09.06.2014 Aufrufe

ÜBER RELIGION INS GESPRÄCH KOMMEN - Religionslehrer im ...

ÜBER RELIGION INS GESPRÄCH KOMMEN - Religionslehrer im ...

ÜBER RELIGION INS GESPRÄCH KOMMEN - Religionslehrer im ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

einer Gruppe, die gemeinsam das Geschehen mitbest<strong>im</strong>mt und gestaltet und<br />

auch Ziele setzt definieren, als vielmehr als vereinzelte Individuen, die mit<br />

der Zeit unterschiedliche Techniken erlernt haben, <strong>im</strong> System Schule<br />

unauffällig und mit möglichst geringem Aufwand, und, was die geforderten<br />

Resultate angeht, effektiv zu existieren.<br />

Jeder Schüler <strong>im</strong> Sekundarbereich hat <strong>im</strong> Laufe der Zeit bereits unzählige<br />

Erfahrungen mit „Gruppenleitern“, sprich Lehrern gemacht. Und: Klassen<br />

erleben sich zeitgleich mit je unterschiedlichen Lehrern in den<br />

verschiedenen Fächern als sehr unterschiedliche „Gruppe“. Hinzu kommt:<br />

Vor allen schulischen Gruppenerfahrungen bringt jeder Schüler bereits<br />

unzählige Prägungen durch seine erste Gruppe, die Familie, mit.<br />

Es lässt sich also sagen, dass „es“ schon lange angefangen hat, bevor es<br />

anfängt – <strong>im</strong> Klartext: Die Anfangssituation einer Klasse <strong>im</strong><br />

Religionsunterricht ist maßgeblich beeinflusst von biografischen und<br />

zeitgleichen Gruppenerfahrungen der Schüler und damit auch von<br />

best<strong>im</strong>mten Verhaltensregeln und –normen, die <strong>im</strong> seltensten Fall bewusst<br />

und reflektiert und gerade in Anfangssituationen unbewusst reproduziert<br />

werden.<br />

Dieses unbewusste Reproduzieren von erworbenen und nicht reflektierten<br />

Verhaltensregeln – eine Art gehe<strong>im</strong>er Lehrplan, könnte man sagen – droht<br />

die Schule zu einer Schule der Anpassung in Gruppen, in Gesellschaft<br />

allgemein zu machen, statt zu einem Laboratorium lebendiger, kreativer<br />

Weltaneignung und Selbstwerdung in Gemeinschaft. Die Klasse als<br />

„Zwangsgemeinschaft“ wird in besonders hohem Maße am Anfang der<br />

Unterrichtssituation das suchen, was alle Gruppen am Anfang wünschen:<br />

Sicherheit.<br />

„In der Anfangsphase in Gruppen begegnen Menschen einander mit ihren<br />

Sicherheitsstrategien. Das ist der Grund dafür, dass eine Atmosphäre der<br />

Nichtbezogenheit entsteht, so freundlich und bemüht einzelne<br />

Kontaktversuche auch sein mögen. Warum ist das so? Jeder Eintritt in eine<br />

fremde Gruppe ist eine Bedrohung für unsere Identität und rührt Ängste an,<br />

die ganz am Anfang unseres sozialen Werdens liegen, als wir noch niemand<br />

waren und total abhängig von unserer Umgebung. Ohne Gruppe war<br />

Überleben nicht möglich. In einer fremden Gruppe wissen wir nicht, ob wir<br />

angenommen werden. (...) Vielleicht kommen ganz unangenehme Dinge<br />

Christina Fabian-Heidrich, Über Religion ins Gespräch kommen, 2002 63

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!