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ÜBER RELIGION INS GESPRÄCH KOMMEN - Religionslehrer im ...

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wollen keine konkreten Unterrichtsverläufe be- bzw. vorschreiben, sondern<br />

„Wege“ aufzeigen, die sich in der Arbeit mit dem kreativen Schreiben<br />

auftun können.<br />

Beispiel 1: Reisen/Sich auf den Weg machen<br />

Reisen, sich auf den Weg machen, ist eine Tätigkeit, die ins Zentrum ganz<br />

gewiss der jüdisch-christlichen Religion, aber auch anderer Religionen trifft.<br />

Die „Reise als Weg des Menschen zu sich selbst, den anderen und zu Gott“<br />

ist somit eine, wenn nicht die zentrale Metapher für das religiöse Suchen<br />

und die damit verbundene Identitätsfindung des Menschen. 290<br />

Wie viele Metaphern aus dem Bereich der Religion (z.B. Licht) hat auch die<br />

Metapher „Weg“ sich ein wenig abgenutzt, ist zu einer Art Klischee<br />

geworden. Wenn man an den Reichtum, den die Metapher Reise/Weg nach<br />

wie vor in sich birgt, kommen will, um sich „auf den Weg“ für ein Gespräch<br />

über Religion zu begeben, wird man überraschende „Wege“ nehmen<br />

müssen. Ein solcher Weg ist etwa die Ankündigung zu Beginn des<br />

Religionsunterrichts, dass der Religionsunterricht eine gemeinsame Reise<br />

werden solle. Eine Reise machen, das ist prinzipiell positiv konnotiert. Die<br />

Ankündigung allerdings, dass der Religionsunterricht eine Reise sein solle,<br />

wird zunächst mit Kopfschütteln und Irritation quittiert, dem ein Gespräch<br />

über das, was Reisen eigentlich ist, folgen kann: Man kann reisen und<br />

nichts Neues sehen, nichts erfahren, und man kann an einem Ort bleiben<br />

und aufregende Erfahrungen machen. Reisen, wirkliches Reisen erweist<br />

sich so auf einer höheren Ebene als Metapher für „Erfahrungen machen, die<br />

berühren und verändern“. In diesem Sinn kann der Religionsunterricht eine<br />

Reise werden – eine Gruppenreise sozusagen, bei der es die Gruppe (die<br />

Klasse) gibt, die einzelnen Reisenden (die Schüler), den Reiseleiter (der<br />

290 Vgl. Sölle, Dorothee: Die Hinreise. Stuttgart 5 1979. Im Vorspann des Buches ist zu<br />

lesen: „Die „Reise“ ist ein altes Bild für die Erfahrungen der Seele auf dem Weg zu sich<br />

selbst. Die „Hinreise“, die in Meditation und Versenkung angetreten wird, ist die Hilfe der<br />

Religion auf den Weg der Menschen zu ihrer Identität. Christlicher Glaube akzentuiert die<br />

„Rückreise“ in die Welt und ihre Verantwortung. Aber er braucht eine tiefere<br />

Vergewisserung als die, die wir <strong>im</strong> Handeln erlangen: eben die „Hinreise“.“<br />

Christina Fabian-Heidrich, Über Religion ins Gespräch kommen, 2002 126

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