ÃBER RELIGION INS GESPRÃCH KOMMEN - Religionslehrer im ...
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Gebrauchsanweisung für mich und mein Gepäck<br />
Wer reist n<strong>im</strong>mt sich mit (Ernst Bloch)<br />
Die Erklärung erfolgt in verschiedenen Schritten. Bitte seien Sie<br />
sorgfältig und beenden Sie jeden der Schritte , ehe Sie zu dem<br />
nächsten Schritt übergehen.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg:<br />
• Nehmen Sie stets Ihr ganzes Gepäck mit sich, egal ob das jetzt<br />
kleinere Probleme, Sorgen, Kummer oder sonst was ist. Denn ohne<br />
Ihr ganzes Gepäck sind Sie nicht Sie selbst, sondern Sie<br />
versuchen jemanden nachzuahmen oder Sie gestehen sich etwas von<br />
Ihnen nicht ein.<br />
• Nachdem Sie den ersten Schritt erfolgreich abgeschlossen haben,<br />
können Sie nun zum zweiten Schritt übergehen. Sie tragen Ihr<br />
Gepäck jetzt überall mit hin. Und nun können Sie anderen Leuten<br />
Ihr Gepäck auch anvertrauen. Es hilft ja manchmal, wenn man mit<br />
jemandem über seine Probleme spricht. Sie sollten jedoch nicht<br />
jedem Ihre persönlichen Probleme erzählen, sondern nur einer<br />
Person, der Sie voll und ganz vertrauen können. Sie sollten<br />
ruhig auch mal anderen zuhören, wenn jene Ihnen ihre Sorgen<br />
anvertrauen, so können Sie dann vielleicht auch besser mit Ihren<br />
eigenen Problemen umgehen..<br />
• Nach den abgeschlossenen zwei Schritten haben Sie schon fast<br />
alles bestanden. Hier nur noch ein paar kleinere Tips, die Sie<br />
stets befolgen sollten.<br />
- Fressen Sie Ihren Kummer nicht in sich hinein, denn sonst<br />
werden Sie auch noch dicker.<br />
- Erzählen Sie die Sorgen, wie schon gesagt, an eine<br />
vertrauenswürdige Person, der Sie es auch wirklich<br />
erzählen wollen und können.<br />
- Leben Sie Ihr Leben so, wie Sie es für richtig halten.<br />
Lassen Sie sich nicht von anderen Personen beeinflussen,<br />
wie Sie Ihr Leben zu leben haben, denn es ist Ihre<br />
Entscheidung, was Sie damit machen!<br />
Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg und alles Gute.<br />
Das Wort „Gebrauchsanweisung“ hat die Schreiberin zu einer Anweisung<br />
<strong>im</strong> Stil einer Computeranweisung an<strong>im</strong>iert. Sie hat spontan eine größere<br />
Distanzierung gewählt als die Anweisung vorgab, sie hat nämlich nicht<br />
geschrieben, wie man ihr Gepäck behandeln solle, so wie es die Überschrift<br />
vorgab, sondern eine Anweisung an eine dritte Person entwickelt. Im<br />
Prinzip enthalten ist in dem Text, wie sie mit ihrem „Gepäck“ umgeht und<br />
was sie sich von den anderen erhofft. Im Bereich der konventionellen<br />
Schreibaufgaben (z.B. <strong>im</strong> Deutschunterricht) wäre das Thema verfehlt. Für<br />
das kreative Schreiben gilt, dass das Thema nicht verfehlt werden kann, ja<br />
sogar, dass man Anweisungen außer Acht lassen darf. Wichtig bleiben die<br />
Anweisungen trotzdem, weil man sich an ihnen, wie auch <strong>im</strong>mer, abarbeiten<br />
muss. Souverän ist die Schülerin den Weg der Distanzierung gegangen, um<br />
Ihres ausdrücken zu können, in angemessenem Abstand zu ihrer Person.<br />
Christina Fabian-Heidrich, Über Religion ins Gespräch kommen, 2002 128