Danke - ChorPfalz online
Danke - ChorPfalz online
Danke - ChorPfalz online
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Eine große Aufgabe hatte sich<br />
die Chorjugend der Pfalz mit der<br />
Friedensmesse „The Armed Man“<br />
(Der bewaffnete Mann) von Karl<br />
Jenkins (*1944) gestellt. Und um<br />
es vorweg zu nehmen: Sie wurde<br />
mit zwei großartigen Aufführungen<br />
des Werkes in Landau<br />
und Pirmasens exzellent gelöst.<br />
Mehr als 400 Besucher waren in<br />
die zweite Aufführung der Messe<br />
am 2. November vergangenen<br />
Jahres in die Pirmasenser Pirminiuskirche<br />
gekommen. Am Ende<br />
gab es für die Ausführenden, den<br />
Projektchor, das Orchester der<br />
Süddeutschen Kammersolisten,<br />
das Solistenensemble und den<br />
Dirigenten Steffen Utech begeisterten,<br />
stehenden Applaus eines<br />
beeindruckten Publikums.<br />
Das Konzert hatte die Zuhörer in<br />
den Bann geschlagen, sie wachgerüttelt,<br />
ihnen den Schrecken<br />
des Krieges und die Angst der<br />
Menschen hörbar und erfahrbar<br />
gemacht, und ihnen schließlich<br />
die Botschaft „Better is peace -<br />
Besser ist Frieden“ nahe gebracht.<br />
Jenkins Werk besteht aus eingängiger<br />
Musik unterschiedlicher,<br />
auch moderner Stilrichtungen<br />
und verbindet inhaltlich den Ver-<br />
lauf eines Krieges mit Elementen<br />
der lateinischen Messe.<br />
Schon der erste Satz „L’homme<br />
armé“, der auf einem französischen<br />
Soldatenlied des 15.<br />
Jahrhunderts beruht, lässt erahnen,<br />
wie kriegerische Auseinandersetzungen<br />
eskalieren<br />
können. Es beginnt fast harmlos:<br />
Der Chor singt einstimmig, auf<br />
der Stelle marschierend, zum<br />
Rhythmus der Trommel und der<br />
Melodie der Piccoloflöte. Doch<br />
schon ertönen Trompetensignale,<br />
ein Angriff steht bevor, Pauken<br />
und Schlagwerk fallen ein, tutti,<br />
fortissimo, Paukenschlag … In<br />
die darauffolgende Stille hinein<br />
ertönt der islamische Gebetsruf<br />
„Allahu akbar“ (Gott ist groß), der<br />
von Vadat Karahan eindrucksvoll<br />
und ergreifend gesungen wird.<br />
Unmittelbar danach hat Jenkins<br />
das christliche Kyrie-Gebet<br />
„Herr, erbarme dich“ gesetzt. Die<br />
Botschaft ist deutlich: Christen<br />
und Muslime beten gemeinsam<br />
für den Frieden. Der 11-jährige<br />
Johannes Wingerter mit seiner<br />
klaren Knabenstimme lässt das<br />
Kyrie zusammen mit dem sauber<br />
intonierenden Chor und dem<br />
präzise aufspielenden Orchester<br />
zu einem der schönsten Sätze<br />
dieser Messe werden.<br />
In einheitlichem, gut phrasiertem<br />
unbegleitetem Gesang bitten<br />
dann die Männerstimmen mit<br />
Bibeltexten aus Psalm 56 und 59<br />
um die Gnade Gottes. Es folgt das<br />
lateinische „Sanctus“, das überraschenderweise<br />
als Marsch daherkommt<br />
und mit einem überaus<br />
farbigen und klangprächtigen<br />
„Hosanna in excelsis“ endet. In<br />
der „Hymn before Action“, dem<br />
„Lobgesang vor der Schlacht“,<br />
wird in den pathetischen Worten<br />
Rudyard Kiplings Gottes Hilfe für<br />
den Kampf erbeten.<br />
Jenkins setzt das musikalisch in<br />
einer dramatischen Hymne um,<br />
die an Filmmusik aus einem alten<br />
Hollywood-Monumentalwerk<br />
erinnert. Doch dann bricht es los:<br />
„Angriff, Charge!“ Der Chor stürzt<br />
sich, angetrieben von Blechbläsern<br />
und Pauken, rhythmisch<br />
verschachtelt, in die musikalische<br />
Schlacht. Unaufhaltsam<br />
steigert sich die Lautstärke: Die<br />
Sängerinnen und Sänger gehen<br />
bis an die Grenze des stimmlich<br />
Machbaren. In schrillen, hohen<br />
Frauenstimmen spiegelt sich<br />
<strong>ChorPfalz</strong> Januar/Februar 2009 Seite 5<br />
Die Fotos von der Aufführung in Pirmasens wurden uns dankenswerter Weise unentgeltlich von dem<br />
Pirmasenser Fotografen und Bildjournalisten Rüdiger Buchholz zur Veröffentlichung überlassen.<br />
The Armed Man<br />
das blanke Entsetzen über die<br />
hereinbrechende Gewalt. Die<br />
weite Akustik der Pirminiuskirche<br />
tut das übrige: Paukenschläge<br />
hämmern explosionsartig durch<br />
den Raum, dass es einem durch<br />
Mark und Bein fährt und man<br />
eine Ahnung davon bekommt,<br />
wie es sich anfühlen mag, mitten<br />
in einem Bombenangriff zu<br />
sitzen. Dann Stille - Regen fällt<br />
- ein Flügelhorn intoniert den<br />
Zapfenstreich.<br />
In den beiden folgenden Sätzen<br />
werden die schrecklichen Folgen<br />
des Krieges beschrieben. Das<br />
Solistenquartett mit Christiane<br />
Schmidt (Sopran), Barbara R.<br />
Grabowski (Alt), Dieter Jakobs<br />
(Tenor) und Michael Marz (Bass)<br />
singt eindringlich „Angry Flames“<br />
- „Zornige Flammen“ nach einem<br />
Text von Toge Sankichi. Dieser<br />
überlebte als Augenzeuge den<br />
Atombombenabwurf über Hiroshima<br />
und hat versucht, diese<br />
schreckliche Erfahrung in Worten<br />
auszudrücken. In „Torches“ - „Fackeln“,<br />
das auf dem etwa 400<br />
vor Christus entstandenen altindischen<br />
Mahabharatam-Epos<br />
beruht, wird das gleiche Grauen<br />
geschildert. Fast zweieinhalb-