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Riesen-Rückblick<br />
TIMELESS FLIGHT<br />
Von Uli Twelker<br />
Der Moody-Blues-Kern heute v.l.: Graeme Edge, John Lodge, Justin Hayward<br />
Du musst zu Originaltapes<br />
zurück. Es gab irre<br />
Ausgrabungen, vor allem<br />
bei den Live-Aufnahmen: n:<br />
Wir fanden ein komplettes<br />
es<br />
Konzert der Blue Jays,<br />
jener Gruppe, die Justin<br />
und ich Mitte der Siebziger iger hatten. Exzellent, vor allem,<br />
wenn du bedenkst, welche Aufnahmetechnik<br />
h man damals hatte. Unsere Band aus<br />
den Rocky Mountains, mit Tim (Tompkins, Cello),<br />
Tom (Tompkins, Viola) sowie Jim (Cockey, Violine),<br />
war noch nie auf einer Bühne; ihre akustischen Instrumente<br />
liefen normal über Mikros." Trotzdem<br />
klingt "Nights In White Satin" erstaunlich voll und<br />
originalgetreu. Das Stichwort: „Unser Boxed Set hat<br />
mich auch fragen lassen ,Spielen die Moody Blues<br />
ihre Songs originalgetreu genug?' Ich gehe nicht gern<br />
zu Künstlern, die neue Versionen anbieten, weil sie<br />
sich langweilen oder hip sein wollen. Das ist nicht<br />
hip! Wir haben vor Jahren einmal einen Remix von<br />
'Nights In White Satin' rausgebracht, auf dem ein<br />
In der klassischen Besetzung der ersten sieben Moody-Blues-Alben durfte jeder komponieren. n.<br />
Justin<br />
Hayward war (und bleibt) der Frontmann, er schrieb u.a. "Nights In White Satin". Mike Pinder entdeckte<br />
te<br />
das Sound-prägende Mellotron-Keyboard für die Band aus Birmingham und lieferte sich Soloschlachten<br />
hten<br />
mit Flötist, Harmonika-Mann und Harmoniesänger Ray Thomas. All die hochmusikalischen Abenteuer<br />
eu<br />
er<br />
wurden gebündelt von Graeme Edge, Drummer, Poet und auch Rezita<strong>to</strong>r. Bleibt der bescheidene, doch<br />
Seele & Songs entscheidend mitgestaltende John Lodge: Bassist, Solo- und Chorstimme sowie Au<strong>to</strong>r<br />
so unverzichtbarer Perlen wie "Ride My See-Saw", "I'm Just A Singer In A Rock'n'Roll Band" und einer<br />
er<br />
der schönsten Balladen unserer Zeit: "Isn't Life Strange". <strong>GoodTimes</strong> sprach mit John Lodge<br />
anlässlich der kolossalen 17-Scheiben-Box plus Moody-Blues- "<br />
Bibel" TIMELESS FLIGHT.<br />
Lodge wohnt seit langem in Cobham in der Grafschaft Surrey. Er hatte die<br />
Sixties-Stars um sich: Lennon in Weybridge, Harrison in Esher, Clap<strong>to</strong>n und<br />
Brooker um die Ecke in Ripley. „Schaust du dir die alten Moody-Fo<strong>to</strong>s an,<br />
wirst du Cobhams pit<strong>to</strong>reske Kulisse oft sehen", meint Lodge mit Blick auf die<br />
Box: „Das Beste war, sie vollendet in Händen zu halten. Wir hatten unsere Archive<br />
geöffnet, sahen dann nur PDFs. Dabei liebe ich das Haptische. In dem LP-großen<br />
Buch schafften es die Universal-Leute, eine illustrierte Geschichte der Moody Blues<br />
zu kreieren. Erinnerungstexte sind Einzelmeinungen. Sie betreffen oft gar nicht alle<br />
fünf Moodies. Bilder erzählen die His<strong>to</strong>rie: Die Band<br />
im Hinterhof mit Küchenschrott weist auf unsere<br />
Working-Class-Wurzeln hin. Du verfolgst, wie wir<br />
erst Anzüge tragen, schließlich wirklich lange Haare<br />
haben. Dann die Cover: Auf den ersten sieben Alben<br />
nahmen wir absichtlich keine Bandfo<strong>to</strong>s, es ging um<br />
die Gruppenidentität. Gleichzeitig durfte das Artwork<br />
die Musikintentionen nur andeuten. Jeder macht sich<br />
seinen Reim, da muss das Visuelle nebulös bleiben."<br />
Für John Lodge gab es Aha-Erlebnisse auch beim<br />
Anhören der Box: „Das war vor allem der Klang. Früher<br />
nahmen wir für Greatest Hits und anderes stets<br />
Tapes der zweiten oder dritten Generation, sogar<br />
remasterte CDs. Das ist doch eine verkehrte Welt!<br />
Moody Hippies in den 70er v.l.: Mike Pinder, Justin Hayward,<br />
John Lodge, Ray Thomas, Graeme Edge<br />
© Pressefo<strong>to</strong>s<br />
Seite 18 ■ <strong>GoodTimes</strong> 4/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>