Diabetes Journal Diabetes-Folgen (Vorschau)
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Illustration: iStockphoto<br />
Gesundheitspolitik<br />
Interview mit Dr. Marco Penske, Boehringer Ingelheim<br />
„Zuversicht für<br />
Zusatznutzen“<br />
Es ist in Deutschland immer noch nicht zu<br />
haben: das neue <strong>Diabetes</strong>-Medikament<br />
Linagliptin (Trajenta; wir berichteten).<br />
Wie es jetzt weitergeht, erklärt Dr. Marco<br />
Penske von Boehringer Ingelheim.<br />
»»<br />
Für die Patienten bedeutet<br />
es eine Behandlungsalternative<br />
weniger.<br />
DJ: Das Institut für Qualität und<br />
Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen<br />
(IQWiG) sieht in seinem<br />
jüngsten Bericht vom Dezember<br />
2012 bei der frühen Nutzenbewertung<br />
für Linagliptin keinen Zusatznutzen,<br />
weil u. a. relevante Studien<br />
fehlen. Was ist dran an der Kritik?<br />
Dr. Marco Penske: Im September<br />
2012 haben wir ein neues Dossier<br />
für die frühe Nutzenbewertung<br />
eingereicht, was der Gesetzgeber<br />
seit Juni letzten Jahres erlaubt. Diese<br />
Möglichkeit haben wir genutzt.<br />
Uns überrascht allerdings, dass das<br />
IQWiG nun das Studiendesign von<br />
Linagliptin anzweifelt. Es kritisiert,<br />
dass wir ein Therapieregime – Sulfonylharnstoffe,<br />
deren Dosis langsam<br />
angepasst werden muss – mit<br />
einer Therapie – Linaglip tin, das<br />
nur einmal täglich als feste Dosis<br />
gegeben wird – vergleichen. Die<br />
beiden Wirkstoffe wurden jedoch<br />
ethisch vertretbar eingesetzt. So,<br />
wie es in den Fachinformationen<br />
vorgeschrieben ist. Der <strong>Diabetes</strong><br />
hat ja ein Stufenschema in der Behandlung,<br />
laut Leitlinien und nach<br />
Therapiehinweis des Gemeinsamen<br />
Bundesausschusses ( G-BA).<br />
Man bildet hier also den realen<br />
Versorgungsalltag ab. So sieht das<br />
auch die Deutsche <strong>Diabetes</strong> Gesellschaft.<br />
Die Studie wurde absolut<br />
korrekt durchgeführt und sollte<br />
deshalb vom G-BA akzeptiert<br />
werden.<br />
DJ: Linagliptin sollte in Deutschland<br />
schon im Oktober 2011 für<br />
Typ-2-Diabetiker eingeführt werden,<br />
ist hier aber immer noch nicht<br />
verfügbar. Welche Konsequenzen<br />
hat das für die Patienten?<br />
Penske: Für die Patienten bedeutet<br />
es, dass sie eine Alternative weniger<br />
haben, was die Behandlung ihres<br />
<strong>Diabetes</strong> angeht. Eine Alternative,<br />
die nach unserer Auffassung<br />
insbesondere für Patienten, die eine<br />
Nierenbeeinträchtigung haben,<br />
eine gute Option ist. Es ist hier zudem<br />
das einzig verfügbare Präparat,<br />
das keine Dosis anpassung benötigt.<br />
Linagliptin ist durch die<br />
einmal tägliche Einnahme einfach<br />
in der Anwendung. Und die Patienten<br />
müssen keine Angst vor Hypoglykämien<br />
haben, da es kein erhöhtes<br />
Risiko für Unterzuckerungen<br />
aufweist.<br />
DJ: Trotzdem gibt es Linagliptin<br />
ausgerechnet in Deutschland nicht,<br />
obwohl es hier entwickelt wurde.<br />
Wie ist da die Stimmung in Ihrem<br />
Unternehmen?<br />
Penske: Das hat zu einer großen<br />
Verwunderung im Konzern geführt.<br />
Schließlich kommt Linagliptin<br />
aus der Forschung Biberach,<br />
Deutschland ist also der Heimatmarkt.<br />
Und in rund 40 Ländern<br />
wie in Österreich, England oder<br />
Dänemark ist es inzwischen erfolgreich<br />
eingeführt.<br />
DJ: Wie stehen die Chancen, dass<br />
das Medikament in Deutschland<br />
40<br />
www.diabetes-journal.de<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong> 2 /2013