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GoodTimes - Music from the 60s to the 80s Mick Jagger (Vorschau)

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! REVIEWS<br />

HIGHLIGHTS<br />

CD<br />

PAUL ROSE<br />

DOUBLE LIFE<br />

Manchmal geschehen ja wirklich Wunder,<br />

mit denen niemand rechnet. So widerfuhr<br />

es dem englischen Gitarristen Paul Rose im<br />

vergangenen Jahr. Da arbeitete der 47-Jährige<br />

an seinem nächsten Album WHITE MOUN-<br />

TAIN ROAD, als wie aus dem Nichts das<br />

Angebot hereinschneite, in Los Angeles mit<br />

dem Produzenten John Wooler aufzunehmen,<br />

der schon mit Van Morrison, Charlie Watts,<br />

John Lee Hooker, John Hammond und Gary<br />

Moore gearbeitet hat. Wooler organisierte es,<br />

dass einige wahre Größen der US-Blues<br />

und -R&B-Szene im Studio zu Rose stießen.<br />

Herausgekommen ist dabei DOU-<br />

BLE LIFE, ein begeisterndes Album, auf<br />

dem der Brite keine einzige eigene Songkreation<br />

ertönen lässt, sondern sich mehr<br />

oder weniger bekannte Fremdvorlagen<br />

vornahm und auf ganz eigene Weise neu<br />

interpretierte. Terry Evans aus Ry Cooders<br />

Band, der zuletzt mit Hans „Euro Bluesman”<br />

Theessink gearbeitet hatte, singt<br />

ebenso beseelt wie Sweet Pea Atkinson,<br />

der einst Vokalist von Was (Not Was) war,<br />

oder der langjährige Rolling-S<strong>to</strong>nes-Backingsänger<br />

Bernard Fowler. Und mit Raffia<br />

Ford (Gloria Estefan, Melissa E<strong>the</strong>ridge) ist<br />

zwischendurch auch eine weibliche Leadstimme<br />

zu hören. Rose, der von sich selbst<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

sagt, nicht der begnadetste Sänger zu sein,<br />

konzentrierte sich diesmal nur auf seine sechs<br />

Saiten. Die stellte er dabei jeden Augenblick<br />

in den Dienst des jeweiligen Songs, ohne dabei<br />

allerdings auf einige Gitarrenfeuerwerke<br />

sowie beseelt angestimmte getragene Schleichersolos<br />

zu verzichten. Dazu kamen so versierte<br />

wie routinierte, dabei aber inspiriert<br />

agierende Begleiter wie Drummer Richie<br />

Morales (Brecker Bro<strong>the</strong>rs, Al di Meola),<br />

Gitarrist Randy Jacobs [Was (Not Was), Boneshakers,<br />

Stevie Wonder, Ringo Starr, El<strong>to</strong>n<br />

John], der als Studiobassist vielgefragte Kenny<br />

Hutchison sowie Keyboarder Tio Banks<br />

[Duran Duran, Was (Not Was)].<br />

Mit einer ungemein groovenden Neufassung<br />

von James Browns “Cold Sweat” (verfasst<br />

von Pee Wee Ellis; Vocals: Atkinson) geht<br />

es los, wobei Rose (einst von Rory Gallagher<br />

als eines der größten UK-Talente geadelt)<br />

mit seinem Solo einige rockige Untertöne<br />

setzt, die Nummer nach vorne drückt und<br />

entfernt an Stevie Ray Vaughan<br />

erinnert. Big Joe Turners “Honey<br />

Hush” gewinnt durch Fords<br />

Stimme und die wuchtig vorwärtsstürmende<br />

Instrumentalabteilung<br />

eine ganz eigene Note, während<br />

“Let’s Straighten It Out” (Benny<br />

Latimore; Vocals: Atkinson) ) für<br />

balladeske Entspannung steht und<br />

Luft holen lässt, ehe wieder auf<br />

die Energietube gedrückt wird.<br />

Danach prägt Fowler “Drowning The Sea<br />

Of Love” (Gamble/Huff) mit seinem entspannten,<br />

souligen Vortrag und sorgt für eine<br />

weitere Genre-Ergänzung. “Crazy About You<br />

Baby” hatte einst Ike Turner geschrieben –<br />

hier erinnert die Gitarre von Rose des Öfteren<br />

an CCR/John Fogerty und trägt so zu einer<br />

eingängigen Rockkomponente bei. “Dark<br />

End Of The Street” (Penn/Moman) kommt<br />

vorsichtig gospelig (Evans!) und lädt förmlich<br />

zu relaxtem Lauschen ein.<br />

“Ball And Chain” (Jacobs/Kelly) hingegen<br />

wartet mit einem satten blues-rockigen<br />

Shuffle auf, und Atkinson röhrt heftig. Der<br />

Stax-Klassiker “(If Loving You Is Wrong)<br />

I Don’t Want To Be Right” wird geradezu<br />

leidenschaftlich angestimmt – es handelt<br />

sich um die gefühlvollste Nummer des Albums.<br />

“Just A Little<br />

Bit” (Gordon) weckt<br />

Assoziation in Richtung<br />

Albert Collins.<br />

Als regelrechter Shuffle-Schöpfer<br />

entpuppt<br />

sich Terry Evans mit<br />

dem von ihm geschriebenen<br />

“Uphill Climb”,<br />

ehe zum Ausklang das<br />

eigentlich völlig ausgenudelte<br />

dl “S<strong>to</strong>rmy Monday” von T-Bone<br />

Walker fast zehn Minuten erst zerlegt, dann<br />

wieder zusammengesetzt, neu belebt und um<br />

überraschende Facetten ergänzt wird. Und<br />

das vor allem durch das Zusammenspiel von<br />

Gitarre und Stimmen.<br />

Mit DOUBLE LIFE ist Rose ein glänzendes<br />

Werk gelungen, mit dem in dieser Form wohl<br />

niemand gerechnet hat. Natürlich leugnet er<br />

seine britischen Blues-Rockwurzeln nicht,<br />

aber er lässt an seinem musikalischen Bäumchen<br />

weitere Stiläste austreiben. Klasse!<br />

(Mita/Rough Trade, 2013, 11/61:54) pro<br />

DVD<br />

ALVIN LEE &<br />

TEN YEARS LATER<br />

LIVE AT ROCKPALAST<br />

BOX<br />

MOODY BLUES<br />

TIMELESS FLIGHT –<br />

THE JOURNEY CONTINUES<br />

In der dritten der längst legendären<br />

„Rockpalast”-Nächte war Woods<strong>to</strong>ck-<br />

Heros Alvin Lee am Start. Nachdem seine<br />

Solo-Alben unter eigenem Namen in nicht<br />

gerade berauschenden Stückzahlen über<br />

die Ladentische gegangen waren, hatte er<br />

sich auf seine alte Band Ten Years After<br />

besonnen, deren Namen aber der Ehrlichkeit<br />

halber von After in<br />

Later geändert. Schließlich<br />

hatte er in der Triobesetzung<br />

mit Drummer Tom<br />

Comp<strong>to</strong>n und Bassist <strong>Mick</strong><br />

Hawksworth neue, erstklassige<br />

Mitstreiter an seiner<br />

Seite, mit denen er am 6.<br />

Dezember 1978 in der Essener<br />

Gruga-Halle kräftig<br />

einheizte. Zurück in die<br />

Zeiten mit hart treibendem Rock’n’Roll<br />

samt Blues-Verwurzelung trieb es Lee, der<br />

sich auf seinen sechs Saiten inspiriert und<br />

spielfreudig wie lange nicht mehr aus<strong>to</strong>bte,<br />

was die trotz des hohen Alters recht ansprechenden<br />

TV-Bilder (von den WDR-Originalen<br />

remastert) immer wieder anschaulich<br />

machen. Ebenso, dass Lee trotz mancher<br />

Bedenken in Sachen TV-Auftritt im Vorfeld<br />

richtig Bock auf Rock hatte. Für das Fundament<br />

sorgten Comp<strong>to</strong>n und Hawksworth,<br />

sowohl bei der neunminütigen Fassung von<br />

“I’m Going Home” (gnadenlos/grausam<br />

vor allem auf der Audio-CD: der Schnitt<br />

bzw. die Überblendung zu “Choo Choo<br />

Mama”) als auch bei den durchaus origi-<br />

nellen Fassungen von “Hey Joe”, “Help<br />

Me” (Sonny Boy Williamson) und den damals<br />

vom WDR nicht mehr live gesendeten<br />

Zugaben in Form der Cover-Versionen<br />

“Rip It Up”, “Sweet Little Sixteen” und<br />

“Roll Over Beethoven”.<br />

Von der damals aktuellen LP RIDE ON<br />

waren mit “Gonna Turn You On” (ebenso<br />

passender wie zutreffender<br />

Show-Opener) und “Ain’t<br />

Nothing Shakin’” (mit<br />

Drumsolo) lediglich zwei<br />

Songs vertreten, offenbar<br />

wollte Lee auf Nummer sicher<br />

gehen, um die 10.000<br />

Zuschauern vor der Bühne<br />

(und Millionen vor den TV-<br />

Geräten in fast ganz Europa)<br />

auch wirklich mitzureißen.<br />

Was ihm ja schließlich auch glänzend<br />

wie locker gelang.<br />

Liner-Notes gibt’s im aufwändig gestalteten<br />

Paket sowohl auf Englisch (Michael<br />

Heatley) als auch auf Deutsch (Uli Kniep).<br />

Da ist es auch hinnehmbar, dass es auf der<br />

DVD (identisch mit der beigefügten CD)<br />

keinerlei Bonus-Material gibt. Insgesamt<br />

ein rundum gelungenes Gesamtpaket für<br />

die heimische Glotze und den CD-Player<br />

im Au<strong>to</strong> – bei Letzterem muss man allerdings<br />

darauf achten, sich nicht zu sehr mitreißen<br />

zu lassen und die Geschwindigkeitsvorschriften<br />

einzuhalten.<br />

(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 2013,<br />

DVD: 69 Min. CD:10/63:29) pro<br />

R k’ ’R ll ß W ih j<br />

Selbst wenn nach “Go Now” 1965 und ”Nights<br />

In White Satin” 1967 Schluss gewesen wäre,<br />

der Moody-Blues-Sound hätte sich für Jahrzehnte<br />

eingeprägt. Balladen, Sinfonisches mit<br />

R&B und Rock, bester Satzgesang. Die neuen<br />

Bosse Jus tin Hayward (voc, g) und John<br />

Lodge (b, voc) halfen, die alte Band Denny<br />

Laines abzuwickeln. Für sie<br />

begann die His<strong>to</strong>rie erst mit<br />

dem per Tonbänder Streicher<br />

generierenden Mellotron-Keyin<br />

die<br />

Moodies brachte – auch<br />

board, das Mike Pender<br />

Flötist Ray Thomas<br />

und Drummer Graeme<br />

Edge zogen mit. Wer<br />

ahnte, dass eine derart<br />

kreative, konsistente und<br />

kolossale Bandeschichte<br />

ihren Weg nehmen würde?<br />

Sie hätte nicht besser aufbereitet werden<br />

können als hier – elf CDs und sechs DVDs<br />

sowie einem 140-seitigen Prachtband, der<br />

die Moody Blues in wunderbarem Layout,<br />

1000 Covern beschreibt und illustriert. Zentral<br />

sind die „magischen sieben” LPs vom<br />

“Satin”-DAYS OF FUTURE PASSED über<br />

IN SEARCH OF THE LOST CHORD zu<br />

SEVENTH SOJOURN, betreut vom herzlich<br />

verbundenen Produzenten Tony Clarke<br />

und Tontüftler Derek Varnals. Obwohl weitere<br />

sieben folgen sollten, bleiben die Studio<br />

Recordings 1967–2003 auf fünf randvolle<br />

CDs beschränkt. Dies trotz zahlreicher unveröffentlichter<br />

Tracks wie “Eternity Road”,<br />

“When You’re A Free Man”, der Langversion<br />

von “Isn’t Life Strange” sowie Extras wie<br />

Jus tin Haywards legendäres “Blue Guitar”<br />

mit 10cc, 1975 als Blue Jays, dem Duo-<br />

Etikett mit Lodge gechartet. Dazu Solotrips<br />

von Thomas, Pinder – und Graeme Edge mit<br />

den Gurvitz-Bro<strong>the</strong>rs, die auch Ginger Baker<br />

dienten.<br />

Sechs CDs sind Konzerten der<br />

Band zwischen 1969 und 1997<br />

gewidmet: Neben dem Moodies-<br />

Handwerk, ihre anspruchsvoll<br />

sinfonischen Balladen<br />

detailgetreu zu reproduzieren,<br />

erstaunen rockigere<br />

Töne. ”The S<strong>to</strong>ry In Your<br />

Eyes”, 1992 in Colorado<br />

eingefangen, legt los<br />

wie Status Quo auf der<br />

Suche nach dem vierten<br />

Akkord. Klar ist die Band<br />

1997 im Birmingham NEC routinierter als in<br />

der atemberaubenden Albert-Hall-Atmosphäre<br />

1969 – abgeklärt wirkt sie nie. Bleiben je<br />

drei DVDs voller Promo-Filme und Fernsehshows<br />

(„Beat-Club”, „Colour Me Pop”, „Leo<br />

Sayer Show”) und klassische Alben in 5.1<br />

Surround gemixt: Von den „Magic 7” fehlt<br />

LOST CHORD – weil es sie schon so gab.<br />

Poster, Fo<strong>to</strong>s, Tickets – magisch, opulent, völlig<br />

unverzichtbar.<br />

(Universal, 1967–2003, 21/77:08, 21/87:13,<br />

17/ 78:59, 16/76:33, 15/77:07, 14/57:50,<br />

13/66:14, 14/76:30, 10/52:14, 10/58:02,<br />

14/79:50, 6 DVDs) utw<br />

Seite 30 ■ <strong>GoodTimes</strong> 4/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>

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