ÃBER RELIGION INS GESPRÃCH KOMMEN - Religionslehrer im ...
ÃBER RELIGION INS GESPRÃCH KOMMEN - Religionslehrer im ...
ÃBER RELIGION INS GESPRÃCH KOMMEN - Religionslehrer im ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die Würdigung und die Pflege der kreativen, sprich schöpferischen<br />
Eigenschaften des Menschen kann also theologisch gedeutet werden als<br />
Wahrnehmung der Freiheit: Als Geschöpf selber <strong>im</strong> Sinn des Schöpfers<br />
tätig zu sein, Neues zu denken und zu schaffen und eben nicht dem Bereich<br />
der Re-produktion verhaftet zu bleiben. Eine schönere Begründung für<br />
kreatives Tun <strong>im</strong> Religionsunterricht ließe sich kaum finden.<br />
Es erübrigt sich fast zu erwähnen, dass die Erfahrung, selbst schöpferisch zu<br />
sein, zu einem viel tieferen Verständnis dessen führen kann, was in Gen<br />
1,27 mit der Aussage: „Der Mensch ist Ebenbild Gottes“ gemeint ist. 284<br />
Ein weiterer Aspekt, des religionspädagogischen Nutzens des kreativen<br />
Schreibens, sei genannt: Wenn Schüler eigene Texte schreiben, bekommen<br />
sie Zugang zu ihrer inneren Bilderwelt, ihrer Form gestalteten Sprechens<br />
und Schreibens. Wer Zugang zu seiner eigenen Bilderwelt hat, wird mit viel<br />
größerer Selbstverständlichkeit den Brückenschlag zur Erzählweise und zur<br />
Bildersprache der Bibel machen können, wird Eigenes wiederentdecken und<br />
auf andere Weise aus dem reichen Fundus der biblischen Bilderwelt<br />
schöpfen können.<br />
6.4.2.3 Die Veröffentlichungsphase – Von der Kommunikation zur<br />
communio<br />
In 6.3. habe ich ausführlich die Modalitäten der Veröffentlichungsphase in<br />
ihren Auswirkungen auf den Prozess der Gruppenkohäsion beschrieben:<br />
Vermittelt über die „Sache“, den eigenen Text entsteht in der<br />
Veröffentlichungsphase <strong>im</strong> „Resonanzhören“ eine sehr besondere<br />
284 Dazu vgl. die Antwort des Malers Matisse auf die Frage seines Freundes Louis Aragon,<br />
ob er an Gott glaube: „Matisse zögerte zunächst und soll dann folgende Antwort gegeben<br />
haben: „... Wenn ich male und sehe, daß meine Pinsel wie von einer fremden Hand geführt<br />
werden und wunderbare Malerei entsteht, die zu erreichen ich nicht zu hoffen wagte, dann<br />
glaube ich an Gott. Wenn das aber zu Ende gebracht ist und ich die Pinsel wieder zur Seite<br />
lege, dann glaube ich nicht mehr an ihn“ zitiert nach Mack Rudolf/Volpert Dieter: Die<br />
Bibel. Anregungen für das Leben. Lehrerheft, Stuttgart 1998, S. 55.<br />
Christina Fabian-Heidrich, Über Religion ins Gespräch kommen, 2002 121