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ÜBER RELIGION INS GESPRÄCH KOMMEN - Religionslehrer im ...

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eine Erklärung <strong>im</strong> Kontext der Schule verwirrt, bewirkt aber gleichzeitig<br />

eine Angstreduktion und hebt Schreibblockaden auf.<br />

Die Irritation mag auch in der Konfrontation mit einem den Schülern<br />

zunächst nichtssagendem Kunstgegenstand als Ausgangspunkt des<br />

Schreibens entstehen – ein Bild, ein Objekt, das als „Zumutung“ oder gar<br />

als „Unsinn“ bezeichnet wird oder auf keine Weise als in den<br />

Religionsunterricht gehörig betrachtet werden kann.<br />

Produktive Störungen tauchen auch auf, wenn ein Schreibanreiz dargeboten<br />

wird, der nicht mit den in der Schule üblichen Wahrnehmungskanälen zu<br />

erfassen ist – etwa ein Geruch. Der Phantasie sind (fast) keine Grenzen<br />

gesetzt.<br />

Bei der Planung eines Schreibanlasses ist zu beachten, dass eine<br />

Anweisung, die zunächst Widerstände „Das geht doch nicht! Was soll denn<br />

das?“ hervorruft, sich durch Widerständigkeit auszeichnet, <strong>im</strong>mer am besten<br />

geeignet ist, kreative, ganzheitliche Erkenntnisprozesse in Gang zu setzen,<br />

insofern kognitive und affektive Dissonanzen zur Auflösung drängen.<br />

Die Störung, der „Einbruch des Unerwarteten“ ist eine zentrale biblische<br />

und theologische Kategorie; so gesehen lässt sich das ganze Neue<br />

Testament als „Geschichte einer Störung“ lesen.<br />

Unter der Maßgabe, dass das Gespräch über Religion die Grundbewegungen<br />

religiöser Rede aufnehmen sollte, lohnt es, sich mit Paul Ricoeurs 266<br />

Überlegungen zur Struktur religiöser Sprache auseinander zu setzen, die<br />

eine Antwort auf die Frage versuchen, wie das „Neue“, „Unerwartete“,<br />

„Noch nicht Dagewesene“, das, was den bisherigen menschlichen<br />

Erfahrungshorizont überschreitet, so in sprachliche Form gebracht werden<br />

kann, dass es an den menschlichen Erfahrungshintergrund anknüpfend einen<br />

anderen Blick auf diese Wirklichkeit erlauben und damit eine neue<br />

D<strong>im</strong>ension von Wirklichkeit eröffnen kann (vgl. auch Henning Luther).<br />

266<br />

Ricoeur, Paul: Biblische Hermeneutik. In: Harnisch, Wolfgang (Hg.): Die<br />

neutestamentliche Gleichnisforschung <strong>im</strong> Horizont von Hermeneutik und<br />

Literaturwissenschaft. Darmstadt 1982, S. 248-340.<br />

Christina Fabian-Heidrich, Über Religion ins Gespräch kommen, 2002 113

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