ÃBER RELIGION INS GESPRÃCH KOMMEN - Religionslehrer im ...
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Auf dieser Stufe gibt es allerdings noch eine ausdrückliche religiöse<br />
Ansprechbarkeit, allerdings losgelöst von den Inhalten christlicher<br />
Tradition. In dieser Phase besitzen diffuse religiöse Angebote, wie sie etwa<br />
der Okkultismus für Jugendliche bereithält, eine große Anziehungskraft. 95 .<br />
Eine weitere und dritte Stufe religiöser Indifferenz besteht in einem<br />
Indifferentismus gegenüber Bedeutungshierarchien überhaupt:<br />
„Dabei wird eine Sinn- oder Wertorientierung durchaus nicht bestritten,<br />
wohl aber die kollektive Verbindlichkeit eines Wertekanons in Abrede<br />
gestellt. Dem gegenüber wird häufig nur der Sachlogik eines dem eigenen<br />
Lebensbereich entsprungenen Ethos eine normative Gültigkeit zuerkannt.“ 96<br />
Diese Stufe bezeichnet den Verlust von Religion in einem umfassenderen<br />
und dramatischeren Verständnis, wie es in Buchers Ansatz zur<br />
Selbsteinschätzung kirchennah – gläubig – religiös nicht mehr vorkommt.<br />
Diese Stufe ist durch ein eher gelangweiltes Gesprächsverhalten<br />
gekennzeichnet. Dahinter steckt die Einstellung „soll doch jeder denken,<br />
was er will“, „was mir wichtig ist, geht nur mich etwas an und was andere<br />
denken, interessiert mich auch nicht so recht. Hauptsache, es stört mich<br />
keiner, ich bin ja auch tolerant.“ Eine solche vermeintliche „Toleranz“ hat<br />
neben der Interesselosigkeit, sich – zumal auch noch mit einem religiösen<br />
Gegenstand – auseinander zu setzen, auch eine große Interesselosigkeit<br />
aneinander und untereinander zur Folge, eine Anteilnahmelosigkeit am<br />
Standort des anderen, und, so behaupte ich, auch eine Verkümmerung der<br />
eigenen inneren Auseinandersetzung. Ist es doch in einem solchen Kl<strong>im</strong>a<br />
des Indifferentismus nicht nötig, die Anstrengung des Gedankens zu<br />
unternehmen, in einen Austausch zu gehen: Aber allein in der wachen<br />
Wahrnehmung des Fremden kann das Eigene sich <strong>im</strong> guten Sinne<br />
profilieren und wachsen (vgl. Kapitel 3). Es ist m.E. genau diese dritte<br />
Phase des Religionsverlustes, die in Beziehungs- und Bindungslosigkeit<br />
überhaupt münden kann und die deshalb eine große Herausforderung<br />
95 Anton Bucher hat sich für die Formulierung der Items kirchennah/gläubig/religiös<br />
offensichtlich der Kaufmannschen Differenzierung bedient.<br />
96 Haunhorst, Benno: Der Gegenwart einen Namen geben. In rhs 34. Jg., 3/1991, S. 163.<br />
Christina Fabian-Heidrich, Über Religion ins Gespräch kommen, 2002 38