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CD<br />
REVIEWS<br />
hat man Donovan Leitch mit sechs CDs<br />
voll im Griff.<br />
(EMI, 2013, 20/78:03, 25/77:41, 22/62:07,<br />
23/74:51) hjg<br />
DIO<br />
MAGICA<br />
In einer schönen Deluxe-Edition wird das<br />
2000er Konzeptalbum des kleinen Sängers<br />
mit der großen Stimme und Vergangenheit<br />
(Rainbow, Black Sabbath) nun wiederveröffentlicht.<br />
Bereits mit seiner ersten<br />
LP HOLY DIVER lieferte Dio 1983 das<br />
beste Album seiner Solokarriere ab, dem<br />
noch einige gute Scheiben in den 80er<br />
Jahren folgten. Seinen späteren Veröffentlichungen<br />
fehlten allerdings dann oft<br />
die komposi<strong>to</strong>rischen Highlights abseits<br />
der bekannten und schon besser gehörten<br />
Trademarks. Auch auf MAGICA werden<br />
manche Ideen ab und an zu stark plattgewalzt<br />
und in die Länge gezogen. Das Spektrum<br />
reicht von sphärischen Intros über<br />
griffige Heavy-Riff-Songs (“Lord Of The<br />
Last Day”), epischen Titeln (“Eriel”) bis<br />
zu gefälligen Rockballaden (“As Long As<br />
It’s Not About Love”). Seine alten Mitstreiter<br />
Craig Goldy, Jimmy Bain und Simon<br />
Wright sorgen für die rockige Basis, über<br />
der Dios eindrucksvolles Organ thront. Die<br />
Fans freuen sich über eine Bonus-CD mit<br />
Live-Bootlegs, Bonus-Tracks und der vom<br />
Meister selbst erzählten S<strong>to</strong>ry. Eine grundsolide<br />
Scheibe eines der größten Sänger des<br />
Heavy Metal.<br />
(Niji/Tonpool, 2000, 13/53:20, 8/52:18) rg<br />
HAWKWIND<br />
WARRIOR ON THE EDGE OF<br />
TIME<br />
Space-Rock<br />
vom<br />
Feinsten, dazu noch<br />
erstmals von den originalen<br />
Analogbändern<br />
remastert. Mit<br />
Alben wie WARRI-<br />
OR ON THE EDGE<br />
OF TIME legten Hawkwind Mitte der 70er<br />
den Grundstein für ihren Genre-prägenden<br />
Sound. Mit Dave Brock, Nik Turner, Lemmy,<br />
Simon House, Alan Powell und Simon King<br />
waren alle damaligen Hawkwind-Mitglieder<br />
bei dieser LP auch als Songwriter vertreten,<br />
wenngleich der Löwenanteil der Songs<br />
(wie so oft) von Dave Brock stammte. Stark<br />
auch das klasse bebilderte neue Booklet, in<br />
dem man die Geschichte und Geschichten<br />
rund um den Entstehungs- und Aufnahmeprozess<br />
dieses Albums nachlesen kann.<br />
Als Bonus-Track gibt es die Single-B-Seite<br />
“Mo<strong>to</strong>rhead” zu hören, geschrieben von, na<br />
klar, Lemmy, der dann kurz darauf (nach seinem<br />
Drogen-bedingtem Hawkwind-Rausschmiss)<br />
mit Motörhead seine eigene Band<br />
ins Leben rief.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1975,<br />
11/47:49) us<br />
NORMAN WATT-ROY<br />
FAITH & GRACE<br />
Den Namen Norman Watt-Roy kennen<br />
bislang vor allem Musikliebhaber, die gewohnt<br />
sind, in Booklets auch die kleiner<br />
gedruckten Namen von Musikern zu lesen.<br />
Der Engländer spielt seit über 40 Jahren<br />
seinen wuchtigen Bass im Studio und in<br />
Konzerten und verhalf dabei renommierten<br />
Acts wie The Clash, Nick Lowe, Wilko<br />
Johnson, Rachel Sweet, The Selecter oder<br />
Wreckless Eric zu den passenden Tieftönen.<br />
Und seine erfolgreichsten Momente<br />
waren die Bassläufe von Ian Durys Punkklassiker<br />
“Hit Me With Your Rhythm<br />
Stick” und Frankie Goes To Hollywoods<br />
epochalem Disco-Kracher “Relax”, der auf<br />
“Norman! Norman!”, dem besten Track<br />
auf Watt-Roys erstem Solo-Album FAITH<br />
& GRACE deutlich zitiert wird. Weil der<br />
Maestro ein Hans-Dampf-in-allen-Gassen<br />
ist, gelingt ihm mühelos ein hochwertiger<br />
Stilmix aus Mainstream-, Alternative- und<br />
Punk-Rock, Jazz-gefärbten Instrumentals<br />
und stilistischen Zwittern aller Art. Nicht<br />
alle Tracks überzeugen auf Anhieb, aber<br />
Stücke wie das superlässige “Billerecay Dickie”,<br />
der Muntermacher “Save It” und die<br />
pop-jazzige Ballade “My Foolish Heart”<br />
erfüllen auch hohe Ansprüche.<br />
(Cadiz/Soulfood 2013, 10/37:31) hjg<br />
STATUS QUO<br />
BULA QUO!<br />
Richtig flott und knackig<br />
startet das neue<br />
Studio-Album<br />
der<br />
Boogie-Altmeister<br />
Status Quo. Wie<br />
man es bei ihnen<br />
schätzt [speziell bei<br />
“Run And Hide (The Gun Song)”]. Doch<br />
nach fünf Songs ist das Vergnügen vorbei,<br />
endet der Gute-Laune-Rock. Danach verflacht<br />
die Scheibe erschreckend. Südsee-<br />
Flair wollten die Herren Rossi, Parfitt &<br />
Co. wohl verbreiten, doch da ertönt flauer<br />
Pop, gelegentlich mit Reggae-Basis. Vielleicht<br />
erlitten die Herren ja einem Sonnenstich.<br />
Schließlich besteht Teil zwei dieser<br />
Doppel-CD aus dem Soundtrack des in der<br />
Südpazifik (Fidschi) gedrehten und titelgebenden<br />
Films. Ohne die möglicherweise<br />
lus tigen Bilder – womöglich bietet der Film<br />
ja sarkastisch-britischen Humor – wirken<br />
die Songs nicht recht, jedenfalls für hartgesottene<br />
Quo-Fans, die sich mit fünf starken<br />
Nummern begnügen müssen.<br />
(ear<strong>Music</strong>/edel, 2013, 9/33:46,<br />
10/42:47) pro<br />
P.I.L.<br />
FIRST ISSUE<br />
1976 sorgte Johnny Rotten mit seinen Sex<br />
Pis<strong>to</strong>ls für frischen Wind in Großbritannien,<br />
ihr “Anarchy In The UK” wurde zum Programm.<br />
Zwei Jahre später war diese Punkband<br />
schon wieder Geschichte, und Rotten<br />
– inzwischen zurückgekehrt zu seinem<br />
bürgerlichen Namen John Lydon – sorgte<br />
mit seiner nächsten Band für Furore. Zusammen<br />
mit Jah Wobble (b), Keith Levene<br />
(g) und Jim Walker (dr) gründete er Public<br />
Image Limited, kurz P.I.L. genannt. Stark<br />
Rhythmus-be<strong>to</strong>nt und im Vergleich zu den<br />
hemdsärmelig aufspielenden Pis<strong>to</strong>ls schon<br />
fast experimentell, erschufen sie einen (seiner<br />
Zeit weit vorauseilenden) Sound, der<br />
sich aus Versatzstücken von Folk, Rock,<br />
Disco (man war im Jahr 1978!), Pop, Dub<br />
und Punk zusammensetzte. Selbst aus heutiger<br />
Sicht ist die Musik auf FIRST ISSUE<br />
immer noch ziemlich harte Kost, spätere<br />
Großtaten wie das 1983er “This Is Not A<br />
Love Song” waren noch in weiter Ferne!<br />
Ebenso heftig, rau und über weite Strecken<br />
(scheinbar) zusammenhangslos die Texte,<br />
die man aber wesentlich besser einordnen<br />
kann, wenn man sich das fast einstündige<br />
BBC-Interview mit John Lydon anhört, das<br />
es (zusätzlich zur raren B-Seite “The Cowboy<br />
Song”) auf der Bonus-CD gibt.<br />
(Light In The Attic/Cargo, 1978,<br />
8/39:56, 2/59:16) tk<br />
CHIP TAYLOR<br />
BLOCK OUT THE SIRENS OF<br />
THIS LONELY WORLD<br />
Chip Taylor setzt<br />
seine Reihe erfolgreicher<br />
und hoch<br />
gelobter Alben fort<br />
mit einem reifen<br />
Album voller atmosphärisch<br />
düsterer<br />
Songs, wobei selten mal ein Silberstreif<br />
am Horizont zu sehen ist. Die Lieder<br />
stammen aus einer dunklen Periode nach<br />
dem Nazi-Massaker in Norwegen im Jahr<br />
2011. Taylor war seinerzeit im Lande, um<br />
bei einem Festival aufzutreten. Aus dieser<br />
Erfahrung entstanden einige der traurigsten<br />
Songs seiner Karriere. Titel wie “God Bless<br />
Norwegians” oder “Tears From An Old<br />
Yonkers Child” geben die Richtung vor.<br />
Roter Faden des Albums sind die Kämpfe<br />
und der Stress, den Menschen in ihrem<br />
Leben und ihren Beziehungen durchleben,<br />
wobei Taylor auch aus seinen eigenen Erfahrungen<br />
schöpft. Aber trotz der trostlosen<br />
Thematik sind die Songs von Hoffnung und<br />
Lebenswillen durchzogen, denn Taylor,<br />
der hier oft klingt wie ein stimmlich gezähmter<br />
Tom Waits, wollte ja keine Musik<br />
für Suizidgefährdete aufnehmen. Derartige<br />
Lieder laufen auch einem Chip Taylor<br />
nicht einfach zu; sie sind das Resultat von<br />
akribischer Schreibarbeit eines absoluten<br />
Profis. Als Produzent Goran Grini die<br />
einfachen Gitarren/Gesangsdemos hörte,<br />
machte er sich konsequent daran, ihre karge<br />
und direkte Atmosphäre, ihre ungehobelte<br />
Ausstrahlung zu erhalten, was ihm trotz<br />
Einbeziehung von Streichern gelang. Fast<br />
die gesamte erste CD des Doppeldeckers ist<br />
in dunkelsten Klangfarben gehalten; etwas<br />
lebhaftere Töne kommen erst auf der – leider<br />
sehr kurzen – zweiten CD ins Spiel.<br />
(Train Wreck/Soulfood 2013, 12/46:01,<br />
5/14:38) hjg<br />
THE DEL-LORDS<br />
ELVIS CLUB<br />
Eine überaus erfreuliche, weil gelungene<br />
Rückkehr nach 23 Jahren. The Del-Lords<br />
aus New York treten fast in Originalbesetzung<br />
an: Scott Kempner (voc, g), Eric<br />
Ambel (g) und Frank Furnaro (dr) – alle<br />
drei arbeiteten zwischendurch als Solisten<br />
oder bei renommierten Acts wie Steve Earle,<br />
The Bottle Rockets oder Cracker – sind<br />
erneut an Bord; nur Bassist Manny Caiati<br />
hatte wegen Überlastung als Anwalt keine<br />
Zeit. Für ihn sprangen etliche Tieftöner ein,<br />
von denen sich Michael Duclos als festes<br />
neues Bandmitglied etablieren konnte.<br />
Nach eigenem Bekunden wollen die Del-<br />
Lords nicht mehr im Album-Tour-Album-<br />
Hamsterrad gefangen sein, aber auch nicht<br />
zur Alteisenfraktion gehören, sondern nur<br />
noch aus Spaß an der Freude Musik machen.<br />
Diese eher unterambitionierte Haltung<br />
tut ihnen verdammt gut und macht<br />
Rock<br />
ELVIS CLUB zu einem properen Album.<br />
Nach zwei Aufwärmern sind “Chicks,<br />
Man!” und “Flying” stark treibende Rocker,<br />
die durch balladeske Lieder wie “All<br />
Of My Life” und “Letter (Unmailed)” bestens<br />
ergänzt werden. “Everyday”, komponiert<br />
von Scott Kempner und Dion DiMucci,<br />
erinnert absichtlich an Buddy Holly,<br />
und “Damaged” wartet mit einem lässigen<br />
Country-Touch auf. Die Höhepunkte sind<br />
indes “Me And The Lord Blues”, ein geradezu<br />
hypnotisch fesselnder Song, und die<br />
Cover-Version von Neil Youngs “Sou<strong>the</strong>rn<br />
Pacific”. Die Del-Lords holen aus der Vorlage<br />
alles heraus, was ihre Mittel hergeben.<br />
Das Ergebnis sind 5:55 walzende Minuten,<br />
aber nicht als Walzer, sondern als himmlischer<br />
Hard Rock.<br />
(Blue Rose/Soulfood, 2013, 12/52:24) hjg<br />
THE ALLMAN BROTHERS<br />
BAND<br />
EAT A PEACH<br />
Das selbst betitelte<br />
Debüt, natürlich<br />
LIVE AT THE<br />
FILLMORE<br />
EAST<br />
und die beliebte<br />
BROTHERS<br />
AND<br />
SISTERS zählen zu<br />
den bekanntesten t und am meisten geschätzten<br />
Platten der Sou<strong>the</strong>rn-Rock-Legende.<br />
Dabei wird allzu häufig EAT A PEACH<br />
übersehen, dessen Einspielung vom Tode<br />
Duane Allmans überschattet wurde. Das<br />
hervorragende Album enthält Livematerial<br />
aus dem Fillmore, sanfte Songs wie “Little<br />
Martha” und “Blue Sky”, Blues-orientiertes<br />
Material (“Trouble No More”) und<br />
vor allem den “Mountain Jam”, der eigentlich<br />
alles symbolisiert, wofür die Broth ers<br />
stehen. Bei einer Spielzeit von über 33 Minuten<br />
(gegenüber der Vinylausgabe sind<br />
auf der CD beide Teile vereint) und einer<br />
sehr lockeren Grundstimmung darf sich<br />
der Hörer auf Gitarrenläufe freuen, die<br />
ihresgleichen suchen. Durch das warme<br />
MFSL-Remastering wirkt die Platte in<br />
sich geschlossener, verglichen mit früheren<br />
Editionen. Top!<br />
(Mobile Fidelity/Sieveking Sound,<br />
1972, 9/70:18) at<br />
BULLFROG<br />
BULLFROG<br />
Das Debüt gibt’s zum Schluss: Sireena<br />
schließt die Wiederveröffentlichungsreihe<br />
der insgesamt drei Bullfrog-Alben mit dem<br />
selbst betitelten Debüt von 1976 ab. Produziert<br />
hatte das schwerpunktmäßig blues-rockig<br />
angelegte Werk mit R&B-Anlehnung<br />
und vorsichtigen Prog-Einsprengseln (“Bad<br />
Game”, das epische, zehnminütige “Get<br />
Away” mit Synthies) kein Geringerer als<br />
der später zur Legende gewordene Conny<br />
Plank. Klanglich geprägt wurde die LP allerdings<br />
vor allem durch den rauchig-rau<br />
in<strong>to</strong>nierenden Sänger Gerd Hoch, der auch<br />
alle Songs mit Gitarrist Sebastian Leitner<br />
verfasst hatte. Ein wenig aus der hard-rockigen<br />
Reihe tanzte das tastenlastige “I’m<br />
Comin’ Home”. Einen ähnlichen eigenwilligen<br />
Charme wie die sechs Songs entwickelt<br />
auch heute noch das Cover mit dem<br />
Puppen-Gemälde von Aoi Fujimo<strong>to</strong>.<br />
(Sireena/Broken Silence, 1976,<br />
6/41:22) pro<br />
Seite 40 ■ <strong>GoodTimes</strong> 4/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>