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GoodTimes - Music from the 60s to the 80s Mick Jagger (Vorschau)

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später mit riffbe<strong>to</strong>ntem<br />

Dampframmen-Material<br />

hielten, statt mit langen<br />

Jazz-orientierten<br />

Jamsessions.<br />

Die 70er waren das<br />

Jahrzehnt des<br />

Südstaaten-Rock. Die<br />

Allman Bro<strong>the</strong>rs hatten<br />

die Formel vorgegeben<br />

– und alle, die nach ihnen<br />

kamen, variierten<br />

Barefoot Jerry<br />

sie. Viele Elemente blieben<br />

trotz unterschiedlicher i h Inkarnationen erhalten und wurden zu Bestandteilen,<br />

durch die sich Sou<strong>the</strong>rn-Bands von anderen Rockcombos unterschieden. Das<br />

beginnt bei der kraftstrotzenden Rhythmusgruppe, die – wie bei den Allmans<br />

– nicht selten aus zwei Schlagzeugern bestand. Ohne Piano oder Keyboard, dessen<br />

Verwalter jazzige Läufe zu spielen verstehen musste, ging es kaum. Und die<br />

Gitarrenfront setzte sich tunlichst aus drei Sechssaitern zusammen – ein einsamer<br />

Gitarrenvirtuose war praktisch tabu.<br />

Die Triple Axe war auch das Markenzeichen der Band, die das Genre auf<br />

einen kommerziellen Zenit führte: Lynyrd Skynyrd. Die S<strong>to</strong>ry über den<br />

Lehrer Leo nard Skinner, der einige Gründungsmitglieder der Gruppe zu Schulzeiten<br />

reglementierte und deshalb Pate des ungewöhnlichen Namens war, ist<br />

oft genug erzählt worden. Ebenso häufig taucht aber auch das Missverständnis<br />

in der Wahrnehmung der Fans auf, Lynyrd Skynyrd hätten Rassismus propagiert.<br />

Im Gegenteil: Sänger Ronnie Van Zant bezeichnete es einmal als paradox,<br />

Sou<strong>the</strong>rn-Rock-Fan und Rassist<br />

zu sein. Allerdings dürfte<br />

ausgerechnet der größte Hit<br />

der Band, "Sweet Home Alabama",<br />

wesentlich zum Vorurteil<br />

gegenüber Lynyrd Skynyrd<br />

beigetragen haben. In dem<br />

Stück reagieren sie mit einem<br />

Augenzwinkern auf die Neil-<br />

Young-Songs "Alabama" und<br />

"Sou<strong>the</strong>rn Man", in denen die<br />

alten Klischees rasisstischer<br />

Hinterwäldler und brennender<br />

Kreuze bemüht werden. Für<br />

Van Zant ein Unding. Sein<br />

Selbstverständnis basierte auf<br />

Offenheit. Er musizierte mit<br />

Indianern, soff mit Schwarzen<br />

– und liebte seine Heimat. Und<br />

die wurde verteidigt. Im Falle<br />

von "Sweet Home Alabama"<br />

mit jener Coolness, die den<br />

Lynyrd Skynyrd<br />

Lynyrd-Skynyrd-Frontmann<br />

<strong>GoodTimes</strong> 4/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> Seite 71<br />

Obwohl der Sänger und auch die Gitarristen Allen Collins, Ed King und Gary<br />

Rossing<strong>to</strong>n nicht nachließen, ihre Blueseinflüsse zu be<strong>to</strong>nen, hatte das eigene<br />

Material meist einen Country-Einschlag. Die gänsehäutenden, manchmal<br />

episch angelegten Melodien passten perfekt zu den harten Gitarrenakkorden.<br />

Verwoben mit der Schwermut des Südstaatlers, der es so wunderbar versteht,<br />

bittersüße Geschichten zu erzählen, entstanden Songs wie "Simple Man" und<br />

"Freebird", eine Hommage an den bei einem Mo<strong>to</strong>rradunfall ums Leben gekommenen<br />

Duane Allman.<br />

Das Ende der goldenen Sou<strong>the</strong>rn-Rockära wird häufig mit dem Flugzeugabsturz<br />

am 20. Ok<strong>to</strong>ber 1977 in Verbindung gebracht, bei dem drei Mitglieder<br />

von Lynyrd Skynyrd ums Leben kamen. Sie waren auf dem Weg nach Ba<strong>to</strong>n<br />

Rouge, Louisiana, als die<br />

Maschine in einen Wald<br />

rauschte. Ronnie Van<br />

Zant, Steve Gaines (g)<br />

und Cassie Gaines (back<br />

voc) starben, der Rest<br />

überlebte verletzt. Die<br />

Tragödie führte nicht nur<br />

zum Zusammenbruch der<br />

Band, vielmehr wurde<br />

die gesamte Südstaaten-<br />

Rockszene durcheinandergewirbelt.<br />

Während<br />

einige Musikerkollegen<br />

wie gelähmt reagierten,<br />

versuchten andere, die<br />

entstandene Lücke zu füllen.<br />

Mo y Hatchet<br />

Molly Hatchet etwa galten anfangs als legitime<br />

Nachfolger Lynyrd Skynyrds. Als 1978<br />

ihr Debüt erschien, zogen es die Verkäufe fast bis<br />

in die Top 50 der Album-Charts. Bis heute hat<br />

es Platin eingefahren – und es klang verdammt<br />

nach den abgetretenen Königen des Sou<strong>the</strong>rn<br />

Rock. Vor allem die ausufernden, hochmelodiösen<br />

Gitarrenduelle wurden von Beginn an zum Markenzeichen<br />

der Band aus Jacksonville, Florida. FLIRTIN' IN' WITH<br />

DESASTER<br />

(1979) hievte Molly Hatchet in die Top 20 und schien sämtliche Vorschusslorbeeren<br />

zu bestätigen. Als jedoch Sänger Danny Joe Brown die Gruppe zum<br />

ersten Mal verließ und auf der so wichtigen dritten Scheibe, BEATIN' THE<br />

ODDS, mit dem neuen Shouter Jimmy Farrar die Musik härter wurde, ließ der<br />

Höhenflug nach. Zwar war die Landung sanft (drei weitere Alben verkauften<br />

sich bis 1984 weiterhin beachtlich), eine Popularität wie in ihren Anfangstagen<br />

erreichten Molly Hatchet aber nie wieder.<br />

Alles am unglücklichen Zeitpunkt des Sängerwechsels oder an den Verschiebungen<br />

der stilistischen Präferenzen festzumachen, ist vermutlich<br />

zu kurz gegriffen. Vielmehr brachten die 80er sowohl musikalisch als auch<br />

im Lebensgefühl Umbrüche mit sich. Allein die Country-Musik, an deren<br />

Zuspruch die Sou<strong>the</strong>rn-Rockszene immer irgendwie mit dranhing, verän-<br />

auszeichnete – von zu vielen als Arroganz missinterpretiert. Darüber hinaus ist es derte sich radikal. Betrachtet man den unglaublichen Erfolg der – wenn auch musikalisch<br />

hochwertigen – aalglatten Alabama mit über zwei Dutzend Nummer-eins-<br />

völlig unmöglich, Charaktere wie Van Zant in starre Rechts-Links-Raster einpassen<br />

zu wollen. Solche Kategorisierung widersprach den Freigeistern von Lynyrd Hits in den Country-Charts, wird deutlich: Die Zeit der nach Pferdemist stinkenden<br />

Skynyrd völlig. Dazu später mehr.<br />

und Whiskey saufenden Cowboys war vorbei.

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