ÃBER RELIGION INS GESPRÃCH KOMMEN - Religionslehrer im ...
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Schlagwort des „religiösen Indifferentismus“, der undifferenzierte Gebrauch<br />
dieses Begriffes hat sich, was die Wahrnehmung der Schüler angeht, m.E.<br />
zuweilen in der religionspädagogischen Diskussion als Er-Schlagwort<br />
erwiesen, als Legit<strong>im</strong>ation, wenn bei aller Mühe der Religionsunterricht<br />
mangels Interesse der Schüler nicht gelingen will.<br />
Es lohnt sich nun, mit Franz-Xaver Kaufmann 90 zu differenzieren, was sich<br />
mit dem Etikett der vielzitierten und bejammerten „religiösen Indifferenz“<br />
verbindet.<br />
„Indifferentismus, das vorab, meint eine Haltung der Gleichgültigkeit. Auf<br />
den ersten Blick ist die abwertende Perspektive enthalten, wertneutral aber<br />
ist damit eine Haltung definiert, in der die Hierarchie der Sinnangebote und<br />
Werte aufgelöst ist: Man macht keinen Unterschied: das ist der springende<br />
Punkt (...). Indifferenz bedeutet, daß das, in Bezug worauf man indifferent<br />
ist, für einen eine geringe Bedeutung, eine geringe Wertigkeit hat.“ 91<br />
Es gilt nun sorgfältig zu beschreiben, was unter „religiösen<br />
Indifferentismus“ in einer pluralistisch verfassten Gesellschaft zu verstehen<br />
ist, in der Religion nicht mehr selbstverständlich an der Spitze der<br />
Bedeutungshierarchien steht.<br />
Kaufmann unterscheidet vier Stufen des religiösen Indifferentismus. Die<br />
erste Stufe meint die Indifferenz gegenüber der Kirche oder Konfession.<br />
Kaufmann spricht von „Entkirchlichung“ 92 als dem Bedeutungsverlust der<br />
christlichen Kirchen für das gesellschaftliche Leben und die Identität des<br />
Einzelnen. Wenn man etwa den regelmäßigen Kirchenbesuch als Ausdruck<br />
der Bindung an eine kirchliche Gemeinschaft deutet, 93 trifft dies, mit<br />
zunehmenden Alter für die Mehrzahl der Schüler zu.<br />
Die zweite Stufe, die „Entchristlichung“ benennt die Indifferenz gegenüber<br />
spezifischen christlichen Sinngehalten und ihren Bedeutungen.<br />
„Die spezifisch christlichen Sinngehalte verlieren an Bedeutung oder<br />
geraten in Vergessenheit (...). Häufig wissen die Leute gar nicht mehr, was<br />
christlich ist, auch wenn sie sich noch als Christen bezeichnen.“ 94<br />
90 Kaufmann, Franz-Xaver: Religiöse Indifferenz als Herausforderung. In: rhs 31. Jahrgang,<br />
Heft 2/1988, S. 67-75.<br />
91 Ebd. S. 67.<br />
92 Ebd. S. 69.<br />
93 Vgl. a.a.O. Bucher, 2000, S. 81.<br />
94 A.a.O. Kaufmann 1988, S. 67.<br />
Christina Fabian-Heidrich, Über Religion ins Gespräch kommen, 2002 37