12|13 Forschung & Lehre
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1018 LESERFORUM <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> <strong>12|13</strong><br />
Zustimmung<br />
und Widerspruch<br />
Heft 9/13: Bologna auf<br />
dem Tiefpunkt<br />
Grenze?<br />
Wer in englischsprachigen<br />
Fachorganen<br />
veröffentlicht, weiß,<br />
wie unumgänglich die<br />
Kontrolle des sprachlichen<br />
Ausdrucks durch<br />
muttersprachliche und<br />
möglichst fachinformierte<br />
Dritte ist – und muss unter Umständen<br />
ein entsprechendes Lektorat<br />
sogar nachweisen. Folgt man der Klassifikation<br />
von Scholz und Theisen (S.<br />
724f.) müssten alle Aufsätze dieser<br />
fremdsprachlich Publizierenden, die ein<br />
entsprechendes Lektorat gegen Entgelt<br />
haben durchführen lassen, als unzulässige<br />
wissenschaftliche Texte gelten, in<br />
denen fremde Leistungen ohne Ausweis<br />
der Herkunft enthalten sind. Und die<br />
Autoren würden alle Ihren Ruf (oft genug<br />
im doppelten Sinne) verlieren.<br />
Wo soll die Grenze gezogen werden<br />
zwischen den Hinweisen von Betreuern,<br />
Kommilitonen und Kollegen, der Emergenz<br />
neuer Ideen im Zuge einer Tagungsdiskussion,<br />
deren Teilnehmer mitunter<br />
von den Organisatoren für Ihre Teilnahme<br />
und ihre Beiträge bezahlt werden,<br />
und dem Hinweis eines Wissenschaftsberaters<br />
oder eines Lektors? Zweifelsfrei ist<br />
die durch einen „Geist-Schreiber“ verfasste<br />
Master- oder Doktorarbeit ein Betrugsfall.<br />
Und die von Scholz und Theisen<br />
formulierten Regeln weisen auf Missstände<br />
in der Betreuung und in der Kontrolle<br />
des Urheberrechts hin. Letztlich<br />
sind aber die Gutachter in der Pflicht,<br />
zwischen Plagiat und Original, zwischen<br />
Betrug und legitimem Beitrag zu unterscheiden.<br />
Betrachten wir doch die Inanspruchnahme<br />
zusätzlicher Lerngelegenheiten<br />
und Hilfestellungen zur Überwindung<br />
immer größer werdender Distanzen<br />
zwischen tatsächlichen und erwarteten<br />
Kompetenzen von Studienanfängern,<br />
zwischen tatsächlich leistbarer und notwendiger<br />
Betreuung im Studienverlauf –<br />
und bitte nicht erst bei der Abschlussarbeit<br />
– als Wertschätzung des Publikums.<br />
Denn welcher <strong>Lehre</strong>nde, welcher Gutachter<br />
bekommt schon lieber „Schmuddelkinder“<br />
als Texte im „Sonntagsstaat“?<br />
Dr. Sabine Lehmann-Grube, Technische Universität<br />
Darmstadt<br />
Heft 9/13: Bologna auf<br />
dem Tiefpunkt<br />
Lektoratsleistung<br />
Von derartiger unredlicher<br />
Arbeitsweise, wie<br />
in den Artikeln beschrieben,<br />
distanziere<br />
ich mich ausdrücklich.<br />
Insbesondere lehne<br />
ich von jeher Ghostwriting<br />
strikt ab und verweise<br />
auf die Verpflichtung zur wissenschaftlichen<br />
Wahrheit, der besonders<br />
Wissenschaftslektoren unterliegen. Aus<br />
meiner Perspektive daher anders herum<br />
gefragt: Was geschieht, wenn qualitativ<br />
hochwertige und in einem Höchstmaß<br />
gewissenhaft ausgeführte Lektoratsleistung<br />
von Seiten der Professorenschaft<br />
und wissenschaftlichen Mitarbeitenden<br />
mangels eigener Kompetenz ausgenutzt<br />
und missbräuchlich verwendet wird? Ist<br />
das üblich, nötig und zulässig?<br />
Die Notwendigkeit hoch qualifizierter<br />
und unter Beachtung berufsethischer<br />
Normen ausgeführter, verantwortungsvoller<br />
Lektorenarbeit gerade im Bereich<br />
Wissenschaft ist angesichts eines in vieler<br />
Hinsicht versagenden Wissenschaftssystems<br />
unabdingbar gekoppelt an dieses –<br />
auch bzw. gerade unter dem Aspekt der<br />
Qualitätssicherung. Solange Quantität<br />
vor Qualität gestellt wird, solange Plagiatsvergehen<br />
unter Missachtung der für<br />
den wissenschaftlichen Kontext hinreichend<br />
vorliegenden Verhaltensregelungen<br />
als „Kavaliersdelikte“ verdeckt und<br />
bagatellisiert werden und solange nicht<br />
mit der gebührenden Gewissenhaftigkeit<br />
wissenschaftliches Fehlverhalten vermieden<br />
bzw. bei Aufdeckung durch die<br />
Hochschulen ausnahmslos sanktioniert<br />
wird, besteht weiterhin die Gefahr der<br />
beiderseits bedingten kommerziellen<br />
Ausnutzung dieses Missstandes durch<br />
dubiose „Geschäftsmodelle“ verantwortungsloser<br />
und fragwürdiger Lektoren<br />
und deren Nutznießer.<br />
Die pauschale Einordnung von Lektorinnen<br />
und Lektoren als „kollektive<br />
Krücke“ eines mit Mängeln behafteten<br />
Wissenschaftssystems ist von daher<br />
auch nur bedingt gerechtfertigt. Stattdessen<br />
sollte das Berufsbild des Lektors<br />
als eigenständige, sinnvolle und ergänzende,<br />
die ganz offensichtlich im Wissenschaftsbetrieb<br />
klaffende Lücke<br />
schließende Dienstleistung Anerkennung<br />
und Etablierung finden – die strikte<br />
Verpflichtung zur Wahrung berufsethischer<br />
Richtlinien und Einhaltung<br />
verbindlicher Regeln vorausgesetzt.<br />
Brigitte Cruset, Freie Lektorin, Reinbek<br />
Heft 11/13: Sachsen<br />
schließt Studiengänge<br />
Namenforschung<br />
Die aus der „Sächsische<br />
Zeitung“ unverändert<br />
übernommene Aussage<br />
(S. 882), dass der bundesweit<br />
bekannte Fachbereich<br />
Namenkunde<br />
vor dem Aus stehe, ist<br />
sachlich nicht zutreffend.<br />
In Wirklichkeit ist in der Namenkunde<br />
nur der vor Jahren einmal geplante,<br />
bisher aber nicht existente Masterstudiengang<br />
Namenkunde gestrichen worden.<br />
Ursache dafür war, dass infolge unglücklicher<br />
Umstände die Professur nach<br />
2008 nicht mehr besetzt wurde. Das Namenkundliche<br />
Zentrum besteht jedoch<br />
weiter in Leipzig. In der <strong>Lehre</strong> gibt es<br />
großen Zuspruch für das Wahlmodul Namenforschung.<br />
Wissenschaftliche Tagungen<br />
sowie die Service-Leistungen Namenauskunft<br />
und auch Namenberatung<br />
werden fortgeführt. Und gemeinsam mit<br />
der Philologischen Fakultät gibt die Deutsche<br />
Gesellschaft für Namenforschung<br />
e.V. mit Sitz in Leipzig sowohl ihre Fachzeitschrift<br />
als auch die Schriftenreihe<br />
„Onomastica Lipsiensia“ weiter heraus.<br />
Professor (i.R.) Dr. Karlheinz Hengst, Universität<br />
Leipzig