Umweltbericht - Stadt Bad Saulgau
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Pauschale Abschaltzeiten im ersten Betriebsjahr<br />
Allein auf Grundlage von Voruntersuchungen ist es nicht möglich, das Kollisionsrisiko<br />
an einem Anlagenstandort genau zu prognostizieren. Dies liegt daran, dass die Aktivitätsdichten<br />
der festgestellten Fledermausarten am Boden andere sind als in Gondelhöhe<br />
(Behr et al. 2011), Messungen aber meist am Boden durchgeführt werden. Zudem<br />
wird das Habitat beim Bau der Anlage verändert, so dass danach mit einer veränderten<br />
Artenzusammensetzung und -dichte zu rechnen ist. Aus diesem Grund müssen für das<br />
erste Betriebsjahr vorsorglich relativ pauschale Abschaltzeiten festgelegt werden.<br />
Auch ohne Kenntnis der Höhe und der genauen Phänologie der Fledermausaktivität an<br />
einem bestimmten Standort ist eine gewisse Einschränkung der Abschaltzeiten bezüglich<br />
Witterungsdaten möglich. In den letzten Jahren wurden weltweit Studien darüber<br />
durchgeführt, bei welchen Witterungsbedingungen die gemessene Fledermausaktivität<br />
besonders hohe Werte erreicht. Übereinstimmend wurde festgestellt, dass die Aktivität<br />
mit zunehmender Windgeschwindigkeit signifikant abnahm (z.B. Arnett 2005, Horn et al.<br />
2008, Behr et al. 2011). Nach Behr et al. (2011) liegt die Aktivitätsschwelle der Zwergfledermaus<br />
bei 98 % der registrierten Individuen unterhalb von 6 m/s Windgeschwindigkeit,<br />
Rauhhautfledermäuse waren auch noch bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 8<br />
m/s aktiv. Auch bei Temperaturen unter 10 °C war die Aktivität der Fledermäuse stark<br />
reduziert. Eine Einschränkung der Abschaltzeiten im ersten Betriebsjahr in Abhängigkeit<br />
von Windgeschwindigkeit und Temperatur ist somit sinnvoll. Durch diesen fledermausfreundlichen<br />
Betrieb wird mit großer Wahrscheinlichkeit gewährleistet, dass das Kollisionsrisiko<br />
für Fledermäuse in der ersten Zeit nach Inbetriebnahme der Anlagen nicht<br />
signifikant erhöht ist.<br />
Anlagenspezifische Abschaltzeiten ab dem zweiten Betriebsjahr<br />
Brinkmann et al. (2011) entwickelten eine Methode, um die pauschalen Abschaltzeiten<br />
an Windenergieanlagen weiter zu reduzieren, ohne dabei den Fledermausschutz zu<br />
vernachlässigen. Dazu wird das spezifische Aktivitätsmuster von Fledermäusen im Bereich<br />
der Windenergieanlage untersucht und auf dieser Datengrundlage konkrete Gefährdungszeiträume<br />
eingegrenzt. Die Aufnahme solcher Aktivitätsmuster ist erst möglich,<br />
wenn die Anlagen errichtet sind, da erst dann die Aktivität im Bereich der Gondel<br />
und des Rotorblattes über einen längeren Zeitraum hinweg beobachtet werden kann.<br />
Dazu werden Ultraschalldetektoren direkt im Bereich der Gondel angebracht, die die<br />
Fledermausaktivität dauerhaft erfassen. Auf Grundlage dieser Aktivitätsdaten wird ein<br />
Modell entwickelt, dass die Vorhersage der Fledermausaktivität aus den Einflussfaktoren<br />
Temperatur, Windgeschwindigkeit und Jahreszeit ermöglicht (Behr et al 2011). Ein<br />
weiteres Modell, das im Rahmen des Forschungsvorhabens aus Daten von Schlagopfernachsuchen<br />
entwickelt wurde, wird zur Vorhersage der Zahl der Schlagopfer aus der<br />
Konzentrationszone <strong>Saulgau</strong> / Herbertingen – Konfliktpotenzial Fledermäuse Seite 25