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12|13 Forschung & Lehre

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<strong>12|13</strong> <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> KARRIERE-PRAXIS 1025<br />

Foto: mauritius-images<br />

Diese Entgegnung ist nachvollziehbar,<br />

ignoriert aber eine<br />

wichtige und zunächst irritierende<br />

Vorgesetzten-Regel:<br />

je statushöher und machtvoller<br />

die Vorgesetzten sind, desto<br />

überempfindlicher die Reaktion,<br />

wenn etwas nicht mit<br />

ihnen abgestimmt wird. Es<br />

wächst dann die Befürchtung<br />

beim wissenschaftlichen Leiter,<br />

der Dekanin oder dem<br />

Universitäts-Präsidenten, die<br />

Kontrolle verlieren zu können,<br />

und die steigert sich nicht<br />

selten bis zu der Panik, den<br />

Laden nicht mehr im Griff zu<br />

haben. Für diese Panikattacken<br />

sollte man besser nicht<br />

verantwortlich sein. Ein Vorgesetzten-Empathie-Mangel<br />

kann ernsthafte Konsequenzen<br />

haben.<br />

Humor<br />

Eine Portion Humor kann<br />

nicht schaden, denn das<br />

Machtspiel-Thema ist zu<br />

ernst, um es staubtrocken abzuhandeln.<br />

Es geht darum,<br />

lächelnd die Wahrheit zu sagen:<br />

‚Ridendo dicere verum‘.<br />

Man tritt damit in Goethes<br />

Fußstapfen, dessen Mephisto<br />

– im Zwiegespräch mit Gott<br />

– feinsinnig über die menschlichen<br />

Schattenseiten philosophiert:<br />

„Ein wenig besser würd‘<br />

er leben<br />

Hättst du ihm nicht den<br />

Schein des Himmelslichts gegeben;<br />

Er nennts Vernunft und<br />

brauchts allein,<br />

nur tierischer als jedes<br />

Tier zu sein.“<br />

Diese dunkleren Seiten<br />

würde es nicht geben, wären<br />

alle immer teamfähig, nachhaltig,<br />

win-win-orientiert und von<br />

Kants Kategorischem Imperativ<br />

geprägt: „Handle so, daß<br />

die Maxime deines Willens jederzeit<br />

zugleich als Prinzip einer<br />

allgemeinen Gesetzgebung<br />

gelten könne“. „Was Du nicht<br />

willst, das man Dir tut, das füg‘<br />

auch keinem Anderen zu“,<br />

sagt der Volksmund.<br />

Man sollte daher nicht<br />

mehr auf die beliebtesten Gemeinheiten<br />

hereinfallen,<br />

wenn einem zum Beispiel die<br />

hoffnungslosesten Projekte<br />

als ‚innovative Chance‘ verkauft<br />

werden, obwohl alle<br />

schon vorher wissen, dass<br />

man nur verlieren kann.<br />

Oder man gerade den Problemfall<br />

zur Betreuung nahelegt,<br />

von dem alle (nur man<br />

selbst nicht) wissen, dass der<br />

nicht zu betreuen ist, weil er<br />

zu den psychischen Grenzfällen<br />

zählt.<br />

Man sollte sich zukünftig<br />

mit einem Grundmisstrauen<br />

(die Wissenschaft spricht von<br />

pessimistischer Anthropolo-<br />

LITERATURTIPPS<br />

gie) durch die Arbeitswelt bewegen.<br />

Man bleibe aber immer<br />

bereit, sich vom positiven<br />

Gegenteil überzeugen zu<br />

lassen. Kollegen und Vorgesetzte<br />

sollten nach ihrem<br />

Handeln und nicht ihrem –<br />

vielleicht auch schmeichelhaften<br />

– Gerede beurteilt<br />

werden.<br />

Sozialethische Maßstäbe<br />

sollen weiterhin erfüllt werden,<br />

weil dieses ‚Aggro‘-Denken<br />

Macht-Interaktionen<br />

und Herrschaftswissen transparent<br />

und letztlich damit<br />

auch überflüssig macht:<br />

Machtspiele machen wenig<br />

Sinn, wenn man die Spielregeln<br />

durchschaut.<br />

Jens Weidner: Hart, aber unfair. Ein gemeiner Ratgeber<br />

für Arbeitnehmer. CAMPUS 2013<br />

Jens Weidner: Die Peperoni-Strategie. So nutzen<br />

Sie Ihr Aggressionspotential konstruktiv. CAM-<br />

PUS 2011

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