
Schleswig-Holstein<br />
will<br />
als erstes Bundesland<br />
das Promotionsrecht auch für<br />
Fachhochschulen zulassen.<br />
Laut Medienberichten kündigte<br />
Bildungsministerin<br />
Waltraud Wende (parteilos)<br />
an, einen Entwurf für ein entsprechend<br />
novelliertes Hochschulgesetz<br />
bis zum Jahresende<br />
vorzulegen, welches dann<br />
von Ende 2014 an gelten<br />
könnte. Laut Frankfurter Allgemeine<br />
Zeitung soll der Gesetzentwurf<br />
vorsehen, dass<br />
nur „forschungsstarke Fachhochschulprofessoren<br />
Doktoranden<br />
betreuen dürfen“.<br />
Außerdem sollen Dissertationen<br />
von Absolventen der<br />
Fachhochschulen künftig von<br />
mindestens zwei Professoren<br />
aus Universitäten und einem<br />
Professor aus der Fachhochschule<br />
begutachtet werden,<br />
welche die Arbeit nicht be-<br />
Kulturrat warnt vor Googles Digitalisierung<br />
schulen in inakzeptabler<br />
Weise ein. Der Referentenentwurf<br />
untergrabe die Autonomie<br />
der Hochschulen, indem<br />
er weit in die Hochschulplanung<br />
eingreife. Hierdurch<br />
werden nach Ansicht<br />
der Rektoren die Bewegungsspielräume<br />
der Hochschulen<br />
eingeschränkt, da das Ministerium<br />
standardisierte Lösungen<br />
verpflichtend zur<br />
Umsetzung vorgeben könne.<br />
Der Referentenentwurf<br />
greife in die Finanzautonomie<br />
der Hochschulen ein, indem<br />
das Ministerium durch<br />
den Erlass von Rahmenvor-<br />
treut haben dürfen. Ministerin<br />
Wende begründete den<br />
Alleingang ihres Landes mit<br />
der Bemerkung, sie wolle<br />
sich „nicht durch die Stagnation<br />
anderer aufhalten lassen“.<br />
An Fachhochschulen<br />
werde genauso geforscht wie<br />
an Universitäten. „Also sollten<br />
sie auch die gleichen<br />
Rechte haben“, zitiert die<br />
Zeitung die Ministerin.<br />
Der Deutsche Hochschulverband<br />
(DHV) lehnt die Pläne<br />
der Ministerin ab. Die Promotion<br />
sei ein Alleinstellungsmerkmal<br />
der Universität<br />
und solle es auch bleiben.<br />
Wenn man den Fachhochschulen<br />
die Verleihung von<br />
Doktortiteln erlaube, dann<br />
verwässerten die Profile der<br />
beiden Hochschultypen. Die<br />
Promotion passe einfach<br />
nicht in das Profil einer Fachhochschule,<br />
sie könne sie von<br />
gaben auch in diesem Bereich<br />
regelnd eingreifen könne.<br />
Damit werde den Hochschulen<br />
die Möglichkeit genommen,<br />
mehrjährig zu planen.<br />
Dagegen sagte die Ministerin,<br />
mit der Weiterentwicklung<br />
des Hochschulrechts<br />
wolle man der von den<br />
Hochschulen befürchteten<br />
Schieflage im Hochschulsystem<br />
entgegen wirken. Statt<br />
eines konservativen Elitedenkens<br />
gehe es um gesellschaftliche<br />
Verantwortung, Transparenz<br />
und eine moderne demokratische<br />
Mitwirkung innerhalb<br />
der Hochschulen.<br />
ihrem Auftrag her auch gar<br />
nicht leisten. Außerdem wies<br />
der DHV darauf hin, dass die<br />
Universitäten die Zusammenarbeit<br />
mit den Fachhochschulen<br />
in den vergangenen Jahren<br />
verstärkt hätten und jeder<br />
Fachhochschulstudent heute<br />
promovieren könne. Das solle<br />
man weiter ausbauen. Der<br />
Präsident der Hochschulrektorenkonferenz<br />
(HRK), Horst<br />
Hippler, kritisierte den Alleingang<br />
Schleswig-Holsteins.<br />
Über eine Übertragung des<br />
Promotionsrechts auf Fachhochschulen<br />
könne und dürfe<br />
erst nachgedacht werden,<br />
wenn die Länder die Fachhochschulen<br />
auf universitärem<br />
Niveau ausstatteten.<br />
Mit Beunruhigung hat<br />
der Deutsche Kulturrat<br />
laut Deutschlandradio<br />
Kultur auf das Urteil aus den<br />
USA zur Digitalisierung von<br />
Büchern durch Google reagiert.<br />
Selbstverständlich müsse<br />
der Inhalt von Büchern der<br />
Allgemeinheit zur Verfügung<br />
stehen. Allerdings müssten<br />
dabei Verlags- und Autorenrechte<br />
gewahrt werden. Auch<br />
wenn die Angebote von Google<br />
gratis seien, sei es naiv zu<br />
glauben, der Internetkonzern<br />
handele aus rein altruistischen<br />
Motiven. Vor einem New Yorker<br />
Gericht hatte Google<br />
nach jahrelangem Streit Recht<br />
bekommen und darf nun Bücher<br />
ohne Urheberrechtsschutz<br />
ins Netz stellen. Dagegen<br />
hatte eine Autorenvereinigung<br />
geklagt. Ein New Yorker<br />
Richter wies laut Frankfurter<br />
Allgemeine Zeitung eine<br />
Klage der amerikanischen<br />
Autorenvereinigung ab, die in<br />
der Digitalisierung der Werke<br />
einen Bruch des Copyrights<br />
sah. Die Autoren kündigten<br />
sogleich an, gegen die Entscheidung<br />
vorzugehen.<br />
KOMMENTAR<br />
Rückschritt<br />
Es ist stets Vorsicht geboten,<br />
wenn die Obrigkeit<br />
Freiheit und Zukunft als<br />
Parolen gebraucht. Meist<br />
ist in der Verpackung nicht<br />
drin, was das Etikett verspricht.<br />
Oft heißt Freiheit<br />
mehr Kontrolle und Zukunft<br />
die des Staates oder<br />
der Regierung, nicht der<br />
Universität, der Wissenschaft<br />
oder gar des Bürgers.<br />
Doch sind die Hochschulen<br />
in NRW in den<br />
vergangenen Jahren mit<br />
dem sog. „Hochschulfreiheitsgesetz“<br />
recht gut gefahren.<br />
Die Kritik der HRK an<br />
dem Rückschritt-Entwurf<br />
eines Hochschulzukunftsgesetzes<br />
muss daher<br />
zwangsläufig um so heftiger<br />
ausfallen. Denn in der<br />
Tat soll hier errungene Freiheit<br />
wieder zugunsten eines<br />
größeren Einflusses des<br />
Landes zurückgefahren<br />
werden. So will die Ministerin<br />
künftig über Ort, Zahl<br />
und Art der Studiengänge<br />
entscheiden. Eine Frauenquote<br />
von 40 Prozent soll<br />
eingeführt werden. Auch<br />
will die Ministerin im<br />
Zweifel einzelnen Fachbereichen<br />
das Promotionsrecht<br />
entziehen können.<br />
Nichts mehr mit Autonomie,<br />
kein Vertrauen in die<br />
Freiheit der <strong>Forschung</strong> und<br />
der <strong>Lehre</strong>.<br />
Man ist wieder auf dem<br />
Weg zur staatlichen Lenkung.<br />
Dass dies mit dem<br />
Argument des gesellschaftlichen<br />
Nutzens begründet<br />
wird, macht es nicht besser.<br />
Das hat es noch nie. Universitäten<br />
arbeiten am besten<br />
zum Wohle der Gesellschaft,<br />
wenn sie sich „ungehudelt“<br />
auf ihre Arbeit<br />
konzentrieren können – in<br />
Freiheit eben.<br />
Felix Grigat