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Nachruf: RAY MANZAREK<br />
Das<br />
Paradies<br />
auf Erden<br />
Er kam aus Chicago, Illinois,<br />
und behielt den Blues auch<br />
im Blut, nachdem er 1960 in<br />
Los Angeles ansässig geworden<br />
war. Fünf Jahre später<br />
formierte Ray Manzarek<br />
mit Jim Morrison, Robbie<br />
Krieger und John Densmore<br />
eine der nachhaltigsten US-<br />
Bands der Rockgeschichte.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Helmut Ölschlegel<br />
The Doors, das war von Beginn an immer auch<br />
der Mann an den Tasten, der zugleich als<br />
Bassist fungierte. Manzarek, Jahrgang g 1939,<br />
prägte nicht nur den Sound des<br />
Quartetts mit seinen wuchtigen<br />
und auch mal schwermütigen<br />
Orgelklängen. Er behielt außerdem<br />
Live-Auftritte des Quartetts<br />
im Griff, wenn der singende<br />
Frontmann Morrison mal<br />
wieder exzessiv ausrastete.<br />
Manzarek, lange agil geblieben, kümmerte dieser<br />
Konflikt wenig. Er lebte in der musikhis<strong>to</strong>risch<br />
bedeutungsvollen San Francisco Bay Area, trug als<br />
Manzarek war es auch, der<br />
die Doors-Erbengemeinschaft<br />
über Jahrzehnte wirtschaftlich<br />
erfolgreich am Leben erhielt.<br />
Immer wieder tauchte Material<br />
auf, obwohl die Band in der legendären<br />
Urbesetzung lediglich<br />
bis 1971 existierte. Auch live ließ<br />
... als das Feuer<br />
der Sohn polnischstämmiger<br />
noch brannte<br />
Einwanderer die Doors lange<br />
Zeit nicht ruhen: Noch bis 20122 traten er und Gi-<br />
trendimmuner Alt-Hippie bevorzugt Batikhemden<br />
tarrist Krieger als „Ray Manzarek And Robby Krieger<br />
und indische Pumphosen; Manzarek gab gern weiterhin<br />
esoterische<br />
Brock, Manzarek und Krieger<br />
Weisheiten von<br />
sich und bestand<br />
stets auf dem „Mythos<br />
Doors". „Ich<br />
glaube nicht, dass<br />
sich am Stellenwert<br />
unserer Band<br />
irgendetwas geändert<br />
hat”, meinte<br />
er 2004 in einem<br />
Interview: „Doors-<br />
Songs leben damals<br />
Of The Doors" auf – was zu einem Rechtsstreit t mit<br />
wie heute von einem äußerst merkwürdigen inneren<br />
Frieden, von einer Vision, von diesem ‚break on<br />
Drummer John Densmore um die Verwendung des<br />
Namens führte.<br />
through <strong>to</strong> <strong>the</strong> o<strong>the</strong>r side'. Das lag sicher in erster<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Linie in der Person Jim Morrisons begründet. Für<br />
mich war er ein Magier, ein revolutionärer Künstler<br />
durch und durch. Um auf die ‚andere Seite' zurückzukommen:<br />
Der Tod ist nicht das Ende, und der Tod<br />
ist schon gar nicht grauenvoll. Tod ist gleichbedeutend<br />
mit ‚Frieden', mit der Loslösung von sämtlichen<br />
Verpflichtungen<br />
durch die Gesellschaft, mit<br />
der absoluten Ruhe. Auch<br />
das habe ich gelernt, als<br />
ich mir in all den Jahren<br />
immer wieder Doors-Titel<br />
anhörte – und ich denke,<br />
diese friedliche Botschaft<br />
ist ungebrochen und so<br />
aktuell wie eh und je."<br />
Auch wenn seine Solo-<br />
Alben wie THE GOLDEN<br />
SCARAB, GOLDEN DAYS<br />
DIAMOND NIGHTS und<br />
CARMINA BURANA keine<br />
Verkaufsrenner wurden<br />
– in Erinnerung bleibt<br />
ein exzellenter<br />
Organist und<br />
kompetenter<br />
Teamplayer, der<br />
die Doors stets<br />
auf Kurs hielt.<br />
Manzarek starb<br />
am 20. Mai an<br />
Krebs in einer Rosenheimer Spezial lklinik.<br />
ik<br />
Er war bis zuletzt der festen Überzeugung:<br />
„Wären alle Menschen Künstler und<br />
hätten Lust darauf, sich selbst künstlerisch<br />
auszudrücken, würden wir so etwas wie<br />
das Paradies auf Erden vorfinden. Wer weiß, vielleicht<br />
kommt das ja noch …"<br />
Michael Fuchs-Gamböck<br />
Seite 26 ■ <strong>GoodTimes</strong> 4/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>