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GoodTimes - Music from the 60s to the 80s Mick Jagger (Vorschau)

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Perfekte Illusion<br />

Savoy Theatre, London<br />

Beatles, immer wieder Beatles. Der mediale Overkill ist bekannt: Coverbands<br />

spielen an jeder Milchkanne und so genannte <strong>Music</strong>als mit den Fab Four bzw.<br />

ihrer Musik laufen an Provinz<strong>the</strong>atern. Die Londoner Produktion "<br />

Let It Be",<br />

derzeit in Deutschland unterwegs, ist allerdings eine Show, die selbst Skeptiker<br />

noch einmal in die Schauspielhäuser ziehen sollte.<br />

Im Londoner West End feiert das<br />

zweistündige Konzert – denn vor<br />

allem das ist es – im Savoy Theatre<br />

seit Monaten Riesenerfolge. Und<br />

da war es eigentlich nur eine Frage<br />

der Zeit, bis man es mit einem<br />

Tross für einen Testlauf aufs Festland<br />

schickte.<br />

Der Beginn des Live-Marathons ist<br />

eher hausbacken, man hat das so<br />

irgendwo schon mal gesehen. Vier<br />

Typen – gekleidet, frisiert und ausgerüstet wie die Beatles – geben<br />

ihre einst für Ohnmachtsanfälle sorgenden Melodiewunder zum Besten.<br />

Der Lennon-Darsteller steht be<strong>to</strong>nt breitbeinig hinterm Mikro,<br />

das Paul-McCartney-Double wackelt unentwegt kokett mit dem Kopf,<br />

der „neue" George Harrison hat wie das Original einen Kleiderbügel<br />

im Anzug, und Ringo rotiert über die Felle, als wäre er heillos unterfordert.<br />

Auch Bühnenaufzug Nummer zwei gehört zum Standard<br />

jeder halbwegs guten Beatles-Tribute-Veranstaltung: das Konzert in<br />

der Royal Albert Hall vor der Königsfamilie nebst Lennons Spruch vom<br />

Juwelen-Geklimper.<br />

Fo<strong>to</strong>: © BB Promotion<br />

Fo<strong>to</strong>: © BB Promotion<br />

Was einen allerdings danach erwartet, sprengt bisher Dagewesenes. Schon jene<br />

Szenen, die das Quartett bei seinen Auftritten im New Yorker Shea Stadium zeigen<br />

sollen, beeindrucken durch die Fusion von Liveband mit Bühnendeko, Filmaufnahmen<br />

und O-Tönen. Plötzlich sind da nicht nur vier Schauspieler mit Beatles-<br />

Gehabe, die Illusion beginnt zu wirken. Ist die Band dann in den psychedelischen<br />

Jahren angekommen und die Bühne in dreidimensionalen Halluzinationen<br />

versunken, gerät der Zeitsprung vollkommen. Jetzt sind<br />

es die Beatles, und dass sie ihre Songs live mit ellenlangen Instrumentalimprovisationen<br />

anreichern, ist da nur logisch. "A Day In The<br />

Life" wird zu einem Klanggebirge, dass man sich vor Faszination<br />

die Nägel zerbeißen möchte. Auch die Kommunikation mit dem<br />

Publikum ändert sich. Da wird nicht mehr rezitiert, sondern frei der<br />

Dialog gesucht: ja, so wäre es vermutlich gewesen. Damals.<br />

Perfekt machen diese Reise Könner wie die <strong>Music</strong>al-erprobten<br />

James Fox als Paul McCartney oder Reuven Gershon als John Lennon.<br />

Sämtliche Beatles<br />

haben Mehrfachbesetzungen,<br />

alle sind hochkarätig.<br />

Im Kölner <strong>Music</strong>al Dome<br />

ist „Let It Be" vom 20. bis<br />

25. August, in der Frankfurter<br />

Alten Oper vom 27.<br />

August bis 1. September<br />

zu sehen.<br />

Jens-Uwe Berndt<br />

<strong>GoodTimes</strong> 4/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 23

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