12|13 Forschung & Lehre
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<strong>12|13</strong> <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> FUNDSACHEN 975<br />
Fundsachen<br />
Schwachstellenanalyse<br />
„Was fehlt, ist eine Schwachstellenanalyse<br />
des deutschen Hochschulsystems,<br />
die Auskunft gibt, ob anderes noch als<br />
seine Finanzausstattung zu verbessern<br />
wäre. Die größte Schwachstelle ist dabei<br />
zweifelsohne die Vernachlässigung<br />
der <strong>Lehre</strong>. Immer größere Anteile an<br />
einem Abiturientenjahrgang studieren,<br />
aber die Universitäten wissen eigentlich<br />
nicht, was sie mit dem Gros dieser Zugänge<br />
anfangen sollen. Die Kurzschule<br />
von Bologna, die den jungen Leuten<br />
zugemutet wird, verweigert Orientierung<br />
und entlässt die Absolventen immer<br />
jünger auf einen Arbeitsmarkt, der<br />
sie seinerseits in Praktikumswarteschleifen<br />
oder zurück ins Master-Studium<br />
schickt. Die Professoren haben dabei<br />
alle Anreize, sich in erster Linie der<br />
<strong>Forschung</strong> zuzuwenden.“<br />
Jürgen Kaube; zitiert nach Frankfurter<br />
Allgemeine Zeitung vom 6. November 2013<br />
Clinch<br />
„Akademische Selbstverwaltung heißt<br />
das Recht der deutschen Universität,<br />
ihre Umwandlung in eine ökonomische<br />
Anstalt durch Mitglieder aus den eigenen<br />
Reihen betreiben zu lassen. Natürlich<br />
lagen Wissenschaft und Bürokratie<br />
schon immer im Clinch, ohne je voneinander<br />
lassen zu können. So innig und<br />
unheilvoll wie heute war ihre Beziehung<br />
aber nur selten. Noch nie gab es<br />
so viele Qualitätssicherungsmaßnahmen;<br />
noch nie beteiligten sich so viele<br />
Wissenschaftler so flächendeckend an<br />
Zielvereinbarungen, Evaluationen, Optimierungskonzepten<br />
oder elaborierten<br />
Entwicklungsplänen, in denen Leistungen<br />
und Zukunftsperspektiven dokumentiert<br />
werden sollen, für die eigentlich<br />
niemand mehr Zeit hat.“<br />
Professor Frank Kelleter, Freie Universität<br />
Berlin; zitiert nach Frankfurter Allgemeine<br />
Zeitung vom 20. November 2013<br />
Loyalitität<br />
Wachstum<br />
„Universitäten sind schöne Misthaufen, auf denen gelegentlich<br />
einmal eine edle Pflanze gedeiht.“<br />
„In kaum einem anderen Betrieb hat<br />
der Chef so wenig Macht wie an einer<br />
Universität. Und kaum woanders ist die<br />
Loyalität des Personals mit dem Vorgesetzteen<br />
derart gering. (…) ein Rektor<br />
ist kein CEO. Er ist nur der Primus inter<br />
Pares, der Erste unter Gleichen, der<br />
im Interesse des Kollektivs handeln<br />
soll. Das ist furchtbar altmodisch, doch<br />
für eine Universität im Grunde kein<br />
schlechtes System. Eine Uni ist keine<br />
Raviolifabrik, sie lebt von Ideen und<br />
Leidenschaften. Und sie funktioniert,<br />
wenn ihre Forscher die Freiheit haben,<br />
diesen Ideen und Leidenschaften nachzugehen.<br />
Andernfalls sind ihre Koffer<br />
schnell gepackt. Darum ist die Macht<br />
der Professoren so gewaltig und der<br />
Posten des Rektors so gefährlich.“<br />
Michael Furger; zitiert nach Neue Zürcher<br />
Zeitung vom 10. November 2013<br />
Kuchen<br />
Albert Einstein (1879 bis 1955)<br />
„Die Wirtschaft ist kein statischer Kuchen,<br />
der in Stücke aufgeteilt wird. Bildung<br />
macht die Menschen produktiver.<br />
Deshalb wächst eine Volkswirtschaft<br />
durch Bildung langfristiger. Der Kuchen<br />
wird also größer.“<br />
Professor Ludger Wößmann; zitiert nach<br />
Süddeutsche Zeitung vom 19. November 2013<br />
Grenzen<br />
Einsicht<br />
„Speziell in Deutschland wurden die<br />
durch „Bologna“ eröffneten Spielräume<br />
zu wenig genutzt und oft durch Bürokratie,<br />
Detailsteuerung und nicht immer<br />
geglückte Umsetzung wieder eingeengt.<br />
Dies gilt einerseits für die oft<br />
unnötig detaillierten internen und externen<br />
Vorgaben für die Gestaltung von<br />
Bachelor- und Masterstudiengängen<br />
und für die Qualitätssicherung. Es gilt<br />
andererseits auch für Fehlentwicklungen<br />
auf der operativen Ebene, die innerhalb<br />
der Hochschulen selbst verursacht<br />
wurden und deshalb auch dort<br />
korrigiert werden müssen. Dabei sind<br />
grundsätzlich alle Ebenen und Einheiten<br />
der Hochschule angesprochen, von<br />
der Leitung der Hochschule und der<br />
Fakultäten und Fachbereiche bis hin<br />
zur Hochschulverwaltung und den einzelnen<br />
Hochschullehrerinnen und -lehrern.“<br />
Zitiert nach: Europäische Studienreform,<br />
Empfehlung der 15. HRK-Mitgliederversammlung<br />
am 19. November 2013<br />
„Wir sollen uns zwar von der Wissenschaft über fast alles<br />
belehren lassen, aber nicht darüber, wer wir sind.“<br />
Robert Spaemann, Philosoph