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GoodTimes - Music from the 60s to the 80s Mick Jagger (Vorschau)

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Wie der<br />

Sou<strong>the</strong>rn<br />

Rock<br />

Süden Vergeltung übt<br />

Rock, Pop, Beat, Punk usw. – die Geschichte der modernen<br />

Unterhaltungsmusik ist reich an Facetten.<br />

Stilbezeichnungen überfluten spätestens seit den<br />

60er Jahren den medialen Raum. Manchmal sind Begriffe<br />

aus einer Jugend-Subkultur heraus entstanden,<br />

manchmal spontan bei einem Interview von Musikern<br />

erfunden worden. Verstärkt seit den 80ern haben Kategorisierungen<br />

allerdings häufig ihren Ursprung in<br />

Verkaufsstrategien von Plattenfirmen oder entspringen<br />

der Fantasie von Musikjournalisten, die sich lange<br />

Beschreibungen ersparen wollten oder einfach nach<br />

Synonymen suchten. Einige dieser Musikstile, die<br />

manchmal nur für kurze Zeit zum Hype wurden oder<br />

aber es nie zum Massenphänomen brachten, stellt<br />

<strong>GoodTimes</strong> in einer Serie vor.<br />

Es ist paradox: Zwar sind alle bekannten Musikgenres die Ergebnisse längerer<br />

Entwicklungsprozesse, trotzdem gibt es praktisch zu jedem Stil<br />

ein Album, das die Geburtsstunde des jeweiligen Begriffs markiert. Beim<br />

Sou<strong>the</strong>rn Rock – oft auch als Südstaaten-Rock bezeichnet – fokussieren<br />

sich sämtliche Definitionen auf das Debütalbum der Allman Bro<strong>the</strong>rs Band (1969).<br />

Dabei schwitzt es vor allem den damals gerade angesagten Blues Rock – und<br />

Canned Heat waren gar nicht so weit entfernt.<br />

Das Besondere an den Allmans waren<br />

die wie Jazz-Jams angelegten Passagen, in<br />

denen Duane Allman plötzlich mit der Slidegitarre<br />

beseelte Melodien spielte. Die waren<br />

von einem anderen Kaliber als das manchmal<br />

etwas tumbe Geschrote vieler Bluesklampfer.<br />

"Dreams" ist das Paradebeispiel für alles, was<br />

im zu Ende gehenden Aufbruchsjahrzehnt<br />

das Sou<strong>the</strong>rn-Rock-Genre definierte.<br />

Sou<strong>the</strong>rn Rock kann allerdings nicht losgelöst<br />

von den gesellschaftspolitischen<br />

Entwicklungen in den USA gesehen werden.<br />

Brandon P. Keith von der University<br />

Of South Florida begründet in der wissenschaftlichen<br />

Analyse "Sou<strong>the</strong>rn rock music<br />

as a cultural form" die Entstehung des<br />

Genres mit dem Versuch junger Rockmusiker<br />

aus den Südstaaten der USA, den durch die<br />

Bürgerrechtsbewegungen entstandenen Veränderungen Rechnung zu tragen. Im<br />

Affront zur Elterngeneration transportierten Texte und musikalische Mittel eine<br />

andere Sicht auf die Rassenfrage. Die Allmans demonstrierten das mit schwarzen<br />

Musikern in der Band. Jai Johanny Johanson (Jaimoe) spielte hier Schlagzeug<br />

und tauchte später noch einmal bei den völlig unterbewerteten und kaum bekannten<br />

Sea Level auf: Denen fehlte zwar der Dreck unter den Fingernägeln, aber<br />

sie kamen mit ihrer Mischung aus Westcoast und Jazz-Rock den Allman Bro<strong>the</strong>rs<br />

ziemlich nahe. Gleichzeitig wurden laut Brandon P. Keith mit dem Sou<strong>the</strong>rn Rock<br />

aber auch die regionalen Eigenheiten be<strong>to</strong>nt – Patriotismus schrieben selbst die<br />

liberaler denkenden Rockmusiker groß. Und das ist für US-amerikanische Verhältnisse<br />

durchaus kein Widerspruch. Erst recht nicht für Südstaatler.<br />

Bis heute wirkt der Bürgerkrieg nach. Anders als in der europäischen Lesart<br />

angenommen, ging es in dem bewaffneten Konflikt keineswegs vordergründig<br />

um die Befreiung der Schwarzen aus der Sklaverei. Wie so oft in<br />

der Politik wurde das Thema instrumentalisiert, um Emotionen auszulösen und<br />

gewisse Bevölkerungsschichten zu mobilisieren. Die Ursachen für das unerbittliche<br />

Schlachten zwischen den Nord- und Südstaaten der USA ist vielmehr in<br />

wirtschaftlichen Interessen und machtpolitischen Einordnungen zu suchen.<br />

Dass dabei die heute als moralisch fortschrittlicher dargestellten Yankees in den<br />

nach Selbstbestimmung strebenden Südstaaten ganze Landstriche verheerten,<br />

rechtfertigte auch die angebliche Befreiung der Sklaven nicht. Tod, Verlust und<br />

Demütigung sind wiederkehrende Kern<strong>the</strong>men, die sich in Literatur und Lyrik<br />

von zum Beispiel aus Alabama, Arkansas, Georgia oder Louisiana stammenden<br />

Au<strong>to</strong>ren und Musikern finden.<br />

Womit man wieder beim Sou<strong>the</strong>rn<br />

Rock wäre, der mit Beginn der<br />

70er Jahre durch immer stärker werdende<br />

Country-Einflüsse sein eigentliches Gesicht<br />

bekam. Zum Beispiel Barefoot Jerry aus<br />

Nashville, Tennessee und deren Debüt SOU-<br />

THERN DELIGHT (1971) oder die im selben<br />

Jahr erschienene erste LP von Wet Willie aus<br />

Mobile, Alabama. Beide Bands waren hörbar<br />

vom Country-Rock geprägt; Barefoot<br />

Jerry sicher deutlicher, allerdings stießen<br />

vor allem die in Wet Willies ausgeflippten<br />

Funk-Rock verborgenen, harmonischen<br />

Country-Gesangslinien neue Türen auf.<br />

1971 betraten auch ZZ Top die Bildfläche.<br />

Die am Hard Rock orientierten, Blues-getränkten<br />

Songs der Cowboys bereiteten den<br />

Boden für weitere Schwergewichte, die es<br />

Seite 70 <strong>GoodTimes</strong> 4/2013 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>

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