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GoodTimes - Music from the 60s to the 80s Mick Jagger (Vorschau)

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LP<br />

REVIEWS<br />

HERBIE HANCOCK<br />

MAN-CHILD<br />

Natürlich ist Herbie<br />

Hancocks<br />

Hinwendung<br />

zu populären<br />

Stilen kritisch zu sehen,<br />

besonders wenn<br />

es in Richtung der<br />

Platten-Zerkratzer-<br />

Disco-Hymne “Rockit” geht. Wenn er allerdings<br />

eine Melange aus Jazz und Funk kreiert<br />

und damit selbst stilistisches Neuland betritt,<br />

wirken Hancocks Klangwelten deutlich interessanter<br />

und innovativer. Dazu kommt<br />

noch die hochkarätige Besetzung, denn<br />

neben Wayne Shorter, Stevie Wonder und<br />

Wah Wah Watson geben sich Mike Clarke<br />

und viele andere die Ehre. Der Schwerpunkt<br />

des Albums liegt auf den Rhythmen, die<br />

trotz der messerscharfen Präzision immer<br />

groovy klingen. Funk-Jazz mit exzellenten<br />

Bläsereinsätzen (“The Trai<strong>to</strong>r”), lässiger<br />

Street-Funk (“Steppin’ In It”) und das heiße,<br />

sehr rhythmische “Heartbeat” zählen zu<br />

den ersten Anspieltipps eines über die ganze<br />

Länge gelungenen Albums. (180g-Pressung,<br />

Klappcover.)<br />

(Speakers Corner Records, 1975,<br />

6 Tracks) at<br />

VIRUS<br />

THOUGHTS<br />

Das<br />

THOUGHTS-<br />

Original hängt für 500<br />

Euro in einem Bielefelder<br />

Plattenladen,<br />

nun neu auf Vinyl: Die<br />

ostwestfälische<br />

Progressive-Band<br />

machte<br />

sich als Mans World mit Blues-Rock einen<br />

Namen, reüssierte dann als Virus mit Psychedelic<br />

Rock. Das Debüt REVELATION<br />

ist unvergessen mit ausgedehntem Titelsong<br />

inklusive “Paint It Black”, das die S<strong>to</strong>nes-<br />

Fassung veredelte. 1971 das Angebot zum<br />

zweiten Album: Nur Keyboarder Dieter Krahe<br />

und der Drummer Wolfgang „Dicken”<br />

Rieke waren übrig – unvergessen, wie der<br />

in Nadelstreifen aufschlug, um im weißen<br />

Nach<strong>the</strong>md auf Bühnen zu s<strong>to</strong>lzieren: handwerklich<br />

grandios, geschmacksicher. Mit<br />

Neuzugängen wie Werner „Ente” Vogt am<br />

Bass wurde die Chance wahrgenommen,<br />

neue bluesrockige Songs, stilistisch zwischen<br />

Frumpy und Deep Purple Mark I, bei<br />

Conny Plank in Hamburg einzuspielen, von<br />

denen “King Heroin” noch heute Kultstatus<br />

genießt. In “Old Time Movie” zeigt Gitarrist<br />

Bernd Rösner, dass ausgedehnte Soli gebaut<br />

werden konnten, ohne das böse Wort „nudeln”<br />

zu provozieren. Das sechsminütige<br />

“Take Your Thoughts” wirkt im besten Sinne<br />

hypnotisch.<br />

(Malesch Records/ Long Hair <strong>Music</strong>,<br />

1971/2013, 12 Tracks) utw<br />

TIM BUCKLEY<br />

GOODBYE AND HELLO<br />

Beim Nachfolger seines<br />

Debütalbums verabschiedete<br />

sich der<br />

rasant<br />

entwickelnde<br />

Twen zum Teil schon<br />

von seinen Folkwurzeln.<br />

Das fast ins Hysterische<br />

gesteigerte t “I Never Asked To Be<br />

Your Mountain” nimmt die Eskapaden späterer,<br />

zum Teil unerträglich experimenteller<br />

Alben vorweg. Doch zum Glück überwiegt<br />

nach wie vor erstklassige Songwriter-Kunst,<br />

manchmal orchestral aufgedonnert wie im<br />

Titelsong, manchmal streicherversülzt wie<br />

in “Morning Glory”. Gegenüber der 2005<br />

erschienenen Pressung vom Label Four Men<br />

With Beards braucht sich die preiswertere,<br />

gleichfalls 180 Gramm schwere Neufassung<br />

im Klappcover von MOV nicht zu<br />

verstecken, trotz einiger Rillengeräusche.<br />

Im Vergleich zu mehreren kursierenden CD-<br />

Fassungen stellt sich wieder mal die Frage,<br />

welcher Tonträger hier wohl schlapper (oder<br />

„wärmer”) klingt.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1967,<br />

10 Tracks) lbr<br />

LED ZEPPELIN<br />

CELEBRATION DAY<br />

Zu dem, zu DEM Konzert am 10. Dezember<br />

2007 ist alles gesagt und – auch in Good-<br />

Times – geschrieben. Dass die nach zwei<br />

eher peinlichen Versuchen endlich gelungene<br />

Reunion der größten Hard-Rockband<br />

aller Zeiten medial ausgeschlachtet würde,<br />

war klar. Blu-ray und Doppel-CD kaufte<br />

der Au<strong>to</strong>r am Erscheinungstag. Muss denn<br />

nun noch die analoge Konserve sein? Statt<br />

scheinunheilig den bösen Kommerz zu verdammen,<br />

sollte man sich das in festen Kar<strong>to</strong>n<br />

verpackte, mit einem leider nicht allzu<br />

üppigen Booklet und ohne weitere Zugaben<br />

aufwartende Drei-LP-Set einfach mal reinziehen.<br />

Die drei alten Knaben Page, Plant<br />

und Jones, an den Drums angeheizt von<br />

Bonzo-Sohn Jason Bonham, lieferten eine<br />

fantastische Show ab. Kaum zu glauben (und<br />

nur an wenigen Stellen zu merken), dass<br />

Gitarrist Jimmy Page mit kaum geheiltem<br />

Fingerbruch antrat, schwer zu fassen, dass<br />

Sänger Robert Plant seinerzeit schon auf die<br />

60 zumarschierte. Doch das eigentlich unglaubliche,<br />

das eigentlich unfassbare Glück<br />

ist, dass das Millionärs-Quartett den Job verdammt<br />

ernstnahm und nach kleinen Anlaufschwierigkeiten<br />

Megahits und Albumtracks<br />

in durchwegs relevanten Versionen darbot.<br />

Wow. Ach so, der Sound: durchschnittlich,<br />

aber gut. Pressung erstklassig. Und eigentlich<br />

egal. Led-Zep-Fans, lasst die Rentner-<br />

Rock-Hasser geifern – und greift zu.<br />

(Rhino/Warner, 2013, 16 Tracks) lbr<br />

THELONIOUS MONK<br />

STRAIGHT, NO CHASER<br />

Auch den Backkatalog<br />

des großen Jazzpianisten<br />

Thelonious Monk<br />

bringt <strong>Music</strong> On Vinyl<br />

sukzessive wieder<br />

auf Vinyl. Auch beim<br />

sechsten Album für Columbia<br />

unter der Regie von Jazz-Produzentengigant<br />

Teo Macero behielt MOV das originale<br />

Tracklisting bei, verzichtet also auf die drei<br />

Bonus-Tracks des 1996er CD-Reissues. 1966<br />

konnte das spätere Alkohol- und Drogenwrack<br />

Monk noch grandios musizieren. Ein letztes<br />

Mal mit Quartett im Studio, lässt er mit “Locomotive”<br />

ein typisches Stück abfahren. Ein<br />

simples Sechs-Ton-Riff, das sich herrlich vermonken<br />

lässt, rhythmisch vertrackt verschieben,<br />

mit überraschenden Licks auffüllen. In<br />

“We See” wird gehardbopt wie der Teufel, im<br />

Solostück “Between The Devil And The Deep<br />

Blue See” zitiert der Pianist flugs mal Pop-<br />

Jazzhits. Stereo-Remastering und Pressqualität<br />

gerieten überdurchschnittlich.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1967, 6 Tracks) lbr<br />

MILT JACKSON<br />

IN A NEW SETTING<br />

Herrlich! Die Scheibe<br />

von Milt Jackson lässt<br />

die Ära des Vibrafons<br />

wieder lebendig werden,<br />

ein Instrument,<br />

das in der Moderne<br />

leider nur noch ein<br />

Schattendasein Shtt fristet. fittNeben Lionel Hamp<strong>to</strong>n<br />

und Red Norvo zählt Jackson eindeutig<br />

zu den besten Vertreten. Der Mann, der den<br />

größten Erfolg mit dem Modern Jazz Quartet<br />

hatte, widmete sich gelegentlich Soloprojekten,<br />

um seine eigenen Ideen umzusetzen.<br />

Die im Dezember 1964 bei Radio Recorders<br />

in Hollywood aufgenommene Platte kann<br />

unter anderem mit Jazz-Blues aufwarten<br />

(“Sonny’s Blues”), treibendem Swing (“No<br />

Moon At All”), einer Nummer, bei der Jackson<br />

rasante und perlende Vibrafonläufe spielt<br />

(“Spanish Fly”), und einem coolen Bar-Jazz-<br />

Track (“Lazy Melody”). Charmant und gleichermaßen<br />

beeindruckend. Die Ausgabe<br />

kommt als 180g-Pressung in einem Klappcover<br />

auf den Markt.<br />

(Speakers Corner Records, 1965, 11 Tracks) at<br />

CHEAP TRICK<br />

ONE ON ONE / NEXT POSITION<br />

PLEASE<br />

In den USA vergeht kein Tag, an dem Cheap-<br />

Trick-Songs nicht zum Rotationsprogramm<br />

der lokalen Rock-Radiostationen gehören.<br />

Hier zu Lande kann man Leute, die mit dem<br />

Namen der Band mehr als nur “I Want You To<br />

Want Me” – wenn überhaupt – verbinden, mit<br />

der Lupe suchen. Umso wärmer seien Rockfans<br />

die aktuellen Wiederveröffentlichungen<br />

von Cheap-Trick-Alben bei SPV ans Herz<br />

gelegt, denn es lohnt sich, dieses Quartett zu<br />

entdecken. Allein die beiden Scheiben ONE<br />

ON ONE (1882) und NEXT POSITION<br />

PLEASE (1983) machen deutlich, dass die<br />

Band stilistisch nie so recht zu fassen war (sicher<br />

ein Grund, weshalb sich das europäische<br />

Publikum mit ihr so schwertat). Während<br />

ONE ON ONE ein ungestümes Getöse aus<br />

Glam, Heavy Rock und New Wave zu bieten<br />

hat, gerieren sich Cheap Trick auf dem weitaus<br />

weniger erfolgreichen Nachfolger wie<br />

Bowie, Cars und Tubes. Alles klingt irgendwie<br />

<strong>the</strong>atralisch überzogen, verliert aber nicht<br />

eine gewisse Eingängigkeit. Und dass die<br />

Songs von Gitarrist Rick Nielsen dann auch<br />

immer wieder an die Beatles erinnernde Har-<br />

Vinyl<br />

monien bereithalten, dürfte sogar jenen auffallen,<br />

die nicht jedes Lied analytisch hören.<br />

(Steamhammer/SPV, 1982/1983,<br />

10/12 Tracks) jub<br />

RUSH<br />

CLOCKWORK ANGELS<br />

Überaus<br />

vielschichtig<br />

präsentierten sich<br />

Geddy Lee (voc, b),<br />

Alex Lifeson (g) und<br />

Neil Peart (dr) letztes<br />

Jahr mit CLOCK-<br />

WORK<br />

ANGELS.<br />

Von harten, treibenden Epen über Streicherunterstützte<br />

Zwischenspiele bis zu kurzen<br />

Songs im Radioformat schlugen Rush dabei<br />

die Brücke zwischen klassischem Prog<br />

und verspieltem Power-Rock. Klanglich ist<br />

der Unterschied zwischen der CD und dem<br />

jetzt veröffentlichten Doppelvinyl marginal,<br />

bleibt Geschmackssache, allenfalls kann<br />

man der Analogversion einen etwas luftigeren<br />

Klang bescheinigen. Haptisch kann<br />

sie ihre Trümpfe aber voll entfalten: aufklappbares<br />

Cover, darin (in lesbarer Größe!)<br />

ausführliche Produktionsinfos sowie persönliche<br />

Worte der Band, dazu noch auf den<br />

Innenhüllen die Texte – so macht es definitiv<br />

am meisten Spaß, dieses Album zu genießen.<br />

(Roadrunner/Cargo, 2012, 2 LPs,<br />

12 Tracks) us<br />

INGA RUMPF<br />

WHITE HORSES<br />

Die Frau ist ein Phänomen.<br />

Seit Mitte<br />

der 60er im Geschäft,<br />

kann die 1946 geborene<br />

Hamburgerin noch<br />

immer mitreißen wie<br />

wenige<br />

Sängerinnen<br />

ihrer (Alters-)Klasse. Bluesgetränkt, raukehlig<br />

und fast rabenschwarz füllt sie jeden Song<br />

mit so viel Seele, dass die meisten afroamerikanischen<br />

Designer-R&B-Miezen unendlich<br />

verblassen. Die ehemalige Sängerin der<br />

City Preachers, von Frumpy und Atlantis hat<br />

die letzten Jahre solo oder mit Band unzählige<br />

Live-Alben veröffentlicht, doch dieses<br />

ist ein wirklich Besonderes. Edel wagte mit<br />

ihr gleich eine Doppel-LP in der höchst verdienstvollen<br />

„AAA”-Reihe, direkt im mit 40<br />

gebannten Zuhörern gefüllten Studio live aufs<br />

analoge Zweispurband geschnitten, ohne alle<br />

digitalen Mätzchen oder produktionstechnischen<br />

Aufhübschungen. Meist singt die<br />

Songschreiberin Eigenkompositionen, eignet<br />

sich aber auch Fremdmaterial wie “Angie”<br />

von den S<strong>to</strong>nes an, als wär’s ihr ureigenes.<br />

Ob es an der Sonderklasse und Erfahrung von<br />

Rumpf samt ihren beiden Begleitern Thomas<br />

Biller (Bass) und Joe Dinkelbach (Piano,<br />

Orgel) oder an der Aufnahme oder an allem<br />

zusammen liegt: Hier kommt eine Intensität<br />

rüber, die ihresgleichen sucht.<br />

(edel, 2013, 2 LPs 18 Tracks) lbr<br />

AMERICA<br />

HEARTS<br />

Kein Geringerer als<br />

Sir George Martin,<br />

die graue Eminenz<br />

der Beatles, nahm<br />

für das fünfte Album<br />

von Gerry<br />

Beckley (voc, g),<br />

<strong>GoodTimes</strong> 4/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 47

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