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CD<br />
REVIEWS<br />
einiger seiner Künstler in schlichten, aber<br />
schmucken Boxsets zu vertreiben. Den<br />
Auftakt machen unter anderem Love And<br />
Rockets, deren erste vier, von 1985 bis<br />
1989 erschienenen Alben nun gemeinsam<br />
im günstigen Paket zu erstehen sind. Dazu<br />
kommt noch als fünfte CD ASSORTED!,<br />
die die „Swing”-EP, Singletracks, die<br />
„Bubblemen”-EP, Live-Aufnahmen und<br />
bislang unveröffentlichte Studiostücke<br />
umfasst. Da auf den anderen vier CDs<br />
ebenfalls Bonus-Materialien zu finden<br />
sind, dürfte der Käufer auf einen Schlag<br />
das sämtliche Frühwerk der Bauhaus-<br />
Nachfolgeband erhalten. Daniel Ash,<br />
David J und Kevin Haskins orientierten<br />
sich in den späten 80ern musikalisch<br />
am letzten Bauhaus-Album BURNING<br />
FROM THE INSIDE: Herauskommt dabei<br />
ein immer abwechslungsreicher und<br />
hochqualitativer Mix aus Psychedelic<br />
Rock, Glam, Folk, Reggae, Rock’n’Roll<br />
und Gothic Rock, mit dem die Band in<br />
den Vereinigten Staaten sogar in den<br />
Charts erfolgreich war. Weitere Beggars-<br />
Banquet-Boxsets gibt es übrigens von<br />
Gary Numan und Natasha Atlas.<br />
(Beggars Banquet, 1985, 13/75:07,<br />
1986, 15/70:26, 1987, 13/50:42,<br />
1989, 14/69:44, 2013, 18/79:52) an<br />
BIRTH CONTROL<br />
TWO EGGS – TWO CONCERTS<br />
Am 1. Mai 1977<br />
im<br />
nordhessischen<br />
Korbach<br />
gab Bassist Horst<br />
Stachelhaus<br />
seinen<br />
Einstand bei<br />
den neun Jahre<br />
zuvor gegründeten Krautrock-Pionieren<br />
Birth Control – und brillierte solierend<br />
beim improvisationsschwangeren,<br />
22-minütigen “Meta Ventila<strong>to</strong>r” (“The<br />
Work Is Done” ging über 25 Minuten!),<br />
das bislang nur auf einer Fanclub-Edition<br />
erhältlich war. Experimentierfreudig<br />
<strong>to</strong>bte sich die Band aus, auf die Dauer<br />
nicht immer leicht zu verfolgen. Beim<br />
Gig am 24. März 1983 in der Hamburger<br />
Fabrik stand ein bis auf Sänger/<br />
Drummer Bernd „Nossi” Noske sowie<br />
Gitarrist/Gelegenheits-Leadsänger Bruno<br />
Frenzel (starb wenige Monate später)<br />
komplett umgebautes Line-Up auf<br />
der Bühne, spielte da auch den 1972<br />
entstandenen BC-Klassiker “Gamma<br />
Ray” (15:25). Das Set war etwas griffiger,<br />
durch die zweite Gitarre (Stefan<br />
Linke) etwas rockiger, insgesamt sehr<br />
dynamisch. Der Klang ist für das Alter<br />
der Aufnahmen erstaunlich gut – und die<br />
Doppel-CD dokumentiert die Bedeutung<br />
Birth Controls in der deutschen Rockhis<strong>to</strong>rie<br />
angemessen.<br />
(MiG/Intergroove, 2013,<br />
6/76:55, 12/79:56) pro<br />
NIKKI SUDDEN<br />
THE BOX FROM NOWHERE,<br />
WHO FELL OUT OF THE SKY<br />
Der 2006 im Alter von gerade mal 50<br />
Jahren vers<strong>to</strong>rbene Nikki Sudden war<br />
kein begnadeter Sänger und auch kein<br />
außergewöhnlicher Gitarrist. Dafür war<br />
er ein fortwährend durch die Welt ziehender<br />
und dem wilden Rock’n’Roll-<br />
Lebensstil frönender Singer/Songwriter<br />
in der Tradition von Glam, S<strong>to</strong>nes und<br />
Punk-Rock, der sich vieler Orten, aber<br />
vor allem in Deutschland durch seine<br />
sympathisch-au<strong>the</strong>ntische Art eine<br />
treue Fanbasis erarbeitet hatte. Über die<br />
knapp 30 Jahre seines Wirkens, ob mit<br />
den Swell Maps, den Jacobites, den Last<br />
Bandits oder in Kooperation mit Rowland<br />
S. Howard und Jeremy Gluck, war<br />
Sudden zudem ein fleißiger Besucher<br />
unterschiedlichster Studios. Davon zeugen<br />
die kaum zu überschauende Zahl an<br />
auf verschiedenen Labels erschienenen<br />
Alben und Singles, nun aber auch diese<br />
äußerst liebevoll zusammengestellte und<br />
mit einem 60-seitigen Booklet versehene<br />
Compilation aus insgesamt 110 Tracks.<br />
Diese enthält neben zwei Best-Of-CDs<br />
vier Tonträger mit seltenem oder bisher<br />
gar nicht veröffentlichtem Material. Bis<br />
auf einige frühe Live-Aufnahmen mit<br />
eher schlechterer Aufnahmequalität ist<br />
die Box eine ganz edle Werkschau, bei<br />
der Sudden-Fans aufgrund der Auflage<br />
von nur 2000 Exemplaren schnell zuschlagen<br />
sollten.<br />
(Troubadour/Cargo, 2013, 20/79:35,<br />
16/78:37, 18/76:33, 21/75:23, 13/60:31,<br />
22/75:54) an<br />
RUNRIG<br />
STEPPING DOWN THE GLORY<br />
ROAD<br />
Ihr<br />
40-jähriges<br />
Bestehen<br />
konnten<br />
jüngst die Celtic-<br />
Folk-Rocker Runrig<br />
feiern. Und sie tun<br />
dies mit der 6-CD-<br />
Box, die einen kleinen,<br />
aber entscheidenden Teil ihres (gloriosen)<br />
Erfolgswegs in dieser Zeit hörbar<br />
macht: „The Chrysalis Years 1988–1996”<br />
lautet der Untertitel und macht dadurch<br />
deutlich, dass hier die Zeit mit Sänger<br />
Donnie Munro im Zentrum steht. Der<br />
war von 1974 bis 1997 mit dabei, ehe es<br />
ihn in die (schottische) Politik zog. Fünf<br />
Studio-Alben und zwei Live-CDs veröffentlichten<br />
Runrig in der Zeit bei dem<br />
einstigen Kultlabel Chrysalis. Die sind in<br />
der Box ebenso komplett enthalten wie<br />
Non-Albumtracks von Singles und EPs.<br />
Diese umfassende Sammlung verdeutlicht<br />
einerseits, dass Runrig wie praktisch<br />
alle Acts Höhen und gelegentliche Tiefen<br />
in Sachen Kreativität durchmachten. Andererseits<br />
belegt sie aber auch, dass die<br />
Band um die Brüder Rory und Calum<br />
MacDonald zahlreiche hymnenartige<br />
Songs (meist englisch, aber auch gälisch<br />
gesungen) schuf, an die man sich gerne<br />
wieder erinnert: “Alba”, die Hymne auf<br />
Schottland schlechthin, “Hearts Of Golden<br />
Glory”, “Amazing Things”, “Abhainn<br />
An T-Sluaight”, “Loch Lomond”,<br />
“News From The West” oder “The<br />
Greatest Flame”. Breitwandsound, aber<br />
auch Akus tiknummern – Runrig lieferten<br />
alles und erspielten sich so eine überaus<br />
treue Anhängerschar, vor allem auch in<br />
Deutschland, wo die Band konstant live<br />
aktiv war/ist. Die dürften den Inhalt der<br />
Box schon haben, aber aus Gründen des<br />
Komplettsammelns zugreifen. Wer Runrig<br />
kennen lernen will, kann dies für einen<br />
angemessenen Preis mit dieser Sammlung<br />
nun tun. Auch dank eines umfassend informativen<br />
Booklets.<br />
(EMI/Universal,<br />
2013, 6 CDs) pro<br />
HUEY LEWIS & THE NEWS<br />
SPORTS<br />
Kaum zu glauben,<br />
dass es schon wieder<br />
30 Jahre her ist,<br />
dass Huey Lewis<br />
und seine News mit<br />
SPORTS und den darauf<br />
enthaltenen Hits<br />
“The Heart Of Rock’n’Roll”, ”Heart And<br />
Soul”, ”I Want A New Drug” und ”If This<br />
Is It” abräumten. Die Band arbeitete schon<br />
im Studio sehr präzise, doch ihre Stärken<br />
kamen auf der Bühne erst so recht zur Geltung.<br />
Das demonstrieren die Tracks der<br />
Bonus-CD der reichhaltig bestückten „30th<br />
Anniversary Deluxe Edition” eindrucksvoll,<br />
bieten sie doch teils fast schon ausufernde,<br />
stets mitreißende konzertante Fassungen<br />
der Songs. Wobei nicht verschwiegen sei,<br />
dass die letzten beiden Nummern “You<br />
Crack Me Up” und “Honky Tonk Blues” im<br />
Studio neu eingespielt wurden und zeigen,<br />
dass Lewis und seine News es immer noch<br />
bestens können. SPORTS – das war und ist<br />
ein Album ohne Füller, Mainstream der besseren<br />
Art mit Substanz und hohem Wiedererkennungswert.<br />
(Universal, 1983, 9/37:38,<br />
9/50:49) pro<br />
Rock<br />
DAVE DAVIES<br />
I WILL BE ME<br />
Nach einem Schlaganfall<br />
2004 war Ex-<br />
Kinks-Gitarrist Dave<br />
Davies so stark eingeschränkt,<br />
dass musikalische<br />
Aktivitäten<br />
nicht mehr möglich<br />
waren. Inzwischen ist iterfreulicherweise eine<br />
deutliche Besserung eingetreten. Anfang Juni<br />
2013 hat er nach neunjähriger gesundheitlicher<br />
Zwangspause erstmals wieder eine kleine<br />
USA-Tour unternommen. Allerdings waren<br />
seine Darbietungen recht desolat, und es wäre<br />
besser gewesen, wenn er sich diese Tor<strong>to</strong>ur<br />
erspart hätte. Mit I WILL BE ME legt Dave<br />
Davies jetzt auch ein neues Studio-Album vor.<br />
Für den Instrumentalteil hat er bekannte Gastmusiker<br />
verpflichtet (darunter Chris Spedding,<br />
The Jayhawks, Anti-Flag und Oli Brown).<br />
Die Songs sind überwiegend krachend rockig,<br />
so, wie man es aus seinen besten Zeiten und<br />
vorherigen Soloveröffentlichungen gewohnt<br />
ist. Allerdings mangelt es an wirklich guten<br />
Kompositionen, und so versinkt das Album<br />
schnell in Eintönigkeit. Davies’ Gesang ist<br />
unter Berücksichtigung der gesundheitlichen<br />
Einschränkungen so einigermaßen – ein guter<br />
Sänger war er ja nie. Am eindrucksvollsten<br />
sind noch die Titel, deren Melodien am ehesten<br />
an die großen Kinks-Zeiten erinnern: “Little<br />
Green Amp” mit textlichen Reminiszenzen an<br />
die frühen Kinks, “Midnight In L.A.”, “When<br />
I First Saw You” und “Remember The Future”.<br />
(Purple Pyramid, 2013, 13/64:25) p<br />
<strong>GoodTimes</strong> 4/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 45