Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
CD<br />
REVIEWS<br />
schluss die Verbeugung Trouts mit “When<br />
Lu<strong>the</strong>r Played The Blues”.<br />
(Provogue/Rough Trade, 2013,<br />
13/69:43) pro<br />
CHRIS FARLOWE<br />
GLORY BOUND<br />
Produziert<br />
wurde<br />
GLORY<br />
BOUND<br />
natürlich nicht 2013,<br />
wie auf dem Cover<br />
steht, sondern 2000,<br />
aber eine VÖ im Digipak<br />
und mit Bonus-<br />
Songs ist it willkommen. Die Bluesscheibe<br />
wurde mit der Norman Beaker Band sowie<br />
von Kris Gray und Andy Scott produziert<br />
und ist immer dann am besten, wenn der<br />
unverwüstliche Stimmakrobat neue oder<br />
bewegende Wege geht: “Wide Open” ist sinfonischer<br />
Blues mit Violinen-Begleitung und<br />
den Soul-Damen Sheila Gott und Jane Fraser,<br />
“Don’t Think I Will” und der für Farlowe<br />
maßgemachte Oldie “Cry To Me” kriegen<br />
Paul Jones’ Harmonika-Breitseite, “My Best<br />
Friend’s Girl” verbindet Soul gekonnt mit<br />
Wishbone-Ash-Twin-Lead-Gitarren; “Shaky<br />
Grou nd” hätte es jedoch nicht noch einmal<br />
gebraucht. “Feel The Power Of Love” und<br />
eine knackige Liveversion von Titelsong-<br />
Komponist Mike D’Abo’s “Handbags And<br />
Gladrags” gibt es als Zugaben.<br />
(MiG/Intergroove, 2000, 14/59:23) utw<br />
ROBBIE HILL & THE BLUE<br />
62’S<br />
PRICE TO PAY<br />
Ein Schotte, ein US-Amerikaner und ein<br />
Finne haben den Blues! Gitarrist und Sänger<br />
Robbie Hill traf in Helsinki den Bassisten<br />
Jesse King, und nach Einstieg des<br />
Drummers Tatu Pärssinen war das klassische<br />
Blues-Rocktrio komplett. Auf ihrem<br />
ersten Album interpretieren sie neben sieben<br />
abwechslungsreichen Eigenkompositionen<br />
auch drei 12-Takter von Altmeistern<br />
wie Eddie Boyd oder T-Bone Walker (das<br />
schöne, melancholische “Please Come<br />
Back To Me”). Hill ist ein variabler Gitarrist,<br />
spielt meist elektrisch, auch mal mit<br />
der Bottleneck, greift ebenfalls zur akustischen<br />
Klampfe. Ein Gastmusiker sorgt<br />
mit einer erdigen Hammondorgel für weitere<br />
Farbtupfer. Man merkt den Jungs ihre<br />
Freude an der Musik an. Es werden keine<br />
Neuheiten oder Experimente vorgestellt, es<br />
wird lustvoll der Tradition gehuldigt. Ein<br />
gelungenes Debüt!<br />
(Blues Boulevard/H’Art, 2013,<br />
10/39:50) rg<br />
NINE BELOW ZERO<br />
LIVE AT THE MARQUEE<br />
Als Nine Below Zero im November 1980<br />
als Opener mit den Kinks durch Deutschland<br />
<strong>to</strong>urten, stahlen sie dem Headliner<br />
fast die Show. Das Quartett um Sänger/<br />
Gitarrist Dennis Greaves und Harper Mark<br />
Feltham setzte mit seiner Mischung aus<br />
Blues und Pub-Rock unglaubliche Energie<br />
frei, die fast an Punk erinnerte. Es hauchte<br />
vermeintlich abgedroschenen Blues- und<br />
R&B-Altnummern neues Leben ein (von “I<br />
Can’t Quite You Baby” bis zu “Wooly Bully”).<br />
Das musikalische Feuerwerk, das die<br />
heute noch aktive Band live zündete, war<br />
da auch schon dokumentiert auf LIVE AT<br />
THE MARQUEE. Das Ganze wirkt heute<br />
noch, wie die Neuauflage beweist, die mit<br />
reichlich Bonus-Material angereichert wurde.<br />
Neben beachtlicher Klangverbesserung<br />
bestechen die an beiden Konzertabenden<br />
mitgeschnittenen, damals nicht veröffentlichten<br />
sieben Songs. Und die DVD liefert<br />
die optische Ergänzung. Perfekt, um sich an<br />
längst vergangene Tage zu erinnern.<br />
(Universal, 1980, 21/72:39) pro<br />
AYNSLEY LISTER<br />
HOME<br />
1999 veröffentlichte<br />
der heute 36-jährige<br />
Engländer<br />
seine erste Blues-<br />
Rock-Soloplatte.<br />
Seinen Stil, der<br />
bluesige DNA à la<br />
Peter Pt Green mit ithfti heftig rockenden Riffs, einfühlsamen<br />
Bluesballaden und wunderschönen<br />
Melodien verbindet, hat Lister in all den<br />
Jahren immer weiter verfeinert. Auf seiner<br />
neuen CD HOME ist er nun auf seinem eigenen<br />
Label – quasi daheim – angekommen.<br />
Souverän präsentiert er mit seinem Trio zehn<br />
abwechslungsreiche Eigenkompositionen<br />
und zwei Songs aus fremder Feder, mit dabei<br />
das herrliche “Feeling Good”, welches man<br />
auch von einem anderen Blues-Großmeister<br />
namens Joe Bonamassa kennt. Seine Band<br />
spielt kongenial, insbesondere André Bassing<br />
überzeugt durch schöne Orgel- und Klaviersoli.<br />
Eine <strong>to</strong>lle Scheibe zwischen Blues,<br />
Rock und Pop!<br />
(Straight Talkin’, 2013,<br />
12/55:15) rg<br />
MARTHA REEVES &<br />
THE VANDELLAS<br />
50TH ANNIVERSARY –<br />
THE SING LES COLLECTION<br />
1962–1972<br />
Jede A- und B-Seite der Singles, die Martha<br />
Reeves mit ihren Vandellas zwischen 1962<br />
und 1972 für Mo<strong>to</strong>wn aufnahm, ist in dieser<br />
drei CDs umfassenden, im Single-Format<br />
und in Hardcover-Buchform höchst aufwändig<br />
gestalteten Box enthalten, die zudem<br />
exzellent über die Gruppe informiert.<br />
Die Hits wie “Heat Wave”, “Dancing In The<br />
Street”, “Nowhere To Run” oder “I’m Ready<br />
For Love” kennt man natürlich. Weniger<br />
geläufig dürften die beiden „Spanish Singles”<br />
sein, die es hier als Bonus gibt – wie<br />
auch 28 bislang unveröffentlichte Songs aus<br />
den Tiefen des Mo<strong>to</strong>wn-Archivs. Bei denen<br />
handelt es sich keineswegs um Ausschuss,<br />
sondern um teils regelrecht begeisternde<br />
Versionen, die man in einigen Fällen von<br />
anderen Label-Acts kennt. Deutlich wird<br />
mit dieser Box, dass es sich bei Frau Reeves<br />
und ihren Vandellas um eine meist unterschätzte<br />
Truppe handelte, die neben den Supremes<br />
locker bestehen konnte. Für Soulund<br />
R&B-Liebhaber geradezu ein Muss!<br />
(Mo<strong>to</strong>wn/Universal, 2013, 28/76:36,<br />
27/78:21, 27/80:09) pro<br />
JESPER MUNK<br />
FOR IN MY WAY IT LIES<br />
Mit seiner jungen Garage-Sixties-Rockband<br />
Lila’s Riot legte der 20-jährige<br />
Deutsch-Däne Jesper Munk einen rasanten<br />
Start hin, in klassischem Mono<br />
veröffentlicht er nun mit FOR IN MY<br />
Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />
WAY IT LIES sein Solodebüt: eine Hommage<br />
an den archaischen Blues der 30er<br />
und 40er Jahre. Beeindruckten seine<br />
Solo-Live-Auftritte bisher mit außergewöhnlichen<br />
Interpretationen von Stücken<br />
von Etta James, Little Walter oder Willie<br />
Nelson, hat er sich nun mit “I Love You”<br />
von Eddie Holman nur eine Cover-Version<br />
ausgesucht, den Rest des Albums bestreitet<br />
er mit Eigenkompositionen. Herausragend<br />
vor allem die Leidenschaft, mit der<br />
er seine urwüchsigen Songs vorträgt, das<br />
Gefühl, das er nicht nur seiner Stimme,<br />
sondern auch seinem Gitarrenspiel verleiht.<br />
Einzige Mitstreiter: Clemens Graf<br />
Finck von Fickenstein, der Schlagzeuger<br />
von Lila’s Riot, sowie Jespers Vater Rainer<br />
German (Cat Sun Flower) als Bassist<br />
und Co-Produzent.<br />
(redwinetunes/Rough Trade, 2013,<br />
12/39:43) us<br />
CASSIE TAYLOR<br />
OUT OF MY MIND<br />
Zweites Solo-Album<br />
der singenden Bassistin,<br />
die sich ihre ersten<br />
Lorbeeren als Meistermusikerin<br />
in der<br />
Band ihres Vaters, des<br />
Blues-Innova<strong>to</strong>rs Otis<br />
Taylor, verdiente.OUT OF MY MIND zeigt<br />
die komplette Kreativität von Cassie Taylor,<br />
die zwölf Songs in den unterschiedlichsten<br />
Stilrichtungen, aber immer tief verwurzelt im<br />
Blues, anbietet. Sie startet mit gediegenen,<br />
eleganten Songs wie “Ol’ Mama Dean”, die<br />
fast eingefrorene Gefühle transportieren, um<br />
mit “Out Of My Mind” spontan aufzutauen<br />
und mit “Lay My Head On Your Pillow”<br />
eine Syn<strong>the</strong>se beider Pole zu kreieren. Alsdann<br />
folgen beswingter Bläser-Blues (“New<br />
Orleans”), strammes Pochen (“No No”) und<br />
der leicht unheimlich gefärbte Schleicher<br />
“Gone And Dead”. Insgesamt reicht das<br />
Spektrum von Delta-Bluestönen bis zu elektronischen<br />
Einflüssen, aber fast immer dient<br />
auch die Kraft des Rock’n’Roll als Treibmittel.<br />
Cassie Taylors ist kein „unfrisierter” wild<br />
verschwitzter Blues, aber auch kein auf dem<br />
Reißbrett konstruierter. Gute Noten gehen<br />
auch an die Texte. Sie handeln von schwieriger<br />
Liebe und bitterer Armut, aber auch<br />
jugendliche Ausgelassenheit, Freundschaft<br />
und Unabhängigkeit sind Themen. Die US-<br />
Presse ist zu Recht begeistert. „Taylors Eigenkompositionen<br />
haben mit Herzschmerz<br />
zu tun, aber sie drückt ihren Schmerz so<br />
exquisit aus, dass es ein Vergnügen für den<br />
Hörer ist, ihn zu ertragen. Wenn Schmerzen<br />
so gut klingen, können wir nur hoffen dass<br />
Cassie Taylor uns auch in Zukunft jede Menge<br />
davon liefert.”, urteilte das Magazin „No<br />
Depression” – und sagte damit die Wahrheit.<br />
(Hypertension/Soulfood, 2013,<br />
13/49:58) hjg<br />
CLIMAX BLUES BAND<br />
TIGHTLY KNIT + RICH MAN +<br />
FM/LIVE + LIVE AT<br />
ROCKPALAST<br />
Weiter geht die Reihe mit Wiederveröffentlichungen<br />
der Climax Blues Band durch Esoteric.<br />
TIGHTLY KNIT war 1971 die vierte<br />
LP der Band um die beiden Sänger und Ausnahme-Instrumentalisten<br />
Pete Haycock, der<br />
auf der Gitarre brillierte, und Colin Cooper,<br />
der mit seinem Sax, der Mundharmonika,<br />
Klarinette und Flöte ganz eigene klangliche<br />
Duftmarken setzte. Weniger Hard-, dafür<br />
ein bisschen Psychedelic Rock war diesmal<br />
angesagt, dazu mitsingfähige Melodien. Es<br />
groovte pulsierend, der Blues kam auch nicht<br />
zu kurz – die Mischung passte und ist jetzt<br />
um drei Livetracks ergänzt. RICH MAN<br />
setzte 1972 noch stärker auf den Kontrast<br />
zwischen Blues-Rock britischer Spielart und<br />
fast schon poppigen, harmoniebeladenen<br />
Nummern und funky Anflügen (Bonus: die<br />
Singleversion von “Mole On The Dole”).<br />
Ebenfalls remastert ertönt FM/LIVE, das<br />
als eines der, wenn nicht das stärks te CBB-<br />
Album gilt. Vier Cover-Versionen, der bekannte,<br />
gefällige wie packende Mix aus<br />
Blues(-Rock) pur und Pop-Angehauchtem<br />
sowie R&B- und sogar verhaltenen Jazz-<br />
Feeling-Spuren. Es kochte in der New<br />
Yorker Academy Of <strong>Music</strong>, die vierköpfige<br />
Band spielte ihre Stärken gekonnt aus – wie<br />
auch drei Jahre später am 18.1.1976 beim<br />
ersten von drei „Rockpalast”-Gastspielen<br />
in Köln beim WDR. Die Programmüberschneidungen<br />
stören nicht, die Spielfreude<br />
und durchaus wahrnehmbare Variationen<br />
machen das Ganze spannend. Wobei CD<br />
und DVD identisch sind.<br />
(Esoteric/Rough Trade + Reper<strong>to</strong>ire/<br />
Sony <strong>Music</strong>, 1971 + 1972 + 1973 + 2013,<br />
12/53:59 + 9/43:52 + 12/79:08 +<br />
9/51:35) pro<br />
OLI BROWN<br />
SONGS FROM THE ROAD<br />
Der 2010 und 2011<br />
mit den britischen<br />
Blues Award (u.a.<br />
„Best Young Artist”)<br />
ausgezeichnete<br />
Gitarrist<br />
und Sänger<br />
legt nun als viertes<br />
Solo-Album eine heiße Livescheibe vor,<br />
die einen <strong>to</strong>llen Querschnitt durch sein<br />
gesamtes Schaffen bietet. Die Atmosphäre<br />
im heimischen Norwich stachelte das<br />
Trio zu noch intensiveren Leistungen an,<br />
natürlich durften da auch ausufernde Soli<br />
nicht fehlen, die das Letzte aus der Blues-<br />
Rockgitarre herauskitzelten (“Mr Wilson”).<br />
Doch auch eine spannende Interpretation<br />
von Al Koopers “I Love You More Than<br />
You’ll Ever Know”, einer der vier Bonus-<br />
Tracks auf dem beiliegenden DVD-Konzertmitschnitt,<br />
lässt aufhorchen. Wer auf<br />
schwitzenden, rustikalen Blues-Rock steht,<br />
kommt an dieser Scheibe wohl nicht vorbei.<br />
(Ruf/inakustik, 2013, 9/59:01 + DVD) rg<br />
ALBERT COLLINS<br />
ALIVE AND COOL PLUS<br />
1969 wurde Albert Collins’ Auftritt in San<br />
Francisco mitgeschnitten (von Jeremy<br />
Spencer, der mit Fleetwood Mac als Co-<br />
Headliner neben CCR agierte, direkt übers<br />
Mischpult). Collins bearbeitete furios seine<br />
Telecaster-Gitarre (oft im Zusammenspiel<br />
mit der Hammond seines in Vergessenheit<br />
geratenen Keyboarders); er zerlegte “Mustang<br />
Sally” und baute es neu zusammen,<br />
vermengte Instrumentals und gesungene<br />
Nummern. Der Sound ist nicht optimal,<br />
aber doch erstaunlich <strong>to</strong>lerabel. Das PLUS<br />
im Titel der Wiederveröffentlichung des<br />
auch als LIVE AT THE FILLMORE WEST<br />
erhältlichen Albums (2000) steht für die<br />
<strong>GoodTimes</strong> 4/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 49